Klöster im Hochmittelalter

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zu Rate gezogen. Er antwortete, dass Lepra unheilbar sei und dass es keine
andere Maßnahme gebe, außer den Menschen außerhalb seines Wohnortes
unterzubringen.
Als dies geschehen war, hörte auch ein Bruder des Predigerordens davon,
der ihre Beichte entgegenzunehmen pflegte, und er kam zu jener und als er 5
sie voll wunderbarer Freude vorfand, fragte er nach der Ursache ihrer
unerwarteten und plötzlichen Krankheit. Als jene der Reihe nach erzählte,
war der Bruder selbst bestürzt und nicht wenig verwundert und tadelte sie,
indem er sagte: „O du elendeste und törichteste aller Frauen, die du zur
Schmach und Gefahr für deinen Mann das Werk Gottes an dir mit 10
inständigen Gebeten zerstört und deine Eltern und Freunde, die Gott gelobt
und in dir verehrt haben, nun durch solches Ungemach zur Gotteslästerung
gezwungen hast. Handle nun, Liebste, gib dich Gebeten hin und bitte die
göttliche Barmherzigkeit um die Umkehrung des Geschehenen.“ Als er dies
gesagt hatte, ging der Bruder davon. Jene aber war vollkommen in Tränen 15
aufgelöst und betete mit folgenden Worten zum Herrn: ,„Herr, Vater und
Herrscher über mein Leben‘, um dir mit einem freieren Herzen und einem
reineren Geist zu dienen, habe ich von deiner Güte mit treuen Gebeten diese
mir auferlegte Geißel der Lepra verlangt. Aber weil ich von meinem
geistigen Vater höre, dem ich mich mit ganzer Hingabe anvertraut habe, 20
dass ich dies gegen mein Heil von dir, dem Herrn aller, erbeten habe, bitte
ich dich bei deiner gütigsten Liebe, dass du an mir dein Geschöpf wieder
herstellst, gemäß dem, was deinem Willen am besten gefällt.“ Wunderbare
Sache! Kaum vollendete sie diese Worte, wurde ihr Gesicht sofort mit
einem solchem Glanz der Haut und solcher Feinheit der Gestalt wieder 25
hergestellt, dass an ihr keine Spur einer Falte oder wenigstens das feinste
Mal zurückblieb. Als er dies sah, freute sich der Ritter und hielt seine Frau
für gewissermaßen zu sich zurückgekehrt und wieder lebendig gemacht; ihr
Gefolge jubelte, die Kunde von dem Geschehen wurde verbreitet, die
Freunde freuten sich, und auch die Heimat klatschte Beifall und die 30
berühmte Frömmigkeit Christi wurde in aller Munde gepriesen. Da
allerdings jener Ritter kaum ein halbes Jahr überlebte, ging seine berühmte
Frau darauf, eingedenk der Güte Christi, mit ihrer einzigen Tochter, die sie
hatte, und allen ihren Besitztümern zum Kloster der Schwestern des