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BUA 1,25
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Zeichen der reinlichsten Keuschheit, das er zur Erinnerung an den Tod
Christi auf die allerfesteste Weise ins Fleisch eingeschrieben trug?10
[7] Ich habe im Gebiet von Brabant persönlich ein Mädchen von
vorzüglicher Heiligkeit gekannt, über die durch wahrsprechende Brüder des
Predigerordens erwiesenermaßen überliefert wurde, dass durch die 5
beharrliche Betrachtung der Leiden und Wunden Christi an ihrer Seite über
mehrere Jahre hinweg eine enorme Wunde erschien, aus der selbst beinahe
kontinuierlich in großer Menge Blut floss.11 Wir haben einen kleinen Teil
von ihrem Blut zum Nachweis eines so großen Wunders gesehen: Obwohl
es lange in einer gläsernen Vase aufbewahrt wurde, hatte sich weder die Art 10
der Farbe noch die des Geruchs geändert.
[8] Dazu: Durch einen wahren Bericht habe ich von einem Märtyrer unserer
Zeit erfahren, dass er, nachdem er gefangen genommen worden war, einem
heidnischen Tyrannen diente und dass jener diesen auf höchst anständige
Weise behandelte; da der Märtyrer aber seufzend umherging, fragte der 15
überraschte Tyrann ihn nach dem Grund für seine Traurigkeit und warum er
sich nicht mit den anderen Sklaven freue. Ihm antwortete der Märtyrer: „Ich
freue mich nicht mit den anderen, sondern gehe immer traurig umher, weil
ich die Erinnerung an den Tod meines Gottes und die Wundmale seines
Leidens stets in meinem Herzen trage.“ Als der Tyrann dies bald darauf 20
hörte, war er sehr entrüstet und sagte: „Ich will bewiesen haben, was du
gesagt hast.“ Und unverzüglich befahl er, nachdem ein Henker
herbeigerufen worden war, aus der offenen Brust des Märtyrers dessen Herz
herauszureißen und mit einem Messer durch die Mitte zu schneiden, wo
sofort zur Verwunderung des Tyrannen und seiner Untergebenen eine 25
wundersame Sache zu sehen war, denn man fand den einen Teil des Herzens
als kleines Siegelbild, den anderen Teil aber als Abdruck, welcher das
Bildnis des gekreuzigten Christus enthielt. Als er dies sah, begann der
Tyrann bald zu glauben und nahm mit all seinen Untertanen die heilige
Taufe an. Welch Wunder? Einst war Christus durch den Propheten 30
10Zum Phänomen des „eingeschriebenen Kreuzes“ als Stigma und der damit verbundenen
Meditationspraxis über das Kreuz Christi s. POLO DE BEAULIEU, La legende du coeur inserit.
^Beschrieben wird eine Stigmatisation, also das Auftreten der Wundmale Christi (bzw. hier:
eines Wundmals) am Körper des Mädchens. Als erstes Beispiel für eine Stigmatisation gilt die
Brabanter Mystikerin Maria von Oignies (1177-1213), die sich laut der Lebensbeschreibung des
Jakob von Vitry selbst Wunden zufügte - möglicherweise zur Nachempfindung der Passion
Christi. S. dazu Jac. Vitr Vita Mariae. Oign. I, cap. 2, § 22, S. 641. S. zur Deutung
DlNZELBACHER, Diesseits, S. 162-163 und mit einer abweichenden Deutung GEYER, Einleitung,
S. 50-51.
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Zeichen der reinlichsten Keuschheit, das er zur Erinnerung an den Tod
Christi auf die allerfesteste Weise ins Fleisch eingeschrieben trug?10
[7] Ich habe im Gebiet von Brabant persönlich ein Mädchen von
vorzüglicher Heiligkeit gekannt, über die durch wahrsprechende Brüder des
Predigerordens erwiesenermaßen überliefert wurde, dass durch die 5
beharrliche Betrachtung der Leiden und Wunden Christi an ihrer Seite über
mehrere Jahre hinweg eine enorme Wunde erschien, aus der selbst beinahe
kontinuierlich in großer Menge Blut floss.11 Wir haben einen kleinen Teil
von ihrem Blut zum Nachweis eines so großen Wunders gesehen: Obwohl
es lange in einer gläsernen Vase aufbewahrt wurde, hatte sich weder die Art 10
der Farbe noch die des Geruchs geändert.
[8] Dazu: Durch einen wahren Bericht habe ich von einem Märtyrer unserer
Zeit erfahren, dass er, nachdem er gefangen genommen worden war, einem
heidnischen Tyrannen diente und dass jener diesen auf höchst anständige
Weise behandelte; da der Märtyrer aber seufzend umherging, fragte der 15
überraschte Tyrann ihn nach dem Grund für seine Traurigkeit und warum er
sich nicht mit den anderen Sklaven freue. Ihm antwortete der Märtyrer: „Ich
freue mich nicht mit den anderen, sondern gehe immer traurig umher, weil
ich die Erinnerung an den Tod meines Gottes und die Wundmale seines
Leidens stets in meinem Herzen trage.“ Als der Tyrann dies bald darauf 20
hörte, war er sehr entrüstet und sagte: „Ich will bewiesen haben, was du
gesagt hast.“ Und unverzüglich befahl er, nachdem ein Henker
herbeigerufen worden war, aus der offenen Brust des Märtyrers dessen Herz
herauszureißen und mit einem Messer durch die Mitte zu schneiden, wo
sofort zur Verwunderung des Tyrannen und seiner Untergebenen eine 25
wundersame Sache zu sehen war, denn man fand den einen Teil des Herzens
als kleines Siegelbild, den anderen Teil aber als Abdruck, welcher das
Bildnis des gekreuzigten Christus enthielt. Als er dies sah, begann der
Tyrann bald zu glauben und nahm mit all seinen Untertanen die heilige
Taufe an. Welch Wunder? Einst war Christus durch den Propheten 30
10Zum Phänomen des „eingeschriebenen Kreuzes“ als Stigma und der damit verbundenen
Meditationspraxis über das Kreuz Christi s. POLO DE BEAULIEU, La legende du coeur inserit.
^Beschrieben wird eine Stigmatisation, also das Auftreten der Wundmale Christi (bzw. hier:
eines Wundmals) am Körper des Mädchens. Als erstes Beispiel für eine Stigmatisation gilt die
Brabanter Mystikerin Maria von Oignies (1177-1213), die sich laut der Lebensbeschreibung des
Jakob von Vitry selbst Wunden zufügte - möglicherweise zur Nachempfindung der Passion
Christi. S. dazu Jac. Vitr Vita Mariae. Oign. I, cap. 2, § 22, S. 641. S. zur Deutung
DlNZELBACHER, Diesseits, S. 162-163 und mit einer abweichenden Deutung GEYER, Einleitung,
S. 50-51.