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aus dem Meer und ließ es in jene kleine Grube fließen. Als ihn der heilige
Augustinus so ernsthaft dasitzen sah, verlangsamte er bald seinen Schritt
und blieb stehen. Er näherte sich von dort aus, grüßte den Jungen und fragte,
was er mache. Und der Junge antwortete mit großer Ernsthaftigkeit: „Ich
möchte das ganze Meer hier leerschöpfen und, wenn ich kann, in diese 5
Grube gießen.“ Auf diese gleichsam kindliche Antwort hin brach der heilige
Mann in höchst schickliches Lachen aus und erwiderte: „Und wie“, sagte er,
„kannst du, mein guter Junge, das machen? Das Meer ist riesig, und der
Löffel, mit dem du schöpfst, klein; auch die Grube, in die du das Wasser
gießt, ist klein.“ Und bald sagte der Junge: „Für mich ist es eher möglich, 10
das zu tun, was ich beabsichtige, als dass du umsetzt, was du vorhast.“
Daraufhin fragte der heilige Augustinus, der auf wundersame Weise erstaunt
war, was dies denn sei. Und der Knabe sagte: „In deinen Gedanken
bedenkst und erwägst du, in einem kurzen Buch logisch zu erschließen, was
jenes unerklärliche Sakrament der unteilbaren Dreieinigkeit ist. Bevor dir 15
aber das gelingt, gieße ich eher die Wellen des gesamten Meeres in diese
kleine Grube.“ Als der Knabe dies sagte, verschwand er plötzlich. Der
heilige Augustinus aber pries angesichts dieses Geschehnisses Christus und
bemerkte bald, wie wahr der Knabe gesprochen hatte.
[4] Siehe also, was der höchst ruhmreiche Augustinus7 selbst in seinem 20
„Buch über die Taufe“8 übereinstimmend mit dieser Sache sagt: „Wenn
über diese höchst unbekannte Sache diskutiert wird, muss sich das
menschliche Vorurteil nun mit nicht hilfreichen, sicheren und klaren
Beweisen der göttlichen Schriften zurückhalten. Ohne Nachteil können wir
nämlich Vieles von dem versprochenen Heil nicht wissen. Man muss 25
deshalb die göttlichen Schriften erforschen, damit wir nicht mit ihrer
Oberfläche zufrieden sind; diese Schriften wurden nämlich zu unserer
7///. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | 8De peccatorum meritis et remissione et de baptismo
paruulorum (Über Folgen und Vergebung der Sünden und über die Kindertaufe), entstanden um
411/412. S. dazu DRECOLL, De peccatorum.
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aus dem Meer und ließ es in jene kleine Grube fließen. Als ihn der heilige
Augustinus so ernsthaft dasitzen sah, verlangsamte er bald seinen Schritt
und blieb stehen. Er näherte sich von dort aus, grüßte den Jungen und fragte,
was er mache. Und der Junge antwortete mit großer Ernsthaftigkeit: „Ich
möchte das ganze Meer hier leerschöpfen und, wenn ich kann, in diese 5
Grube gießen.“ Auf diese gleichsam kindliche Antwort hin brach der heilige
Mann in höchst schickliches Lachen aus und erwiderte: „Und wie“, sagte er,
„kannst du, mein guter Junge, das machen? Das Meer ist riesig, und der
Löffel, mit dem du schöpfst, klein; auch die Grube, in die du das Wasser
gießt, ist klein.“ Und bald sagte der Junge: „Für mich ist es eher möglich, 10
das zu tun, was ich beabsichtige, als dass du umsetzt, was du vorhast.“
Daraufhin fragte der heilige Augustinus, der auf wundersame Weise erstaunt
war, was dies denn sei. Und der Knabe sagte: „In deinen Gedanken
bedenkst und erwägst du, in einem kurzen Buch logisch zu erschließen, was
jenes unerklärliche Sakrament der unteilbaren Dreieinigkeit ist. Bevor dir 15
aber das gelingt, gieße ich eher die Wellen des gesamten Meeres in diese
kleine Grube.“ Als der Knabe dies sagte, verschwand er plötzlich. Der
heilige Augustinus aber pries angesichts dieses Geschehnisses Christus und
bemerkte bald, wie wahr der Knabe gesprochen hatte.
[4] Siehe also, was der höchst ruhmreiche Augustinus7 selbst in seinem 20
„Buch über die Taufe“8 übereinstimmend mit dieser Sache sagt: „Wenn
über diese höchst unbekannte Sache diskutiert wird, muss sich das
menschliche Vorurteil nun mit nicht hilfreichen, sicheren und klaren
Beweisen der göttlichen Schriften zurückhalten. Ohne Nachteil können wir
nämlich Vieles von dem versprochenen Heil nicht wissen. Man muss 25
deshalb die göttlichen Schriften erforschen, damit wir nicht mit ihrer
Oberfläche zufrieden sind; diese Schriften wurden nämlich zu unserer
7///. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | 8De peccatorum meritis et remissione et de baptismo
paruulorum (Über Folgen und Vergebung der Sünden und über die Kindertaufe), entstanden um
411/412. S. dazu DRECOLL, De peccatorum.