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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0145
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3. Die frühen Agenden

Oratio
Laßt uns betten: Gott, der uß macht diner krafft
alle dinge uß nicht beschaffen hast65, der du noch
anfenglicher ordnung |26v| aller ding dem menschen,
der nach der bildnuß Gottes gemacht was66, des
weybes unzerteylige hilff darumb geben hast, das du
von menlichem fleisch des weybes leib anfanck ma-
chest67, lernen hiebey, was auß einem dyr aufgerich-
tem gefiel, dem menschen nymmer mer zertrennen
sich zimmet. O herr, der du die eeliche bindtnuß mit
solchem uobertrefflichen heymlichheyten68 gesegnet
hast, das du yn den gelubden der bruloffen69 Christi
mit syner kirchen byndtnuß beduttest. O herr,
durch wen das weyb dem man verfueget wurt und
solliche ordenliche geselschafft foruß mit dem segen
begabet, den noch die straff der erbsund noch70 das
urteyl des sindfluß hingenomen hatt, |27r| sich an
gnedigklichen dise dine diener in dem stand der ee

g Erg. von and. Hd.: an ynen kein gewalt habe noch scha-
den moge. O herr.
h Von and. Hd. ist hiernach auf Bl. 27v-28v angefügt: O
almechtiger, ewiger Got und vatter, der du selbes geseit
hast: Es ist nit gut, das der mensch allein sige [1Mos
2,18], und darumb Adam in dem paradiß einen glichen
gehilffen, die frou, geschaffen in einem uffrichtigen, rey-
nem stadt [Stand], in welchem du den menschen ge-
schaffen hast, ein sölchen bundt und einikeit zwischen
dem man und wib gehalten werden geordnet, das der
mensch vatter und mutter verlassen soll und synem
eegemahel anhangen, uff das sy zwey sigen als ein
mensch [1Mos 2,24], denen du auch, so sy also in dynem
heiligen, eelichen stadt nach dynem willen leben, vil se-
gen |28r | und benediung verheissen hast, wier bitten dich
diemiettiglich durch unseren herren Jhesum Christum,
din aller liebsten sun, den du hast von der vermeheleten
helichen, reynen junckfrauen Maria wöllen geboren wer-
den, der auch die ee mit syner gegenwurtikeit geert und
mit synem ersten wunderzeichen begabet hat [vgl. Joh
2,1-11], darum wöllest du dynen heiligen geist dyssen
zweien, so sich in die ee begeben, rylichen verlyhen, uff

dinen schirm sich bevelhen. Gib in stete liebe und
friden, damit sey71 nachvolgen mögen den fußstap-
fen der lieben heiligen patriarchen Abraham, Isaac
und Jacob, den gottesfrunden, und deren gemahelen
Rachel, Sara und Rebecca. Schaff, das der dusent-
feltig anfechter, der teuffel [an ynen kein gewalt
habe noch schaden moge. O herr]g, mach sye frucht-
bar und unschuldig, das sye mögen sehen ir kinds
kinder biß in das drit und vierd geschlecht und kum-
men zu eim erhofften alter, darnach erlangen die
ruwe der seligen und das ewig hymmelreych. Der
Got Abraham, Isaac und Jacob sey alweg bey uch,
er selber fueg euch zusamen und erfull euweren se-
gen, durch |27v| Christum Jesum, unsern herren.
Der segen Gottes, des vatters, suns und heiligen
geist, steyg herab uff euch und blib alweg by uch,
Amen.h

das davon wiche aller gesuch fleischlicher wollust und
weltlicher ding, damit sy dier allein zu gefallen under-
standen ier leben anzustellen. Gib ynen auch ein stiffen
glouben und stäte liebe und ein unbewegliche hoffnung.
Gib ynen auch den segen, den du dinen geliebten frunden
Abraham, Ysaac und Jacob geben hast, uff das sy dich
loben und prysen an der frucht ieres libes, die du ynen
genaediglichenn wöllest geben und zu allem gutten be-
waren, uff das sy sampt ieren kinderren dich loben und
eren und dem nechsten nutzlichen dienen mögen, dier zu
ewigem lob und |28v | herlikeit, der du lebest und regie-
rest sampt dinem sun und heiligen geist in ewikeit,
Amen. Der segen etc.

66 Der du [...] alle Dinge aus dem Nichts erschaffen hast.
66 Vgl. 1Mos 1,27.
67 Vgl. 1Mos 2,21-24.
68 Geheimnissen, s. Grimm, DWb 10, Sp. 880.
69 Hochzeit, s. FWb 4, Sp. 1003-1005.
70 Noch [...] noch = weder [...] noch.
71 Sie.

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