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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0324
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BUA 11,10

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Vorbildern der Väter beschuht werden, und bei all diesen Dingen freut sich
die gesamte Familie der Engel und Heiligen, und sie freuen sich umso
jubelnder, je zahlreicher ihre Menge wächst. Ich glaube nämlich auch nicht,
dass im Herzen eines guten Bruders unter dem Himmel eine größere Freude
erzeugt werden kann, als wenn er sieht, wie durch die zuteilwerdende Gnade 5
und seine Ermahnung Sünder zur Buße bewegt werden, ihre Vergehen
bedauern und mit einem zur Beichte bereiten Herzen Buße leisten. Und von
solchen habe ich viele gesehen, die vor übermäßiger Freude die süßesten
Tränen hervorgebracht haben. Wenn aber irgendeiner sagt, dass die
Aufgaben des Ordens, die ich bereits erwähnt habe, nicht unter großer und 10
vielfältiger Beschwernis des Geistes und Schwächung des Körpers
verrichtet werden, bezeichne ich ihn als kopflos und für den Orden
schädlich.
Hierauf will ich zu den Arbeiten kommen, die im Orden von körperlicher
Art sind, auch wenn die Verleumder die nicht als Arbeiten gelten lassen, die 15
genannt wurden. Du siehst doch wohl vor allem im Predigerorden Brüder,
die - auch wenn sie durch beständige Studien und Nachtwachen ausgezehrt
sind -, „am Gürtel kein Geld haben“, die auf lehmigen und rutschigen
Wegen zu Fuß gehen, Länder mit Predigten durchwandern, häufig nicht mit
Gastfreundschaft bedacht werden, harte und rohe Speisen und über all dies 20
hinaus auch die Undankbarkeit der Menschen aushalten? Es ist nämlich für
Unbekannte außerordentlich schwer, anderes als das, was ihre Gastgeber
haben, zu bekommen. Dies gilt keineswegs für andere Religiose, die auch
kein Fleisch haben, weil sie ihren Gastgebern das Gegebene entlohnen und
aus eigenen Mitteln kaufen können, was sie nicht haben. Ich will hierzu 25
etwas Denkwürdiges, das sich zugetragen hat, nicht verschweigen.
[8] Valduc ist ein Kloster in Brabant, das der edle Herzog Heinrich von
Brabant11 seiner Tochter Margarethe12 unter dem Zisterzienserorden
gestiftet hat.13 Wir haben die erste Äbtissin dieses Klosters, Alheydis,

^Heinrich II. (ca. 1207-1248), Herzog von Brabant seit 1235. | nMargarethe (gest. 1277),
Tochter Heinrichs II. und seiner Frau Maria (gest. 1235), der Tochter Philipps von Schwaben.
Nach dem Tod der ersten Äbtissin, für die die Namen Alice Alheydis Helvidis überliefert sind (s.
Anm. 14), wurde sie zur Äbtissin von Valduc gewählt. S. hierzu LAVALLEYE, Histoire de l'abbaye,
S. 25. | i3Zisterzienserinnenabtei von Valduc (nahe Löwen), gestiftet um 1232 von Heinrich II,
Herzog von Brabant. S. zur Gründung LAVALLEYE, Histoire de l'abbaye, S. 16-23 sowie zur
Geschichte und Bedeutung Le BON, Heurs et malheurs.
 
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