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BUA 11,28
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28. „Wer von den Bienen jung ist, eilt zur Arbeit hinaus, die Älteren
aber arbeiten drinnen.“
[1] Über die Tätigkeiten der Jüngeren, sowohl die manuellen als auch die
geistigen Arbeiten, haben wir oberhalb - so meinen wir - genug gesagt.1
Nun aber wollen wir an einem höchst einleuchtenden Beispiel erklären, dass 5
vom Dienste Christi überhaupt kein Alter ausgenommen wird, weil jener
unter den Königen vollkommenster König Josia im Alter von acht Jahren
begann, Gott zu fürchten und dessen Befehlen zu folgen, während sich dem
hochheiligen Hiob aber „die Barmherzigkeit von Kindheit an zeigte und mit
ihm aus dem Mutterleib gekommen war.“ 10
[2] Zu nicht unähnlicher Verwunderung wuchs in unserer Zeit vor kurzem
in Torhout, einer Stadt in Flandern, ein fünfjähriger Knabe namens Achas
bei seinen sehr ehrbaren Eltern auf.2 Als dieser zum ersten Mal
Minderbrüder gesehen hatte, setzte er gegenüber seinen Eltern unter vielen
Tränen durch, mit deren Habit bekleidet zu werden. Aber obwohl jene dies 15
zuerst für kindisch hielten und entsprechend dem, was man gewöhnlich bei
anderen Knaben sehen kann, glaubten, dass durch die Vergessenheit der Zeit
bei jenem in ähnlicher Weise sein Wunsch in Vergessenheit gerate,
bemerkten die Eltern und alle ihrer Nachbarn, dass der Knabe ernsthaft
begann, die Gewohnheiten des Ordens auf erstaunliche Art zu befolgen, 20
barfuß zu gehen und sich mit einem geknüpften und harten Strick zu
umgürten.3
[3] Er vermied es, Silber und Gold auch nur zu berühren, und an diesem
Punkt ereignete sich ein sehr wunderbares Geschehnis. Einige Kaufleute
begaben sich dank dessen Großzügigkeit in die Gastfreundschaft seines 25
Vaters und waren, als sie den Knaben in solch einem Habit sahen, erstaunt.
Und als sie erkannt hatten, dass der Knabe alles Geld mied, gaben sie
heimlich eine Münze auf den Grund des Gefäßes, aus dem sie tranken und
'S. Thom. Cantimpr. BUA 11,24-27. | 2Die Geschichte des frommen Knaben Achas ist für das
Jahr 1220 auch in den flandrischen Annalen von Jacques de Meyer (1491-1552) verzeichnet:
Obiit Achas Toraltanus septem annorum puer, cuius ad tumulum nemo Psalmum cxxix finire
quivit indicantibus plerisque beatam pueri animam precibus non egere. De MEYER, Commentarii
sive annales, S. 70. | 3Der Strick, mit dem die Franziskaner ihr Ordensgewand (eine Tunika mit
Kapuze) gürteten, ist bereits auf Abbildungen und in Beschreibungen aus dem 13. Jahrhundert
belegt. In Frankreich leitete sich aus diesem Strick („ corde “) die Bezeichnung der Franziskaner
als „cordeliers“ bzw. cordelaria (für Klarissen) ab. S. dazu sowie zu Normen und Praxis des
franziskanischen Habits ROUCHONMOUILLERON, Quelle couleur.
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28. „Wer von den Bienen jung ist, eilt zur Arbeit hinaus, die Älteren
aber arbeiten drinnen.“
[1] Über die Tätigkeiten der Jüngeren, sowohl die manuellen als auch die
geistigen Arbeiten, haben wir oberhalb - so meinen wir - genug gesagt.1
Nun aber wollen wir an einem höchst einleuchtenden Beispiel erklären, dass 5
vom Dienste Christi überhaupt kein Alter ausgenommen wird, weil jener
unter den Königen vollkommenster König Josia im Alter von acht Jahren
begann, Gott zu fürchten und dessen Befehlen zu folgen, während sich dem
hochheiligen Hiob aber „die Barmherzigkeit von Kindheit an zeigte und mit
ihm aus dem Mutterleib gekommen war.“ 10
[2] Zu nicht unähnlicher Verwunderung wuchs in unserer Zeit vor kurzem
in Torhout, einer Stadt in Flandern, ein fünfjähriger Knabe namens Achas
bei seinen sehr ehrbaren Eltern auf.2 Als dieser zum ersten Mal
Minderbrüder gesehen hatte, setzte er gegenüber seinen Eltern unter vielen
Tränen durch, mit deren Habit bekleidet zu werden. Aber obwohl jene dies 15
zuerst für kindisch hielten und entsprechend dem, was man gewöhnlich bei
anderen Knaben sehen kann, glaubten, dass durch die Vergessenheit der Zeit
bei jenem in ähnlicher Weise sein Wunsch in Vergessenheit gerate,
bemerkten die Eltern und alle ihrer Nachbarn, dass der Knabe ernsthaft
begann, die Gewohnheiten des Ordens auf erstaunliche Art zu befolgen, 20
barfuß zu gehen und sich mit einem geknüpften und harten Strick zu
umgürten.3
[3] Er vermied es, Silber und Gold auch nur zu berühren, und an diesem
Punkt ereignete sich ein sehr wunderbares Geschehnis. Einige Kaufleute
begaben sich dank dessen Großzügigkeit in die Gastfreundschaft seines 25
Vaters und waren, als sie den Knaben in solch einem Habit sahen, erstaunt.
Und als sie erkannt hatten, dass der Knabe alles Geld mied, gaben sie
heimlich eine Münze auf den Grund des Gefäßes, aus dem sie tranken und
'S. Thom. Cantimpr. BUA 11,24-27. | 2Die Geschichte des frommen Knaben Achas ist für das
Jahr 1220 auch in den flandrischen Annalen von Jacques de Meyer (1491-1552) verzeichnet:
Obiit Achas Toraltanus septem annorum puer, cuius ad tumulum nemo Psalmum cxxix finire
quivit indicantibus plerisque beatam pueri animam precibus non egere. De MEYER, Commentarii
sive annales, S. 70. | 3Der Strick, mit dem die Franziskaner ihr Ordensgewand (eine Tunika mit
Kapuze) gürteten, ist bereits auf Abbildungen und in Beschreibungen aus dem 13. Jahrhundert
belegt. In Frankreich leitete sich aus diesem Strick („ corde “) die Bezeichnung der Franziskaner
als „cordeliers“ bzw. cordelaria (für Klarissen) ab. S. dazu sowie zu Normen und Praxis des
franziskanischen Habits ROUCHONMOUILLERON, Quelle couleur.