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gesamten Körpers. Er aber schlug sich tapfer und ungestüm aus ihrer Mitte
frei, stieg in die Apsis hinauf, von wo aus er an Feiertagen das heilige
Evangelium zu lesen gepflegt hatte, und las dort das Evangelium nach
Johannes bis zu der Stelle, wo es heißt: „Und das Wort ward Fleisch und
wohnte unter uns“. Sofort kam das Zischen der Schlangen zur Ruhe, die 5
Schlangen flohen und der Friede wurde allen zurückgegeben. Was diese
aber bedeuteten, wusste der heilige Mann freilich überhaupt nicht; und er
kehrte in sein Land zurück und berichtete seiner Schwester, einer gewissen
hochheiligen Rekluse, was sich in Rom zugetragen hatte. Diese jubelte
heftig und sagte zu ihm: „Siehe, ich habe gehört, dass jener Albert, der dir 10
vielleicht in der Vision gezeigt wurde, eben in diese Gegend unterwegs ist,
um mit dem Grafen von Öttingen zu sprechen.“44 Und der Propst war bei
diesen Worten nicht wenig erfreut und sagte: „Ich gehe und will sehen, wer
er ist; ich hoffe nämlich, dass ich sein Gesicht aus der Vision, von der ich
dir erzählt habe, noch erkenne.“ Und während er dies sagte, beeilte er sich, 15
den Mann zu sehen, und aus den sichersten Anhaltspunkten der
Körpergestalt, des Gesichts, der Farbe und des kleinen Mals, das er unter
dem Augenlid hatte, erkannte er den Menschen wieder.
[26] Wundere dich also, Leser, und gerate in Erstaunen angesichts dieses
Wunders. Was ist noch einleuchtender als das, was du gesehen hast? Die 20
schon vorher lange bekannte Vision unterscheidet sich nicht in einem Wort
von dem tatsächlich Geschehenen, das später folgte. Der heilige Mann hat
dem genannten Magister Albert45 also nur die Vision, die er gesehen hatte,
offenbart, aber keiner erkannte, was sie bedeuten könnte. Es trug sich also
später zu, dass nachdem der Streit zwischen der Universität des Pariser 25
Klerus und den Brüdern des Prediger- sowie des Minderordens
ausgebrochen war und nachdem die Streitparteien vor den Papst vorgeladen
worden waren, der Papst selbst den Magister Albert beauftragte - bevor er
selbst die Reise in Angriff nehmen wollte -, vielleicht um Gewissheit über
^Ludwig III. (gest. 1279), Graf von Öttingen. Albertus Magnus (s. Anm. 38) fällte am 13. Mai
1263 in Donauwörth einen Schiedsspruch im Streit Ludwigs von Öttingen mit Hartmann, dem
Bischof von Augsburg. S. hierzu STEHKÄMPER, pro bono pacis, bes. Nr. 9, S. 312-313.
Albertus Magnus (um 1200-1280), s. Anm. 38.
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gesamten Körpers. Er aber schlug sich tapfer und ungestüm aus ihrer Mitte
frei, stieg in die Apsis hinauf, von wo aus er an Feiertagen das heilige
Evangelium zu lesen gepflegt hatte, und las dort das Evangelium nach
Johannes bis zu der Stelle, wo es heißt: „Und das Wort ward Fleisch und
wohnte unter uns“. Sofort kam das Zischen der Schlangen zur Ruhe, die 5
Schlangen flohen und der Friede wurde allen zurückgegeben. Was diese
aber bedeuteten, wusste der heilige Mann freilich überhaupt nicht; und er
kehrte in sein Land zurück und berichtete seiner Schwester, einer gewissen
hochheiligen Rekluse, was sich in Rom zugetragen hatte. Diese jubelte
heftig und sagte zu ihm: „Siehe, ich habe gehört, dass jener Albert, der dir 10
vielleicht in der Vision gezeigt wurde, eben in diese Gegend unterwegs ist,
um mit dem Grafen von Öttingen zu sprechen.“44 Und der Propst war bei
diesen Worten nicht wenig erfreut und sagte: „Ich gehe und will sehen, wer
er ist; ich hoffe nämlich, dass ich sein Gesicht aus der Vision, von der ich
dir erzählt habe, noch erkenne.“ Und während er dies sagte, beeilte er sich, 15
den Mann zu sehen, und aus den sichersten Anhaltspunkten der
Körpergestalt, des Gesichts, der Farbe und des kleinen Mals, das er unter
dem Augenlid hatte, erkannte er den Menschen wieder.
[26] Wundere dich also, Leser, und gerate in Erstaunen angesichts dieses
Wunders. Was ist noch einleuchtender als das, was du gesehen hast? Die 20
schon vorher lange bekannte Vision unterscheidet sich nicht in einem Wort
von dem tatsächlich Geschehenen, das später folgte. Der heilige Mann hat
dem genannten Magister Albert45 also nur die Vision, die er gesehen hatte,
offenbart, aber keiner erkannte, was sie bedeuten könnte. Es trug sich also
später zu, dass nachdem der Streit zwischen der Universität des Pariser 25
Klerus und den Brüdern des Prediger- sowie des Minderordens
ausgebrochen war und nachdem die Streitparteien vor den Papst vorgeladen
worden waren, der Papst selbst den Magister Albert beauftragte - bevor er
selbst die Reise in Angriff nehmen wollte -, vielleicht um Gewissheit über
^Ludwig III. (gest. 1279), Graf von Öttingen. Albertus Magnus (s. Anm. 38) fällte am 13. Mai
1263 in Donauwörth einen Schiedsspruch im Streit Ludwigs von Öttingen mit Hartmann, dem
Bischof von Augsburg. S. hierzu STEHKÄMPER, pro bono pacis, bes. Nr. 9, S. 312-313.
Albertus Magnus (um 1200-1280), s. Anm. 38.