Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0818
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5
10
15
20
25

BUA 11,47

813

47. „Sie werden von der Schranke der einzigen Heimat umschlossen.“
[1] Und darin werden die Einheit der Kirche und die Reinheit des Glaubens
bezeichnet. Wie nämlich der Bräutigam im Hohelied sagt: „Es gibt eine
Taube“, während er die Kirche ohne jede Bitterkeit von Untreue beschwört,
die Paulus ohne den Makel des Schmutzes beim Verbrechen und ohne eine 5
Kerbe der Doppeldeutigkeit bestärkt. So wie es nämlich „einen Gott“ und
Vater aller gibt, so werden „der Glaube und die eine Taufe“ im Schoß der
Mutter Kirche dargereicht. Wer auch immer also diese deutlich bezeugte
Wahrheit verliert, schneidet sich selbst schmählich von der kämpfenden
Kirche, der Ordnung und außerdem von dem triumphierenden Verdienst ab. 10
Daher klagte Jeremia für das Volk Israel und sagte: „Wir waren ungläubig
gegenüber dem Herrn, unserem Gott, und sind zerstreut zurückgewichen,
um nicht das Gesetz oder seine Stimme zu hören. Daher haben viele Übel
und Schmähungen an uns gehaftet, die der Herr Moses auferlegt hat.“ Und
dies sagt derselbe Weise im Buch Ecclesiasticus: „An einem ungläubigen 15
Geschlecht entzündet sich der Zorn Gottes.“ Solche sind jene, die sich
anstrengen, jene nahtlose Kleidung des Herrn, welche die Einheit des
Glaubens bezeichnet und welche die kreuzigenden Soldaten nicht zerreißen
wollten, in alle Richtungen hin zu zerfetzen.
[2] Daher liest man in der Kirchengeschichte Folgendes: Nachdem unser 20
Herr Jesus Christus einem gewissen Bischof mit einem zerrissenen Gewand
erschienen war und der Bischof unter Tränen gefragt hatte, wer dies getan
habe, antwortete der Herr: „Arius1 hat dies getan.“ Und das war kein
Wunder, weil unter allen Ketzern, mit Ausnahme des Manichäus,2 keiner
diese Kirche grausamer gespalten haben soll. 25

Arius (gest. 336), Priester in Alexandria, Vertreter einer eigenen Trinitätslehre, wodurch er mit
der in Alexandria praktizierten Theologie in Konflikt geriet. 325 wurden Arius, seine Lehren und
Anhänger („Arianer") beim Konzil von Nicäa verurteilt und Arius exkommuniziert. S. für
weitere Informationen die Beiträge in Arianism, hg. Berndt/Steinacher. | 2Hier verweist
Thomas auf die Manichäer, die Anhänger einer Offenbarungsreligion aus Mesopotamien, die im
3. Jh. von dem Perser Mani (216-276/77) zur Reform seiner jüdisch-christlichen Taufsekte
begründet worden war. Im Mittelalter wurde der Begriff „Manichäer" als polemisches
Schlagwort für häretische Gegenbewegungen zur katholischen Kirche verwendet. S. für einen
ersten Überblick RUDOLPH, Art. „Manichäismus, Manichäer".
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften