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BUA 1,22
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Ungehorsam widerspenstig seid, so will ich es dennoch nicht, damit es nicht
den Anschein hat, ich würde einem solch großen Mann eine solch große
Last aufzwingen. Ich bitte deshalb Gott, welcher ,der Betrachter aller
Herzen‘ ist, dass er es euch nicht nur für das Amt, das ihr verschmäht,
vergelten soll, sondern geradezu für jedes fruchtlose Werk von euch.“ 5
Welch wunderbare Sache! Bald nach diesen Worten befiel ihn ein
viertägiges Fieber mit Ausfluss aus dem Bauch und quälte ihn unheilbar bis
ans Ende seines Lebens, fünfundzwanzig Jahre lang. Und nun höre, Leser,
das wundersame Urteil Gottes über diesen Mann. Er war nämlich so
bedeutend und so beschaffen, dass ihm der Herr Jesus Christus, wie wir von 10
Bruder Ägidius vom Predigerorden in Gent erfahren haben,4 vor dem Tod
sichtbar erschien, als sei er gerade erst ans Kreuz geschlagen worden, und
ihm sagte, dass er vor dem Ende des Monats August sterben würde. In
keiner Weise aber wollte der Herr ihm in diesem Leben Schonung
gewähren, ohne dass er ihn für seinen Ungehorsam über eine solche 15
Zeitspanne geißelte. Was passiert also mit uns Unglücklichen, die wir oft
unseren Eltern gegenüber ungehorsam gewesen sind und gegenüber den
Vorstehern und am meisten von allen gegenüber Gott, der uns geschaffen
hat und uns nährt, der einen vollkommenen Menschen allein wegen seines
Ungehorsams nicht geschont hat? 20
Die Bienen der Getreuen sollen also lernen, demütig und aufrichtig mit
ihrem Vorsteher übereinzustimmen und um ihn herum stets den Gehorsam
aufrecht zu erhalten. Die Vorsteher sollen Frieden mit den Untergebenen
bewahren, und die Untergebenen sollen Frieden mit dem Vorsteher halten,
damit bei den Untergebenen die Frucht der Ehre und Gnade emporwächst 25
und dadurch beim Vorsteher auch in der Gegenwart Ruhm angehäuft wird;
so kann der Vorsteher mit seinen Untergebenen auf ewig vollkommenen
Frieden genießen. Es folgt:
^Offenbar Ägidius von Saint-Omer OP, Mitglied des Dominikanerkonvents von Gent. S. hierzu
DE JONGHE, Belgium Dominicanum, S. 63-64.
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Ungehorsam widerspenstig seid, so will ich es dennoch nicht, damit es nicht
den Anschein hat, ich würde einem solch großen Mann eine solch große
Last aufzwingen. Ich bitte deshalb Gott, welcher ,der Betrachter aller
Herzen‘ ist, dass er es euch nicht nur für das Amt, das ihr verschmäht,
vergelten soll, sondern geradezu für jedes fruchtlose Werk von euch.“ 5
Welch wunderbare Sache! Bald nach diesen Worten befiel ihn ein
viertägiges Fieber mit Ausfluss aus dem Bauch und quälte ihn unheilbar bis
ans Ende seines Lebens, fünfundzwanzig Jahre lang. Und nun höre, Leser,
das wundersame Urteil Gottes über diesen Mann. Er war nämlich so
bedeutend und so beschaffen, dass ihm der Herr Jesus Christus, wie wir von 10
Bruder Ägidius vom Predigerorden in Gent erfahren haben,4 vor dem Tod
sichtbar erschien, als sei er gerade erst ans Kreuz geschlagen worden, und
ihm sagte, dass er vor dem Ende des Monats August sterben würde. In
keiner Weise aber wollte der Herr ihm in diesem Leben Schonung
gewähren, ohne dass er ihn für seinen Ungehorsam über eine solche 15
Zeitspanne geißelte. Was passiert also mit uns Unglücklichen, die wir oft
unseren Eltern gegenüber ungehorsam gewesen sind und gegenüber den
Vorstehern und am meisten von allen gegenüber Gott, der uns geschaffen
hat und uns nährt, der einen vollkommenen Menschen allein wegen seines
Ungehorsams nicht geschont hat? 20
Die Bienen der Getreuen sollen also lernen, demütig und aufrichtig mit
ihrem Vorsteher übereinzustimmen und um ihn herum stets den Gehorsam
aufrecht zu erhalten. Die Vorsteher sollen Frieden mit den Untergebenen
bewahren, und die Untergebenen sollen Frieden mit dem Vorsteher halten,
damit bei den Untergebenen die Frucht der Ehre und Gnade emporwächst 25
und dadurch beim Vorsteher auch in der Gegenwart Ruhm angehäuft wird;
so kann der Vorsteher mit seinen Untergebenen auf ewig vollkommenen
Frieden genießen. Es folgt:
^Offenbar Ägidius von Saint-Omer OP, Mitglied des Dominikanerkonvents von Gent. S. hierzu
DE JONGHE, Belgium Dominicanum, S. 63-64.