Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0448
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5
10
15
20
25
30

BUA 11,20

443

20. Durch wunderbare Freundschaft werden die Bienen gegenseitig
erquickt.
[1] Und dies mit Recht, da Christus als Vorbild vollkommener Tugend es
auf keine Weise für würdig gehalten hat, die Schüler Knechte zu nennen,
sondern Freunde. Dies sagt auch der Ecclesiasticus, wenn er feinsinnig über 5
die Freundschaft offenbart: „Vergiss den Freund nicht in deinem Herzen,
und denke an ihn bei deinen Werken.“ Alle göttlichen Schriften empfehlen
die Treue der Freundschaft. Aber auch die Philosophen bekennen allzu
Erfreuliches und Schönes über jene. Der Philosoph nämlich sagt: „Kein Gut
kann ohne einen Freund oder Gefährten angenehm besessen werden.“ 10
„Pflege Umgang mit denen, die dich besser machen; lasse diejenigen zu dir,
die du besser machen kannst.“ Bringe dir solche als Freunde zusammen, auf
die du auch in ungünstigen Zeiten vertrauen kannst und die du in
glücklichen Zeiten nicht fürchten musst, damit sie dich auch hier in
ungünstigen Zeiten unterstützen und dich darauf in glücklichen Zeiten nicht 15
zu Fall bringen. So wie du den Freund haben willst, als solcher erweise dich
ihm gegenüber. „Sei zu einen Freund immer so, als glaubst du, er könne
zum Feind werden“. „Vertraue dem Freund so, dass es keinen Ort für einen
Feind gibt.“ „Nichts ist nämlich schändlicher, als mit demjenigen Krieg zu
führen, mit dem du vertraut gelebt hast.“ „Ich werde dir einen Liebestrank 20
ohne Arznei, ohne Heilkraut, ohne einen Zauberspruch zeigen: Wenn du
geliebt werden willst, liebe.“ Es ist das Geschäft, aber nicht die
Freundschaft, das auf den Vorteil aus ist. Sie achtet nicht darauf, was auch
immer folgt.“ Es schmälert die Erhabenheit der Freundschaft, wer sich jene
nur zu vorteilhaften Zwecken zulegt.“ „Wenn du irgendjemanden für einen 25
Freund hältst, dem du nicht ebenso viel traust wie dir, so irrst du gewaltig
und kennst die Kraft wahrer Freundschaft nicht genug. Erwäge alles mit
deinem Freund, wenn auch zuvor über ihn. Nach dem Freundschafts Schluss
muss man vertrauen, vorher urteilen.“ „Lebe du so, dass du jenem nichts
anvertraust, was du nicht auch deinem Feind anvertrauen könntest.“ „Denke 30
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften