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BUA 11,25
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[12] Aber genug von der Sache; ich habe einen gewissen Jordan gesehen,
einen im Besitz unbedeutenden, aber den Almosen über die Kräfte hinaus
zugewandten Mann.12 Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1231 gab es
oberhalb von Rhein und Mosel in Deutschland eine Teuerung der Weine
und es geschah, dass sich zwei Brüder des Predigerordens in die 5
Gastfreundschaft des besagten Mannes begaben. Nachdem er sie freudig
empfangen hatte, schickte er seinen Sohn mit einer kleinen Flasche nach
dem Wein. Nachdem dieser zurückgekommen war, sagte die Mutter zum
Sohn: „Ich leide des Morgens häufig an Herzschwäche, du aber hebe mir in
dieser Nacht einen Schluck Wein aus der Flasche auf, weil dein Vater dir 10
den Wein vor dem Frühstück gewöhnlich allzu nachlässig anvertraut.“
Nachdem diese Worte gesprochen worden waren, setzten sich alle, die im
Haus waren, zusammen. Als aber der Wein aus der kleinen Flasche fast
ausgetrunken war, flüsterte der Sohn dem Vater die Worte der Mutter ins
Ohr. Während er das gleichsam mit Unwillen verbarg, trank dieser mit 15
seinen Gästen in großer Fröhlichkeit die Flasche leer.
Am Morgen also, nachdem jene sich zurückgezogen hatten und durch den
Gastwirt weggeführt worden waren, begann die Mutter wie gewohnt an
Herzschwäche zu leiden und fragte, nachdem sie den Sohn gerufen hatte, ob
etwas in dem kleinen Gefäß sei. Und jener sagte: „Nichts.“ Zu ihm sagte die 20
besorgte Mutter: „Drehe || die Flasche in meine Hand, damit - wenn wenigstens drei
oder vier Tröpfchen von einem Brocken Brot aufgenommen werden können - || die
Schwäche meines Herzens gelindert werde.“ Der Knabe kam herbei, hob die
Flasche auf und fand sie voll. Als die Frau dies sah, fiel sie schreiend hin
und starb beinahe vor Entsetzen. Der Sohn jedoch, der zu dem Vater und 25
den Brüdern eilte, berichtete, was geschehen war. Als sie zum Lob Christi in
Tränen aufgelöst waren, bat der Gastwirt die Brüder, zurückzukommen und
den Segen zu empfangen, den der Allmächtige gab. Jene lehnten ab,
empfahlen ihn Gott und schickten den sich Freuenden, nachdem sie einen
Segen gesprochen hatten, zu seinem eigenen Haus zurück. 30
^Aufgrund mangelnder Kontextangaben nicht zu identifizieren.
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[12] Aber genug von der Sache; ich habe einen gewissen Jordan gesehen,
einen im Besitz unbedeutenden, aber den Almosen über die Kräfte hinaus
zugewandten Mann.12 Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1231 gab es
oberhalb von Rhein und Mosel in Deutschland eine Teuerung der Weine
und es geschah, dass sich zwei Brüder des Predigerordens in die 5
Gastfreundschaft des besagten Mannes begaben. Nachdem er sie freudig
empfangen hatte, schickte er seinen Sohn mit einer kleinen Flasche nach
dem Wein. Nachdem dieser zurückgekommen war, sagte die Mutter zum
Sohn: „Ich leide des Morgens häufig an Herzschwäche, du aber hebe mir in
dieser Nacht einen Schluck Wein aus der Flasche auf, weil dein Vater dir 10
den Wein vor dem Frühstück gewöhnlich allzu nachlässig anvertraut.“
Nachdem diese Worte gesprochen worden waren, setzten sich alle, die im
Haus waren, zusammen. Als aber der Wein aus der kleinen Flasche fast
ausgetrunken war, flüsterte der Sohn dem Vater die Worte der Mutter ins
Ohr. Während er das gleichsam mit Unwillen verbarg, trank dieser mit 15
seinen Gästen in großer Fröhlichkeit die Flasche leer.
Am Morgen also, nachdem jene sich zurückgezogen hatten und durch den
Gastwirt weggeführt worden waren, begann die Mutter wie gewohnt an
Herzschwäche zu leiden und fragte, nachdem sie den Sohn gerufen hatte, ob
etwas in dem kleinen Gefäß sei. Und jener sagte: „Nichts.“ Zu ihm sagte die 20
besorgte Mutter: „Drehe || die Flasche in meine Hand, damit - wenn wenigstens drei
oder vier Tröpfchen von einem Brocken Brot aufgenommen werden können - || die
Schwäche meines Herzens gelindert werde.“ Der Knabe kam herbei, hob die
Flasche auf und fand sie voll. Als die Frau dies sah, fiel sie schreiend hin
und starb beinahe vor Entsetzen. Der Sohn jedoch, der zu dem Vater und 25
den Brüdern eilte, berichtete, was geschehen war. Als sie zum Lob Christi in
Tränen aufgelöst waren, bat der Gastwirt die Brüder, zurückzukommen und
den Segen zu empfangen, den der Allmächtige gab. Jene lehnten ab,
empfahlen ihn Gott und schickten den sich Freuenden, nachdem sie einen
Segen gesprochen hatten, zu seinem eigenen Haus zurück. 30
^Aufgrund mangelnder Kontextangaben nicht zu identifizieren.