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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0830
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BUA 11,48

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unwürdig, den äußersten Ursprung erreichen zu wollen, wenn die Ursprünge
der natürlichen Dinge es nicht aushalten, auf jede Weise durch eine Prüfung
erörtert zu werden. „Selbst die Vernunft der Natur hat ihre
Beschränkungen“, sie hat ihre Grenzen, die allein von der Natur Gott
bekannt sind und offenstehen. 5
[3] Was „macht dich übermütig, menschlicher Hochmut?“ Wohin wirst du
gelenkt? Je stärker du empor steigst, desto schändlicher wirst du
zerschmettert werden. Höre, was der selige Volusianus2 in seinem
wunderbaren Lob bezeugt, indem er schreibt: „Bei anderen Priestern auf der
Welt wird auf irgendeine Weise Unwissenheit, das heißt: Unkenntnis, 10
ertragen. Als sie aber zu Augustinus3 kam, glaubte man, dass er dem Gesetz
nicht diene, weil man nicht wusste, was sich ereignete.“ Was aber diesem
großartigen Mann in Bezug auf die Tiefe der Predigt und die Erörterung
beschwerlicher Dinge geschah, wollen wir nun hören.
Unter den Wundern des heiligen Augustinus findet sich Folgendes über ihn: 15
Zu der Zeit, als der heilige Augustinus sein Buch „Über die Dreieinigkeit“4
anfertigte, zeigte Gott jenem folgendes Wunder.5 Hippo war eine edle Stadt
in Afrika, in welcher der heilige Augustinus das Bistum verwaltete und die
auf wunderschöne Weise oberhalb der Meeresküste lag.6 Der heilige
Augustinus aber hatte die Gewohnheit, nach dem täglichen Studium und der 20
Arbeit am Abend an der Meeresküste alleine vorweg zu spazieren, wobei
ihm von ferne Bischöfe und Kleriker folgten, die ihn für seinen Ratschlag
und in Angelegenheiten der ganzen Kirche aufsuchten; denn der Lärm der
Redenden sollte seine Betrachtung und sein Studium nicht stören. Als er
also eines Tages so alleine einherging, fand er ein kleines Bürschlein von 25
wundersamer Schönheit an der Meeresküste sitzen, das in den Boden eine
kleine Grube gegraben hatte, wie es Knaben zu tun pflegen, die auf den
Straßen spielen; und mit einem silbernen Löffel schöpfte der Knabe Wasser

2Rufius Antonius Agrypnius Volusianus (gest. 437), römischer Aristokrat, der mit dem hl.
Augustinus (s. Anm. 1) einen Brießvechsel führte. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr.
BUA 11,29,11. | 3Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | 4De trinitate, systematisch-
theologisches Hauptwerk des hl. Augustinus (s. Anm. 1), entstanden zwischen 399 und 419. S.
für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 11,46,5. | 3Die folgende Episode gehört zu den
Entstehungsnarrativen rund um De trinitate. Schon vor dem Erscheinen des „Bienenbuchs"
waren Exempel mit dieser Geschichte verbreitet. Offenbar war Thomas von Cantimpre aber der
erste, der die Episode mit der Person des Augustinus verknüpfte und damit den
Augustinuswundern eine weitere wirkmächtige Erzählung hinzufügte. S. hierzu KANY, Augustins
Trinitätsdenken, S. 306-310. | 6Hippo regius, antike Stadt im Nordosten des heutigen Algerien.
In der Nachfolge von Valerius war Augustinus hier seit 396 Bischof. S. hierzu OESTERLE, Art.
„Augustinus
 
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