Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0964
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5
10
15
20
25
30

BUA 11,53

959

mit Schilden, auf denen ein rotes Kreuz prangte. Und bald sagte er staunend
zu den Seinen: „Seht ihr etwa auch“, sagte er, „was ich sehe?“ Und jene
antworteten: „Nichts“, sagten sie, „sehen wir.“ Doch bald sahen alle, die mit
dem Herzog demütige Gebete zum Herrn schickten, das unzählbare Heer
aus weißgekleideten Kriegern. Daraufhin ging der Herzog mit einigen seiner 5
Leute hinaus und sank auf die Knie. Ihm gegenüber erhob sich einer der
vielen Soldaten und sagte: „Aufrichtigster der Fürsten, fürchte nicht die
Ankunft des Königs. Jene Männer stehen auf göttlichen Befehl bereit, dir zu
helfen, die du durch Almosen und die Messen zu ihrer Unterstützung vom
Fegefeuer befreit hast. Zur gesetzten Frist werden aber auch die anderen 10
erlöst werden, die gemeinsam mit uns zu deiner Unterstützung kommen
werden.“ Und nachdem er dies gesagt hatte, verschwand jene ganze Schar
der Weißgekleideten. Der Herzog aber kehrte in die Burg zurück und pries
mit all seinen Leuten den Herrn.
Als die Zeit zur besagten Frist also voranschritt, zog der König mit einer 15
unendlichen Zahl eigener und fremder Edler, die das ganze Volk des Landes
gegen ihren Herrn, den Herzog, zusammengezogen hatten, siegessicher
heran und verteilte seine außergewöhnlich große Streitmacht auf der Ebene
nahe der Burg. Jenem entgegen kam der Herzog, natürlich mit
entschlossener Miene und unerschüttert im Geist, und sobald er mit seinen 20
wenigen Truppen die Burg verließ, schloss sich ihm jene so große und so
unbeschreibliche Menge des himmlischen Heeres an, dass der Heerhaufen
des Königs gegenüber diesen himmlischen Lagern wie ein mittelmäßiger
Haufen erschien. Als der König und alle diejenigen, die bei ihm waren, dies
sahen, wurden sie von größtem Schrecken erschüttert und bemerkten die 25
Wundertat des höchsten Gottes; daraufhin legten sie ihre Waffen ab, warfen
sich mit von sich gestreckten Händen zu Boden und ergaben sich mit ihrem
Leben und ihrem ganzen Besitz vollkommen dem Willen des Herzogs. Der
Herzog gewahrte sofort die göttliche Barmherzigkeit ihm gegenüber und
war daher mit allen barmherzig und akzeptierte, nachdem er sehr 30
zuverlässige Bedingungen aufgestellt hatte, Geiseln für einen Frieden.
Sobald der Friede zwischen dem Herzog und dem König auf jede Art
gehalten wurde, verschwand plötzlich die Schar des himmlischen Heeres.
Daraufhin geschah es schließlich, dass die Heere, nachdem diese Dinge in
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften