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BUA 11,1
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[16] Ich sah auch einen anderen Bruder des Predigerordens, Odo mit
Namen, Lehrer in den Rechtswissenschaften,20 einen ehrwürdigen und guten
Mann, der selten essen wollte, was durch den Samenfluss vom Tier stammt,
sondern seinen Körper durch Kohl und Erbsen rein hielt. Diesem wurde
beim Eintritt in den Orden das Ende seines Lebens offenbart und dieses 5
offenbarte er den Brüdern an einem festgesetzten Tag vor seinem Tod.
[17] Ich sah auch einen anderen Mann von verdientem Leben aus dem
Orden der Minderbrüder, den Bruder Wilhelm von Militona, der als
Magister der Theologie in Paris ein sehr ehrwürdiges und demütiges Leben
führte.21 Und als er eines Tages in Paris predigte, verstummte er während 10
des Gebets und sagte, während er darauf das Wort wiederholte, allen mit
sehr ruhiger Miene Lebewohl und ruhte so in Frieden.
[18] Ebenso sah ich einen anderen Bruder Konrad desselben Ordens, der als
Minister der Ordensprovinz Deutschland mit wunderbarer
Liebenswürdigkeit versehen war und als glühendster Verehrer der Heiligen 15
in vielen Dingen glänzte.22
[19] Elf Tage vor seinem Tod sah ich auch einen anderen Kanoniker von
verdientem Leben im Kloster von Cantimpre,23 der Johannes und mit
Beinamen „Bonus Valetus“ hieß, ein gebildeter und guter Mann war und ein
äußerst unschuldiges Leben führte, von seiner Kindheit bis ins hohe Alter.24 20
Von diesem guten Mann berichteten mir seine Mit-Kanoniker, dass er, als er
in Paris Schüler eines heiligen und großen Mannes, des Pariser Magisters
Petrus Cantor,25 war, durch gewisse Zweifel und Versuchungen unsicher
^Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, zumal ein Mitglied
des Genter Dominikanerkonvents namens Odo von DEJONGHE mithilfe des lokalen Nekrologs
nicht ermittelt werden konnte. S. DEJONGHE, Belgium D omini canum, S. 64. | 21 Wilhelm von
Militona OFM (gest. 1260), Theologe und Magister in Paris. S. KOHL, Art. „ Wilhelm von
Militona“ sowie GLORIEUX, Repertoire II, Nr. 304, S. 34-36. | ^Möglicherweise Konrad von
Sachsen OFM (um 1200-1279), der 1247 erstmals zum Provinzial der sächsischen
Ordensprovinz der Franziskaner gewählt worden war Da die Provinz Saxonia um 1230 aus der
Unterteilung der vormaligen Teutonia in zwei Provinzen hervorging, ist die Zuschreibung
Konrads zur Teutonia sicherlich vor diesem Hintergrund zu verstehen. S. hierzu MäDEY, Art.
„Konrad von Sachsen“. | 2iAugustiner-Chorherrenstift von Cantimpre, das 1180 vor den Toren
von Cambrai auf Besitzungen Hugues ’ III. d ’ Oisy gegründet und errichtet wurde. Thomas von
Cantimpre war hier ab ca. 1217 Mitglied und setzte der Abtei in der „ Vita des Abtes Johannes
von Cantimpre“ ein Denkmal. Zur Geschichte der Abtei s. BRUYELLE, Abbaye de Notre-Dame,
DAILLIEZ, L Abbaye de Cantimpre, Thom. Cantimpr. Vita loannis sowie die Ausführungen in der
Einleitung zur Edition. | ^Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu
bestimmen. Der von Thomas von Cantimpre mit einer Vita gewürdigte Johannes (ca. 1155-
1210), Abt von Cantimpre, kann nicht gemeint sein: er starb, bevor Thomas ihn in Cantimpre
hätte persönlich kennenlernen können. | 25Petrus Cantor (gest. 1197), Magister und Kanoniker,
seit 1183 Kantor von Notre Dame (Paris). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
1,19,8.
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[16] Ich sah auch einen anderen Bruder des Predigerordens, Odo mit
Namen, Lehrer in den Rechtswissenschaften,20 einen ehrwürdigen und guten
Mann, der selten essen wollte, was durch den Samenfluss vom Tier stammt,
sondern seinen Körper durch Kohl und Erbsen rein hielt. Diesem wurde
beim Eintritt in den Orden das Ende seines Lebens offenbart und dieses 5
offenbarte er den Brüdern an einem festgesetzten Tag vor seinem Tod.
[17] Ich sah auch einen anderen Mann von verdientem Leben aus dem
Orden der Minderbrüder, den Bruder Wilhelm von Militona, der als
Magister der Theologie in Paris ein sehr ehrwürdiges und demütiges Leben
führte.21 Und als er eines Tages in Paris predigte, verstummte er während 10
des Gebets und sagte, während er darauf das Wort wiederholte, allen mit
sehr ruhiger Miene Lebewohl und ruhte so in Frieden.
[18] Ebenso sah ich einen anderen Bruder Konrad desselben Ordens, der als
Minister der Ordensprovinz Deutschland mit wunderbarer
Liebenswürdigkeit versehen war und als glühendster Verehrer der Heiligen 15
in vielen Dingen glänzte.22
[19] Elf Tage vor seinem Tod sah ich auch einen anderen Kanoniker von
verdientem Leben im Kloster von Cantimpre,23 der Johannes und mit
Beinamen „Bonus Valetus“ hieß, ein gebildeter und guter Mann war und ein
äußerst unschuldiges Leben führte, von seiner Kindheit bis ins hohe Alter.24 20
Von diesem guten Mann berichteten mir seine Mit-Kanoniker, dass er, als er
in Paris Schüler eines heiligen und großen Mannes, des Pariser Magisters
Petrus Cantor,25 war, durch gewisse Zweifel und Versuchungen unsicher
^Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu bestimmen, zumal ein Mitglied
des Genter Dominikanerkonvents namens Odo von DEJONGHE mithilfe des lokalen Nekrologs
nicht ermittelt werden konnte. S. DEJONGHE, Belgium D omini canum, S. 64. | 21 Wilhelm von
Militona OFM (gest. 1260), Theologe und Magister in Paris. S. KOHL, Art. „ Wilhelm von
Militona“ sowie GLORIEUX, Repertoire II, Nr. 304, S. 34-36. | ^Möglicherweise Konrad von
Sachsen OFM (um 1200-1279), der 1247 erstmals zum Provinzial der sächsischen
Ordensprovinz der Franziskaner gewählt worden war Da die Provinz Saxonia um 1230 aus der
Unterteilung der vormaligen Teutonia in zwei Provinzen hervorging, ist die Zuschreibung
Konrads zur Teutonia sicherlich vor diesem Hintergrund zu verstehen. S. hierzu MäDEY, Art.
„Konrad von Sachsen“. | 2iAugustiner-Chorherrenstift von Cantimpre, das 1180 vor den Toren
von Cambrai auf Besitzungen Hugues ’ III. d ’ Oisy gegründet und errichtet wurde. Thomas von
Cantimpre war hier ab ca. 1217 Mitglied und setzte der Abtei in der „ Vita des Abtes Johannes
von Cantimpre“ ein Denkmal. Zur Geschichte der Abtei s. BRUYELLE, Abbaye de Notre-Dame,
DAILLIEZ, L Abbaye de Cantimpre, Thom. Cantimpr. Vita loannis sowie die Ausführungen in der
Einleitung zur Edition. | ^Aufgrund der dürftigen Kontextinformationen nicht näher zu
bestimmen. Der von Thomas von Cantimpre mit einer Vita gewürdigte Johannes (ca. 1155-
1210), Abt von Cantimpre, kann nicht gemeint sein: er starb, bevor Thomas ihn in Cantimpre
hätte persönlich kennenlernen können. | 25Petrus Cantor (gest. 1197), Magister und Kanoniker,
seit 1183 Kantor von Notre Dame (Paris). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA
1,19,8.