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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0168
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Straßburg

[1.] Von infürung der Eeleüt

Zum ersten Hat die Bäpstlich ordnung, das die Ee
sey ein Sacrament, da durch gnad verlihen werde,
und haben da zu ein fleyschlich gebett und ein Mess,
genant die Braut meß, zu latein gehalten, auff das
gemeiner verstand auff solich unbekante wort unnd
der pfaffen thun ein achtung gebe, dann, was uns
frembd ist, ab dem selbigen verwundern wir uns am
fürnemsten. Zudem so haben sye vil heydnischer
und leichtfertiger mißpräuch lassen inreissen, wie
noch vor augen ist, Dann dißem ge- |A 3r| sindlin ist
nichts ergerlich, dann das die kirchen und irem
pracht ergert8 und abtregt. Welche durch das wort
hingelegt9 und abgethon sein, Und haltens nun mit
der infürung also: Welche zeyt im jar und tag in
beysein etlicher von der gemein zwey Eeleüt ir Ee
bezeügen wöllen vor der kirchen und der gemein die-
ner, sein sye gewertig und willig. Und sehen kein
zeytlich verbot oder hyndernuß an, was von göttli-
chem gesatz zur Ee gefreihet. Und die Gott zusamen
gefiegt hat, scheiden sye nitt10, sonder bestetigen ire
Ee in namen der kirchen, wie hie nach volget.
Form der Eeleüt insegung
Der pfarrer fraget in oder vor der kirchen seins ge-
fallens: Ir wöllen mit einander im stand der heyligen
Ee leben und solichs ewer fürnemen zu gegen dißer
gemein bezeügen und bestetigen?
Antwurt: Ja.
Darauff der pfarrher: So nym ich eüch umbstender
alle zu gezeugen und bitt eüch solichs zu gedencken.
Darzu, ist jemandts hie zu wissen hinderniß der Ee
an dißen personen, sibschafft oder magschafft hal-
|A 3v| ben, aus götlichem gebott oder das ir eins ge-
gen andern personen sunst verpflicht und der Ee
halb verbunden were, der wölle das melden. Zum
ersten, zum andern, zum dritten mal. Dweil nie-
mant hie ist, der solichs wider sprechen will, so be-

8 Beeinträchtigt, mindert, s. FWb 2, Sp. 75.
9 Abgeschafft, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1453.
10 Vgl. Mt 19,6.

stetigs Gott, das er an eüch gewürckt hatt. Und
ewer anfang wölle sein im namen des herren, der
hymel und erden beschaffen hatt11. Amen.
Darnach fraget der pfarherr ein jedes wie es heißt.
Antwurt: N.
Unnd nimpt hie mit jedes rechte hande und gibt sye
zusamen mitt dißen oder dergleichen worten, die im
die breütigam zum ersten noch spricht:
Ich gestand, das ich dich, N., genomen hab, und
nimm dich zu meiner Eefrawen.
Darnach die fraw: Unnd ich, N., hab dich ge-
nomen und nimm dich zu meim Eeman.
Weiter spricht der pfarher: Hören das Evangelium
Mathei am XIX. [3-6] etc.:
Es tratten die phariseer zu dem herren unnd ver-
suchten in und sprachen zu im: Ist es auch recht,
das sich ein man scheyd von seinem weyb umb yr-
gent einer ursach willen? Er antwortet aber und
sprach: |A 4r| Habt ir nitt gelesen, das der im anfang
den menschen gemacht hatt, der macht, das ein man
und weyb sein solt, und sprach: Darumb würt ein
mensch vatter und muter lassen unnd an seinem
weyb hangen, unnd werden die zwey ein fleysch
sein12. So seind sye nun nit zwey, sonder ein fleysch.
Was nun Gott zusamen gefiegt hatt, das soll der
mensch nit scheyden.
Glaubt dißen wortten unnd gedenckt, das eüch Gott
zusamen gefiegt hat unnd das die Ee ein götlicher
stand ist. Und haben ein ander lieb in trawen13 nach
dem gebott des herrn, wie es eüch verlesen ist.
Oder mit anderen worten ermanen sye zum glauben
und der lieb, wie etwan der umbstender gelegenheit
und not erfordert, und am fleyssigsten aber, wenn
die armen dorff leütlin, die sunst nichts vom wort
Gottes hören, ingesegnet werden.

11 Ps 124,8.
12 1Mos 2,24.
13 Vertrauen.

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