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BUA 11,32
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32. „Wenn sie bei einem Streifzug von der Nacht überrascht werden,
wachen sie rücklings, um ihre Flügel vor dem Tau zu schützen.“
[1] In der heiligen Schrift wird die Nacht für Unwissenheit gehalten. Wenn
du also auf die Unwissenheit des Lebens stößt, durch welche du dich weiter
zu Christus begibst, wache rücklings im Gebet, richte die Augen und Hände 5
gen Himmel, solange bis heller Glanz in der Finsternis aufleuchtet und du
den Weg zum Ersehnten hinlenkst. Mache dasselbe, wenn du auf die Nacht
oder Finsternis der Sünder stößt, aber wenn du „die Augen mit dem Sünder
nicht emporzuheben“ wagst, fordere die Heiligen auf, bitte die Engel, damit
sie für dich den gereizten Gott besänftigen, wie es gemäß dem Propheten 10
geschah: „Der Herr soll den Himmel erhören“, der Himmel die Erde, und
die Erde soll dich erhören, und auf diese Weise sollst du stufenweise
vorrücken zur Gnade und mit sichererer Hoffnung als früher die Heiterkeit
der väterlichen Huld erreichen. Daher versichert der hochheilige
Augustinus1 in seinem „Buch über die wahre Religion“2 zuversichtlich, dass 15
dies geschieht: „Wer auch immer von den Engeln ihn liebt, der liebt - ich
bin sogar sicher - auch mich. Wer auch immer bei jenem bleibt und
menschliche Gebete wahmehmen kann, wird in ihm mich erhören. Wer
auch immer ihn als sein Gut hat, wird in ihm mir helfen, damit er mir dessen
Teilhabe nicht wird missgönnen können.“ 20
[2] Und es ist sehr bemerkenswert, was der Autor in seiner Schrift anführt:
Dass nämlich die Biene deshalb in der Nacht rücklings wacht, „um ihre
Flügel vor dem Tau zu schützen.“ Hier im Tau erkennen wir die
Unbeugsamkeit der Anstrengung, in den Flügeln aber die uneigennützigen
und natürlichen Tugenden. Daher beklagt sich der Bräutigam im Hohelied: 25
„Mein Kopf‘, sagt er, „ist voller Tau und aus meinen Locken tropft die
Nacht.“ Dies heißt, wie die Glosse sagt: mit kleineren und schwereren
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2De vera religione, eines der Frühwerke des hl.
Augustinus (s. Anm. 1), verfasst um 390, in dem Augustinus das Wesen des Christentums (und
damit faktisch als Gegenentwurf zum Manichäismus) beschrieb.
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32. „Wenn sie bei einem Streifzug von der Nacht überrascht werden,
wachen sie rücklings, um ihre Flügel vor dem Tau zu schützen.“
[1] In der heiligen Schrift wird die Nacht für Unwissenheit gehalten. Wenn
du also auf die Unwissenheit des Lebens stößt, durch welche du dich weiter
zu Christus begibst, wache rücklings im Gebet, richte die Augen und Hände 5
gen Himmel, solange bis heller Glanz in der Finsternis aufleuchtet und du
den Weg zum Ersehnten hinlenkst. Mache dasselbe, wenn du auf die Nacht
oder Finsternis der Sünder stößt, aber wenn du „die Augen mit dem Sünder
nicht emporzuheben“ wagst, fordere die Heiligen auf, bitte die Engel, damit
sie für dich den gereizten Gott besänftigen, wie es gemäß dem Propheten 10
geschah: „Der Herr soll den Himmel erhören“, der Himmel die Erde, und
die Erde soll dich erhören, und auf diese Weise sollst du stufenweise
vorrücken zur Gnade und mit sichererer Hoffnung als früher die Heiterkeit
der väterlichen Huld erreichen. Daher versichert der hochheilige
Augustinus1 in seinem „Buch über die wahre Religion“2 zuversichtlich, dass 15
dies geschieht: „Wer auch immer von den Engeln ihn liebt, der liebt - ich
bin sogar sicher - auch mich. Wer auch immer bei jenem bleibt und
menschliche Gebete wahmehmen kann, wird in ihm mich erhören. Wer
auch immer ihn als sein Gut hat, wird in ihm mir helfen, damit er mir dessen
Teilhabe nicht wird missgönnen können.“ 20
[2] Und es ist sehr bemerkenswert, was der Autor in seiner Schrift anführt:
Dass nämlich die Biene deshalb in der Nacht rücklings wacht, „um ihre
Flügel vor dem Tau zu schützen.“ Hier im Tau erkennen wir die
Unbeugsamkeit der Anstrengung, in den Flügeln aber die uneigennützigen
und natürlichen Tugenden. Daher beklagt sich der Bräutigam im Hohelied: 25
„Mein Kopf‘, sagt er, „ist voller Tau und aus meinen Locken tropft die
Nacht.“ Dies heißt, wie die Glosse sagt: mit kleineren und schwereren
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2De vera religione, eines der Frühwerke des hl.
Augustinus (s. Anm. 1), verfasst um 390, in dem Augustinus das Wesen des Christentums (und
damit faktisch als Gegenentwurf zum Manichäismus) beschrieb.