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Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0938
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BUA 11,53

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irgendeine Fieberkrise vollständig errettet. In der Folge wurde dieser lange
Zeit durch die Bindung an seine Ehefrau gewaltsam gefangen gehalten,
später aber aus jener entlassen; auf unseren Ratschlag hin reiste er mit
großer Demut zum Haus der Ritter der Deutschen vom Hospital der heiligen
Maria.20 Ich weiß, dass nach ihm sowohl ein gewisser anderer Mann als 5
auch dessen Sohn der Rittergemeinschaft beigetreten sind. Der erste von
diesen starb vier Monate, nachdem er beigetreten war, bei Toledo21 und
erschien noch in derselben Nacht als Verstorbener einem Freund in Brabant.
Als er zum zweiten Mal erschien, offenbarte er die Art seiner Strafe, beim
dritten Mal auch den Fall der Sünde, für die er im Fegefeuer bestraft wurde. 10
Es wird berichtet, dass sich die Brüder dieses Ordens als sehr
empfehlenswert und als die frommsten und tüchtigsten Ritter des Heiligen
Landes erwiesen haben.22
[9] Von denjenigen Brüdern des Predigerordens, die die Personen kannten,
durch die dies getan wurde, habe ich aber auch von einem anderen sehr 15
frommen und erstaunlichen Wunder über die Verehrung der Heiligen
gehört. In Deutschland hatte ein gewisser Ritter Heumäher angeheuert, um
das Gras von der Wiese zu entfernen. Während jene also am Vortag des
Festes für einen gewissen Heiligen mähten, wurde, als die Abendzeit kam,
in den Dörfern ringsum geläutet. Und bald sagte einer der Heumäher zu 20
seinen Gefährten: „Hören wir mit unserer Arbeit auf, weil sie schon zum
Abendgebet läuten.“ Aber als jene dies verneinten, ja den Mahnenden durch
ihre Worte sogar noch mehr beschämten, ging jener bald allein zur Vesper,
nachdem er seine Arbeit aufgegeben hatte. Am dritten Tag aber, als er mit
den Übrigen zu seiner unvollendeten Arbeit zurückkehrte, sah er, dass er, 25
weil die anderen nun einen Vorsprung hatten, hernach alleine mähen
musste, und er wurde deswegen von allen ausgelacht. Er ertrug das
Gelächter und die Witze aller aber geduldig. Als er die Hand an seine Sense
legte, fand er vor sich bald bei einem Grashalm eine goldene Münze von
wunderbarer und nie zuvor gesehener Größe. Unter Tränen beugte er sich 30

^Bezeichnung für den Deutschen Orden, der um 1199 aus einer im Jahr 1190 etablierten
deutschen Spitalgemeinschaft in Jerusalem gegründet wurde. S. hierzu SARNOWSKY, Der
Deutsche Orden, S. 11-14. | uSeit der Ordensgründung waren Mitglieder des Deutschen
Ordens auf der Iberischen Halbinsel aktiv; die erste Ordenskommende wurde bereits 1219 in
Kastilien gegründet. S. hierzu JASPERT, Der Deutsche Orden. | 22S. hierzu auch die Darstellung
des Deutschen Ordens in der Historia orientalis, der historiographischen Abhandlung über
Jerusalem und das Heilige Land, die der Prediger und Geschichtsschreiber Jakob von Vitry
(1160 70-1240) um 1225 vollendete: lac. Vitr Hist. Orient., cap. 66, S. 268-273. Für weitere
Informationen zu Jakob s. Thom. Cantimpr. BUA prolog.
 
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