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BUA 11,6
287
6. „Als erste vertreiben sie die, die bei der Arbeit zögern; sie töten sie
ohne Milde.“
[1] So wie die guten und disziplinierten Konversenbrüder der Ehre und
wechselseitigen Fürsorge würdig sind, so haben die falschen und
hochmütigen Brüder Schande und Tadel mehr als verdient. Auch wenn sie 5
Brüder im Ordensgewand sind, können sie dennoch nicht unverdient Diener
genannt werden, weil sie Diener der Sünde sind, was die geringste und
schändlichste Art der Dienerschaft ist. Es ziemt sich, dass solche als erste
bei der Arbeit vertrieben werden, und dass die trotzig Zögernden ohne
Milde gegeißelt werden. Über solche wird im Ecclesiasticus gesagt: „Der 10
Esel braucht Futter, den Stock und seine Last und der Diener Brot, Zucht
und Arbeit.“ Und weiter unten: „Dem schlechten Diener gebühren Qualen
und Fuß fesseln, treibe ihn zur Arbeit an, dass er nicht müßig geht.“ Und
dennoch geschieht dies gemäß dem heiligen Augustinus1 „nicht aus
Herzlosigkeit, sondern aus Barmherzigkeit, damit er nicht andere durch 15
seinen schlechten Einfluss ins Verderben zieht.“ Wenn sie nämlich frecher
durch schlechte Gewohnheit erstarken und täglich mit schlechtem Beispiel
andere verderben, werden sie denn vom Vorsteher etwa nicht grausam
getäuscht und barmherzig bestraft? Wie solche gemäß der Regel des
heiligen Benedikt2 aus der Kirche auszuschließen und zu behandeln sind, ist 20
bekannt und klar genug. Wo jedoch oben der Text festgelegt hatte, dass
solche getötet werden müssen, haben wir sie als zu Geißelnde benannt, weil
wir die Strenge des Beispiels im Wort vermeiden; wobei dennoch jede
Zucht oder Geißelstrafe gewissermaßen als Tod oder Tötung bezeichnet
werden kann. Daher sagt Paulus: „Tötet eure Glieder über der Erde.“ 25
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Hl. Benedikt (geb. um 480), Namensgeber des
benediktinischen Mönchtums. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,5.
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6. „Als erste vertreiben sie die, die bei der Arbeit zögern; sie töten sie
ohne Milde.“
[1] So wie die guten und disziplinierten Konversenbrüder der Ehre und
wechselseitigen Fürsorge würdig sind, so haben die falschen und
hochmütigen Brüder Schande und Tadel mehr als verdient. Auch wenn sie 5
Brüder im Ordensgewand sind, können sie dennoch nicht unverdient Diener
genannt werden, weil sie Diener der Sünde sind, was die geringste und
schändlichste Art der Dienerschaft ist. Es ziemt sich, dass solche als erste
bei der Arbeit vertrieben werden, und dass die trotzig Zögernden ohne
Milde gegeißelt werden. Über solche wird im Ecclesiasticus gesagt: „Der 10
Esel braucht Futter, den Stock und seine Last und der Diener Brot, Zucht
und Arbeit.“ Und weiter unten: „Dem schlechten Diener gebühren Qualen
und Fuß fesseln, treibe ihn zur Arbeit an, dass er nicht müßig geht.“ Und
dennoch geschieht dies gemäß dem heiligen Augustinus1 „nicht aus
Herzlosigkeit, sondern aus Barmherzigkeit, damit er nicht andere durch 15
seinen schlechten Einfluss ins Verderben zieht.“ Wenn sie nämlich frecher
durch schlechte Gewohnheit erstarken und täglich mit schlechtem Beispiel
andere verderben, werden sie denn vom Vorsteher etwa nicht grausam
getäuscht und barmherzig bestraft? Wie solche gemäß der Regel des
heiligen Benedikt2 aus der Kirche auszuschließen und zu behandeln sind, ist 20
bekannt und klar genug. Wo jedoch oben der Text festgelegt hatte, dass
solche getötet werden müssen, haben wir sie als zu Geißelnde benannt, weil
wir die Strenge des Beispiels im Wort vermeiden; wobei dennoch jede
Zucht oder Geißelstrafe gewissermaßen als Tod oder Tötung bezeichnet
werden kann. Daher sagt Paulus: „Tötet eure Glieder über der Erde.“ 25
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Hl. Benedikt (geb. um 480), Namensgeber des
benediktinischen Mönchtums. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,5.