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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0158
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Straßburg

e. Ordnung des Herren Nachtmal, so man die mesß nennet, sampt der Tauff und
Insegnung der Ee, Wie yetzt die diener des wort Gots zuo Straßburg Erneüwert und nach
götlicher gschrifft gebessert haben uß ursach, in nachgender Epistel gemeldet.
MDXXV.a

Allen liebhaberen des wort Gottes wünsch ich, Jo-
hannes Schwan1, Burger zuo Straßburg, Gnad unnd
fryd von Gott, dem vatter, unnd unserm herren
Jesu Christo.
Es ist kunth und wissen, wie das die diener des wort
Gotts bey uns lang zeyt vil irrung, so ym brauch
gewesen, mitt grossem schmertzen getragen und
doch nit haben on grosse ergernüß stimpfflingen2
mögen endern, des sye sich offt hertzlich in iren pre-
digen beklagt und dannocht vil haben müssen noch
lassen, biß das Gott uß sundern gnaden den gemei-
nen man in dem wort Gottes, durch sy getriben, un-
derricht hat. Under welchen irtumben nit die wenig-
sten gewesen sind |A 2r| Im nachtmal des Herren
Jhesu, so man die mesß nennet, Derhalb sy, die die-
ner des worts, sich den bäpstlichen Messen in ge-
berden, kleydungen unnd andern ceremonien (doch
nitt in dem woren wort Gottes) gar nach gleichför-
mig gehalten. Diewyl nuon aber die gemeyn bey uns
yetzt baß3 underricht, haben sye die recht Christlich

freyheyt, die da nitt an kleyder, stett oder geberd
gebunden ist, an die handt genommen und näher
hynzuo mit der that getretten und dem wort sich
meer gleichförmig dann bißhär gemacht, Namlich
yn dem nachtmal des herren, der tauff und bene-
deyung der Ee, Doch nitt der meynung, yemants
darmit ein Regel oder gsatz zuo machen, Diewyl sol-
che gebet frey nach yngeben des geist Gottes gemin-
dert oder gemeret mögen werden, so ferr4 das wort
nit gschwecht |A 2v| würt, sunder zuo anzeygung, das
unser gebett frey ist, das man betten mag, was der
geist Gottes yngibt. Und so nuon sy (die diener des
worts) des thuon nit scheüch5 tragen, dieweil sye das
wort Gottes handlen, hab ich disem yetzigen
brauch, den sye im nachtmal des herren, tauff und
benedeyung der Ee haben, in truck geordnet, Damit
ein yeder spüren und sehen mög, das bey uns zuo
Straßburg nichts on geschrifft und grundt der war-
heit gehandelt würt. Bitt hye bey alle, so das lesen,
dieweyl es das wort Gottes ist, nitt zuo verachten.
Die gnad Gottes sey mitt uns allen, Amen. |A 3r|

[1.] Das nachtmal des herren wirt also gebraucht oder gehalten

Vor dem, ee der diener zuo dem tisch gadt (der dann
gegen den volck gericht ist), singt die gemein ein
psalmen, welcher yn geliebt:
Ach Got wie lang:

a Textvorlage (Druck): Ordnung des Herren Nachtmal, so
man die mesß nennet, sampt der Tauff und Insegnung
der Ee, Wie yetzt die diener des wort Gots zuo Straßburg
Erneüwert und nach götlicher gschrifft gebessert haben
uß ursach, in nachgender Epistel gemeldet, Straßburg:
Johannes Schwan 1525 (Exemplar: BSB München,
Sign.: Rar. 4114).
b-b Mit Noten.

1 Johannes Schwan, * in Marburg, † vermutlich Ende
1526 in Straßburg, ein ehemaliger Franziskanermönch,
der 1522 das Kloster in Basel verlassen hatte und nach

bAch Got, wie lang vergissest mein, / gar nach bitz
an das ende. / Ach Got, wie lang das antlit dein /
thuostu doch von mir wenden. // Wie lang sol ich
selbs ratten mir, / in |A 3v| meiner seel ein schmertz
gebyr / den gantzen tag im hertzen.b

Wittenberg gegangen war, kam 1524 nach Straßburg, wo
er die Witwe des Druckers Reinhard Beck d. Ä. heira-
tete. In der von Beck übernommenen Druckerei erschie-
nen ca. 60 Drucke, darunter Werke von Luther, Karl-
stadt und Clemens Ziegler. Vgl. Reske, Buchdrucker,
S. 880f.
2 So schnell, plötzlich, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss.
Mundart, S. 345.
3 Besser.
4 Sofern.
5 Scheu.

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