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BUA 11,50
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50. „An Heiterkeit und Vortrefflichkeit erkennt man den gesunden
Zustand der Bienen.“
[1] Und dies ist dasselbe, was Salomon in seinen Sprüchen sagt: „Ein
fröhliches Herz macht die Lebenszeit blühend, ein trauriger Geist lässt die
Glieder ausdörren.“ Ich halte nichts in diesem Leben für heiterer, nichts für 5
erfreulicher als das Zeugnis eines guten Gewissens; nichts aber halte ich für
trauriger, nichts für schrecklicher auf Erden als das Zeugnis eines schlechten
Gewissens. An dieser Freude hat nicht allein der Geist, sondern auch der
Leib teil, gemäß folgendem Spruch des Psalmisten: „Mein Herz und mein
Leib jauchzen dem lebendigen Gott zu.“ Dasselbe haben wir in Bezug auf 10
die Trübsal eines höllischen Gewissens geglaubt und gesehen, dass der
äußere Körper sich nach dem Herz, das im Innern durch Trauer getrübt ist,
verzehrt.
[2] Über etwas, das über die Maße glaubhaft ist, habe ich aus sicherster
Quelle erfahren. Es gab im Gebiet von Burgund einen Mann, der vielen 15
bekannt und berühmt war und der sich gewiss zu einer Zeit in seiner Jugend
aufrichtig verhielt, später aber in seiner Tugend abkühlte und begann, sich
den Lastern zuzuwenden. Wenig später aber verhärmte er mit vor Schmutz
starrendem Geist und fiel der Ermattung anheim, und dennoch erkannte er
die Hand des züchtigenden Gottes nicht, sondern häufte Übel um Übel an, 20
mit einer Blässe im Gesicht und einer Magerkeit, wie ein Mensch, der
elendiglich dem ewigen Feuer zur Strafe übergeben wurde. Als keine
Behandlung der Ärzte etwas ausrichtete und man ihm nicht einmal die
Ursache seines kranken Daseins darlegte, kehrte er schließlich zu sich
zurück, erhielt durch göttliches Erbarmen Hilfe und erkannte dadurch 25
büßend, dass die einzige Ursache in der Ermattung seiner Seele bestand. Als
er also unter Tränen gebeichtet hatte und bei einem gewissen sehr heiligen
Priester sofort die Gnade der Absolution empfing, erbrach er aus dem Mund
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50. „An Heiterkeit und Vortrefflichkeit erkennt man den gesunden
Zustand der Bienen.“
[1] Und dies ist dasselbe, was Salomon in seinen Sprüchen sagt: „Ein
fröhliches Herz macht die Lebenszeit blühend, ein trauriger Geist lässt die
Glieder ausdörren.“ Ich halte nichts in diesem Leben für heiterer, nichts für 5
erfreulicher als das Zeugnis eines guten Gewissens; nichts aber halte ich für
trauriger, nichts für schrecklicher auf Erden als das Zeugnis eines schlechten
Gewissens. An dieser Freude hat nicht allein der Geist, sondern auch der
Leib teil, gemäß folgendem Spruch des Psalmisten: „Mein Herz und mein
Leib jauchzen dem lebendigen Gott zu.“ Dasselbe haben wir in Bezug auf 10
die Trübsal eines höllischen Gewissens geglaubt und gesehen, dass der
äußere Körper sich nach dem Herz, das im Innern durch Trauer getrübt ist,
verzehrt.
[2] Über etwas, das über die Maße glaubhaft ist, habe ich aus sicherster
Quelle erfahren. Es gab im Gebiet von Burgund einen Mann, der vielen 15
bekannt und berühmt war und der sich gewiss zu einer Zeit in seiner Jugend
aufrichtig verhielt, später aber in seiner Tugend abkühlte und begann, sich
den Lastern zuzuwenden. Wenig später aber verhärmte er mit vor Schmutz
starrendem Geist und fiel der Ermattung anheim, und dennoch erkannte er
die Hand des züchtigenden Gottes nicht, sondern häufte Übel um Übel an, 20
mit einer Blässe im Gesicht und einer Magerkeit, wie ein Mensch, der
elendiglich dem ewigen Feuer zur Strafe übergeben wurde. Als keine
Behandlung der Ärzte etwas ausrichtete und man ihm nicht einmal die
Ursache seines kranken Daseins darlegte, kehrte er schließlich zu sich
zurück, erhielt durch göttliches Erbarmen Hilfe und erkannte dadurch 25
büßend, dass die einzige Ursache in der Ermattung seiner Seele bestand. Als
er also unter Tränen gebeichtet hatte und bei einem gewissen sehr heiligen
Priester sofort die Gnade der Absolution empfing, erbrach er aus dem Mund