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brach, er nach unten fiel und starb. Und siehe das äußerst staunenswerte und
verborgene Urteil Gottes. Ich habe den Menschen selbst gekannt, war ihm
wie ein lieber Tischgenosse und Vertrauter und kehrte mit ihm in einem
Haus in Paris als Gast ein. Ihn betreffend gebe ich zu, dass ich selten einen
Säkularkleriker gesehen habe, der so verständig, so ehrlich, so leutselig und 5
so freigiebig gegenüber den Armen war; jedenfalls habe ich gesehen, dass
dieser verächtlich insgesamt neun Bischofsämter abgelehnt hatte, und
schließlich, nachdem er drei Monate lang durch Exkommunikation
gezwungen worden war, die Würde eines gewissen Erzbischofsamts
annahm. Von da aus aber wurde er als Kardinalbischof an die Römische 10
Kurie versetzt und wurde, wie ihr gehört habt, durch diese Überhöhung
derart wahnsinnig. Aber ich hoffe, dass Gott ihn am Ende nicht vergisst und
in seinem Zorn nicht seine Barmherzigkeit zügelt, sondern dass er sich
vielleicht mit seiner großen Hingabe des Büßenden erbarmen wird.54
[35] Ich werde also die wundersamen Dinge der göttlichen Fügung nicht 15
verschweigen, nachdem ich einmal begonnen habe. Ich werde von einem
sehr unglücklichen Priester berichten, der mir bekannt war; zuerst wirkte er
in einer Pfarrei und später als Dekan der Christenheit und schließlich als
Kanoniker einer gewissen Kathedralkirche; er war allen Religiösen und
besonders den Predigerbrüdem ebenso wie den Minderbrüdem über die 20
Maße feindselig gesonnen, am meisten aber ihren Predigten, und
verleumdete sie auf grausamste Weise, damit sie nicht die Beichten hörten.
Wie beinahe alle dieser Art fürchtete er jedoch, dass sein höchst sündhaftes
und ausschweifendes Leben durch sie auf irgendeine Weise zu Bekanntheit
gelangte. Und es geschah, dass er sich nach der Schwächung durch einen 25
Schlaganfall sieben Jahre lang quälte. Während dieser Krankheit erkannte er
den Herrn nicht einmal am Wort. Als er von seinem eigenen Bischof, von
Gefährten und von Brüdern der genannten Orden öfter besucht und getadelt
wurde, aber sich darum nicht kümmerte, verlor er ohne Beichte, die
Anrufung des göttlichen Namens und die Sakramente sein Leben; und er 30
wurde außerhalb des Friedhofs in einer ,Eselsbeisetzung‘ begraben.55 Und
54Pe/er von Collemezzo (gest. 1253), 1220-1226 Vertreter Papst Honorius ’ III. in Paris, seit
1236 Erzbischof von Rouen (nach vorheriger Ablehnung der Bistümer von Chälons-sur-Marne,
Tours und Therouanne), 1244 von Innozenz IV. zum Kardinal erhoben. S. zu ihm SCHÜRER, Das
Exemplum, S. 169-173 sowie Paravicini-Bagliani, Polemik. | 55 Unehrenhafte Form eines
Begräbnisses, das für Selbstmörder oder Exkommunizierte nach Art eines Begräbnisses für
Tiere, z.B. mit dem Gesicht nach unten, vorgenommen wurde. S. PLATELLE, Les exemples, S.
287, Nr. 82, PREHN, Totenkrone, S. 463 sowie zu Abweichungen von Beerdigungs ritual en
Schmitz-Esser, Leichnam, S. 475-495.
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brach, er nach unten fiel und starb. Und siehe das äußerst staunenswerte und
verborgene Urteil Gottes. Ich habe den Menschen selbst gekannt, war ihm
wie ein lieber Tischgenosse und Vertrauter und kehrte mit ihm in einem
Haus in Paris als Gast ein. Ihn betreffend gebe ich zu, dass ich selten einen
Säkularkleriker gesehen habe, der so verständig, so ehrlich, so leutselig und 5
so freigiebig gegenüber den Armen war; jedenfalls habe ich gesehen, dass
dieser verächtlich insgesamt neun Bischofsämter abgelehnt hatte, und
schließlich, nachdem er drei Monate lang durch Exkommunikation
gezwungen worden war, die Würde eines gewissen Erzbischofsamts
annahm. Von da aus aber wurde er als Kardinalbischof an die Römische 10
Kurie versetzt und wurde, wie ihr gehört habt, durch diese Überhöhung
derart wahnsinnig. Aber ich hoffe, dass Gott ihn am Ende nicht vergisst und
in seinem Zorn nicht seine Barmherzigkeit zügelt, sondern dass er sich
vielleicht mit seiner großen Hingabe des Büßenden erbarmen wird.54
[35] Ich werde also die wundersamen Dinge der göttlichen Fügung nicht 15
verschweigen, nachdem ich einmal begonnen habe. Ich werde von einem
sehr unglücklichen Priester berichten, der mir bekannt war; zuerst wirkte er
in einer Pfarrei und später als Dekan der Christenheit und schließlich als
Kanoniker einer gewissen Kathedralkirche; er war allen Religiösen und
besonders den Predigerbrüdem ebenso wie den Minderbrüdem über die 20
Maße feindselig gesonnen, am meisten aber ihren Predigten, und
verleumdete sie auf grausamste Weise, damit sie nicht die Beichten hörten.
Wie beinahe alle dieser Art fürchtete er jedoch, dass sein höchst sündhaftes
und ausschweifendes Leben durch sie auf irgendeine Weise zu Bekanntheit
gelangte. Und es geschah, dass er sich nach der Schwächung durch einen 25
Schlaganfall sieben Jahre lang quälte. Während dieser Krankheit erkannte er
den Herrn nicht einmal am Wort. Als er von seinem eigenen Bischof, von
Gefährten und von Brüdern der genannten Orden öfter besucht und getadelt
wurde, aber sich darum nicht kümmerte, verlor er ohne Beichte, die
Anrufung des göttlichen Namens und die Sakramente sein Leben; und er 30
wurde außerhalb des Friedhofs in einer ,Eselsbeisetzung‘ begraben.55 Und
54Pe/er von Collemezzo (gest. 1253), 1220-1226 Vertreter Papst Honorius ’ III. in Paris, seit
1236 Erzbischof von Rouen (nach vorheriger Ablehnung der Bistümer von Chälons-sur-Marne,
Tours und Therouanne), 1244 von Innozenz IV. zum Kardinal erhoben. S. zu ihm SCHÜRER, Das
Exemplum, S. 169-173 sowie Paravicini-Bagliani, Polemik. | 55 Unehrenhafte Form eines
Begräbnisses, das für Selbstmörder oder Exkommunizierte nach Art eines Begräbnisses für
Tiere, z.B. mit dem Gesicht nach unten, vorgenommen wurde. S. PLATELLE, Les exemples, S.
287, Nr. 82, PREHN, Totenkrone, S. 463 sowie zu Abweichungen von Beerdigungs ritual en
Schmitz-Esser, Leichnam, S. 475-495.