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begonnen hatte wie ein leuchtender Horizont, in die ganze Welt kräftiger ausstrahle.
Daher kommt es, dass ich über diesen äußerst heiligen Mann selbst nur wenige, aber
umso feierlichere Wunder aufschreiben wollte, die freilich durch ihre sehr
augenscheinliche Wahrheit in der ganzen Lombardei geschätzt und verbreitet
worden sind.6
[4] Nachdem sein Ruhm hinsichtlich der Wunder und sein bei vielen Menschen
gefeierter Ruf den besagten ehrwürdigen Bruder Johannes hoch erhoben hatten,
folgte also eine zahllose Volksmenge täglich seiner Predigt. Er konnte daher nicht
zu Fuß umhergehen, weil sich fast jeder Einzelne bemühte, ihn zu berühren oder
einen Teil seiner Kleider zum Segen an sich zu reißen. Also befahl er einem
gewissen benachbarten Vorsteher, nachdem er in einem Dorf vor einer Volksmenge,
die zahllos zusammengekommen war, gepredigt hatte und sich keineswegs zu Fuß
hätte entfernen können, dass er ihm ein Pferd überlassen solle, um in ein anderes
Dorf zu gelangen. Der bereits genannte Vorsteher erwiderte ihm gegenüber, dass er
kein Pferd habe außer jenem, das niemanden als Reiter aufnahm außer seinen
eigenen Herrn oder den, der seit langem für das Pferd sorgte. Sobald also ein Bote
dem heiligen Bruder dies meldete, ließ er dem Vorsteher zurückmelden, dass er ihm
das Pferd überlassen solle, wie ungestüm es auch immer sei. Der Vorsteher überließ
ihm also gerne das Pferd, das gefährlicher war als fast jedes wilde Tier. Und als der
heilige Mann das heftig schnaubende Pferd erblickte, zeichnete er sofort das Zeichen
des Kreuzes auf die Stirn jenes Tieres und sprach: „Es besänftige dich Christus, ,der
Friedenslürst1.“ Welch wunderbares Ereignis, welch erstaunliches Wunder! Bald
beugte das Pferd, während die ganze Volksmenge zusah, zur Zahmheit gewendet die
Knie und bot dem Hinaufsteigenden seinen Rücken dar. Unter der Bewunderung der
Volksmenge bestieg der Bruder das Pferd und eilte, während er sich von allen
verabschiedete, zum gewünschten Ziel und schickte das Pferd, jetzt aber äußerst
zahm wie ein Lamm, dem Vorsteher zurück. Der Vorsteher aber hatte die Wundertat
inzwischen durch die überall verbreitete Geschichte gehört und schickte besagtem
Bruder das Pferd zurück, wobei er es ihm mit diesen Worten anvertraute: „Es liegt
mir fern, dass ich Unwürdiger weiterhin das Pferd besteige, in dem Gott ein so
großes Wunder gezeigt hat. Ihr aber mögt es benutzen, wie es euch beliebt.“ Also
benutzte es der heilige Bruder von jenem Tag an für lange Zeit und mehrere Jahre
und er bestieg jenes niemals, ohne dass das Pferd vor dem Aufsteigen die Knie
beugte.
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('Zu den Wunder- und Exempelgeschichten über Johannes s. SUTTER, Johann von Vicenza, S. 63-
93 sowie THOMPSON, Revival Preachers, S. 110-135.
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begonnen hatte wie ein leuchtender Horizont, in die ganze Welt kräftiger ausstrahle.
Daher kommt es, dass ich über diesen äußerst heiligen Mann selbst nur wenige, aber
umso feierlichere Wunder aufschreiben wollte, die freilich durch ihre sehr
augenscheinliche Wahrheit in der ganzen Lombardei geschätzt und verbreitet
worden sind.6
[4] Nachdem sein Ruhm hinsichtlich der Wunder und sein bei vielen Menschen
gefeierter Ruf den besagten ehrwürdigen Bruder Johannes hoch erhoben hatten,
folgte also eine zahllose Volksmenge täglich seiner Predigt. Er konnte daher nicht
zu Fuß umhergehen, weil sich fast jeder Einzelne bemühte, ihn zu berühren oder
einen Teil seiner Kleider zum Segen an sich zu reißen. Also befahl er einem
gewissen benachbarten Vorsteher, nachdem er in einem Dorf vor einer Volksmenge,
die zahllos zusammengekommen war, gepredigt hatte und sich keineswegs zu Fuß
hätte entfernen können, dass er ihm ein Pferd überlassen solle, um in ein anderes
Dorf zu gelangen. Der bereits genannte Vorsteher erwiderte ihm gegenüber, dass er
kein Pferd habe außer jenem, das niemanden als Reiter aufnahm außer seinen
eigenen Herrn oder den, der seit langem für das Pferd sorgte. Sobald also ein Bote
dem heiligen Bruder dies meldete, ließ er dem Vorsteher zurückmelden, dass er ihm
das Pferd überlassen solle, wie ungestüm es auch immer sei. Der Vorsteher überließ
ihm also gerne das Pferd, das gefährlicher war als fast jedes wilde Tier. Und als der
heilige Mann das heftig schnaubende Pferd erblickte, zeichnete er sofort das Zeichen
des Kreuzes auf die Stirn jenes Tieres und sprach: „Es besänftige dich Christus, ,der
Friedenslürst1.“ Welch wunderbares Ereignis, welch erstaunliches Wunder! Bald
beugte das Pferd, während die ganze Volksmenge zusah, zur Zahmheit gewendet die
Knie und bot dem Hinaufsteigenden seinen Rücken dar. Unter der Bewunderung der
Volksmenge bestieg der Bruder das Pferd und eilte, während er sich von allen
verabschiedete, zum gewünschten Ziel und schickte das Pferd, jetzt aber äußerst
zahm wie ein Lamm, dem Vorsteher zurück. Der Vorsteher aber hatte die Wundertat
inzwischen durch die überall verbreitete Geschichte gehört und schickte besagtem
Bruder das Pferd zurück, wobei er es ihm mit diesen Worten anvertraute: „Es liegt
mir fern, dass ich Unwürdiger weiterhin das Pferd besteige, in dem Gott ein so
großes Wunder gezeigt hat. Ihr aber mögt es benutzen, wie es euch beliebt.“ Also
benutzte es der heilige Bruder von jenem Tag an für lange Zeit und mehrere Jahre
und er bestieg jenes niemals, ohne dass das Pferd vor dem Aufsteigen die Knie
beugte.
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('Zu den Wunder- und Exempelgeschichten über Johannes s. SUTTER, Johann von Vicenza, S. 63-
93 sowie THOMPSON, Revival Preachers, S. 110-135.