Klöster im Hochmittelalter

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BUA 11,30

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[16] Es gab in der Stadt Brüssel in Brabant einen gewissen Priester, der
hinsichtlich seiner Lebensführung und Sitten sehr unehrenhaft war. Er war
der Fresssucht und der Verschwendung hingegeben und schien beinahe an
nichts anderes zu denken. Nach wenigen Jahren aber, nachdem er zum
Priester geweiht worden war, starb er unversehens durch ein gerechtes 5
Urteil Gottes. Nicht viel später hörte ein gewisser Priester, der dessen
Tischgenosse und Gefährte war, als er sich in der Dämmerung der Nacht auf
den Weg außerhalb der Stadt machte, die elende Stimme eines Menschen,
so als klage dieser gleichsam unter der Erde. Der Priester aber war bestürzt,
wer dies sei, dessen Stimme er hörte, und während er sich bekreuzigte, sagte 10
er: „Wer bist du?“ Und die Stimme sagte: „Ich bin jener Unglückliche, dein
Gefährte.“ Dagegen sagte der Priester: „Wie geht es dir, und warum höre ich
,deine Stimme aus der Erde?‘“ Ihm antwortete jener mit dem größten
Brüllen: „Wehe mir, wehe, wehe, weil ,der Brunnen über mir seine
Öflhung‘ geschlossen hat.“ Und weil die Stimme des Klagenden wie mit 15
gefiedertem Flug getragen wurde, wurde sie von fern gehört.
[17] Du wirst dennoch das selbst als recht erstaunlich erkennen, dass der
Priester, der dies hörte, sein elendes Leben ganz und gar nicht besserte,
sondern einen äußerst schändlichen Tod starb und die garstigen Spuren
dieser höchst schändlichen Unterredung der Nachwelt hinterließ. 20
[18] Wir haben allerdings einen gewissen Priester gesehen, der viele
Reichtümer und Besitz hatte und der, nachdem er von der Verdammung des
vorigen Priesters gehört hatte, gänzlich auf alle vergänglichen Dinge
verzichtete, dem Orden der Zisterzienser beitrat, gut lebte und starb. Wisse
also, dass dieses Geschehnis jenem zum Gipfel der Verdammnis und diesem 25
zum Weg der Besserung verhalf.