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BUA 11,41
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41. „Sie haben eine liebliche und wunderbare Süße der Stimme.“
[1] Was ist nämlich lieblicher, was süßer als das Lob Gottes? Wenn
Augustinus1 zufolge die Undankbarkeit als größte Sünde definiert wird, ist
also die Dankbarkeit die größte Tugend. Deswegen beenden wir jedes
Psalmensingen und jedes Lied im Ruhm des Lobs. Daher sangen die Engel, 5
nachdem in Bethlehem der Heilsbringer zur Erlösung aller geboren worden
war, „Gloria in excelsis Deo“, damit allen der Stoff des Lobes gezeigt
würde, um den Menschen Frieden auf Erden zu geben.
[2] Freilich kann auch die liebliche und wunderbare Süße der Stimme als
geistiger Jubelruf eines betrachtenden Geistes verstanden werden, der vor 10
lauter Größe der himmlischen Freude über die innere Vorstellung weder
schweigen kann noch wiedergegeben zu werden vermag. Und man
bezeichnet diese als Jubelposaune, die inwendig freilich breit und geräumig
ist, aber an dem Ort, wo sie mit dem Mund verbunden wird, verengt wird.
[3] Eine Posaune dieser Art habe ich in Brabant gesehen, eine Nonne, die, 15
da sie etwas über die ewige Liebenswürdigkeit und die himmlischen
Freuden hörte, im Geiste entrissen wurde und, nachdem sie bis zu einer
bestimmten Stunde ein wenig geruht hatte, in ihrem Gesicht erglühte und
mit geschlossenen Augen mit so wunderbaren Stimmen den Jubelruf
hervorbrachte, dass kein Musikgesang mit deren Süße verglichen werden 20
konnte. Und dieser Klang wurde freilich durch keine vernehmbare Stimme
im Innern hervorgebracht, sondern jene wunderbare Harmonie erklang
zwischen Brust und Kehle. Dies ist jene, über die der heiligste Augustinus2
sagt: „Die Gestalt der Betrachtung ist es, die jede Seele desto glühender mit
einem Verlangen ergreift, je reinlicher diese ist; und diese ist desto 25
reinlicher, je mehr sie sich zu den geistlichen Angelegenheiten erhebt; und
sie erhebt sich desto mehr zu den geistlichen Angelegenheiten, je mehr sie
an fleischlichen Gelüsten und weltlichen Leidenschaften erlischt.“
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1.
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41. „Sie haben eine liebliche und wunderbare Süße der Stimme.“
[1] Was ist nämlich lieblicher, was süßer als das Lob Gottes? Wenn
Augustinus1 zufolge die Undankbarkeit als größte Sünde definiert wird, ist
also die Dankbarkeit die größte Tugend. Deswegen beenden wir jedes
Psalmensingen und jedes Lied im Ruhm des Lobs. Daher sangen die Engel, 5
nachdem in Bethlehem der Heilsbringer zur Erlösung aller geboren worden
war, „Gloria in excelsis Deo“, damit allen der Stoff des Lobes gezeigt
würde, um den Menschen Frieden auf Erden zu geben.
[2] Freilich kann auch die liebliche und wunderbare Süße der Stimme als
geistiger Jubelruf eines betrachtenden Geistes verstanden werden, der vor 10
lauter Größe der himmlischen Freude über die innere Vorstellung weder
schweigen kann noch wiedergegeben zu werden vermag. Und man
bezeichnet diese als Jubelposaune, die inwendig freilich breit und geräumig
ist, aber an dem Ort, wo sie mit dem Mund verbunden wird, verengt wird.
[3] Eine Posaune dieser Art habe ich in Brabant gesehen, eine Nonne, die, 15
da sie etwas über die ewige Liebenswürdigkeit und die himmlischen
Freuden hörte, im Geiste entrissen wurde und, nachdem sie bis zu einer
bestimmten Stunde ein wenig geruht hatte, in ihrem Gesicht erglühte und
mit geschlossenen Augen mit so wunderbaren Stimmen den Jubelruf
hervorbrachte, dass kein Musikgesang mit deren Süße verglichen werden 20
konnte. Und dieser Klang wurde freilich durch keine vernehmbare Stimme
im Innern hervorgebracht, sondern jene wunderbare Harmonie erklang
zwischen Brust und Kehle. Dies ist jene, über die der heiligste Augustinus2
sagt: „Die Gestalt der Betrachtung ist es, die jede Seele desto glühender mit
einem Verlangen ergreift, je reinlicher diese ist; und diese ist desto 25
reinlicher, je mehr sie sich zu den geistlichen Angelegenheiten erhebt; und
sie erhebt sich desto mehr zu den geistlichen Angelegenheiten, je mehr sie
an fleischlichen Gelüsten und weltlichen Leidenschaften erlischt.“
1Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, seit 396 Bischof von Hippo Regius. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1. | 2Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1.