Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0171
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Die frühen Agenden

gelernt seind zu betten für alle menschen30, das er
diß kindlin wölle lassen sein mit uns ein miterb, mit-
leybig und ein mitgenoß der verheissung in Christo,
so wöllen wir im nun das zeychen |A 7v| des glaubens
mit teylen unnd durch den tauff als ein glid des
leybs unnd der gemein Christi erkennen, zu einer
erinnerung sein selbs, so es zu seinen tagen kompt,
das es ein Christ sey und fürter nitt der welt, sonder
Gott leben sol. Also kumen her zu dem tauff, so wel-
len wir das kind täuffen.
Hie mit gat er zum tauff31 unnd spricht: Nennen das
kind.
Antwurt: N.
Und also teüfft ers und saget: N., Ich teüff dich in
dem namen Gottes, des vaters, des suns und des
heyligen geysts, Amen.
Dem nach gibt er dem gevatern oder gotten32, so als
zeügen bey dem tauff sein, das kindlin mitt dißen
worten:

Ir gevattern, auch ir ander brüder und schwestern,
ir sollen das kindlin Christlich ordnung, zucht, Got-
tes forcht unnd den glauben an Christum lernen, ein
jedes, so ferr im Gott gnad verlühet.
Antwurt: Wir wellen.
Beschluß: Gott verlühe eüch allen sein gnad und fri-
den und fürgang in seiner erkantnüß. Amen.
Diße ordnung des tauffs ist bey in gemein33, aber
etwan nach gelegenheit der per- |A 8r| sonen würt
mer oder minder geredt, etwan gar kein fürwort,
sonder allein auffs kürtzest der tauff mit geteylt.
Dann Christlich freyheit wöllen sy nyenert an ge-
bunden, sonder haben abschühen34 vor den gebräu-
chen, als bald sye ein stete gewonheit werden, dann
gleich falt drauff der einfeltig verstand und will ein
vertrawen dar in setzen, das dem reynen glauben an
Christum hoch zu wider ist.
End vom Tauff

[3.] Von des herrn nachtmal oder Mess

Alle tag haben sye zwo Christlicher predigen, des
morgens umb die siben und nach mittag um die vier
uren. Do singt die gemein vor und nach etlich psal-
men mit fleyssigem auffmercken und andacht. Und
am Sontag zu morgen, umb die sechs uren, haben
die helffer an stat der frümessen oder pfarrmessen
ein kurtze predig und ermanung für das gesünd, so
zur andern predig das hauß verwaren, der kinder
warten und vilicht die kuchen versehen muß. |A 8v|
Bald drauff, als die gemein versamlet ist, kompt der

30 Vgl. 1Tim 2,1.
31 Taufstein, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart,
S. 357.
32 Pate oder Patin.
33 Gemeiner Gebrauch, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3172.
34 Abscheu, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 391 (s.v.
schüch).
35 Üblichen, s. FWb 6, Sp. 2013f.
36 Vgl. Bucer, Deutsche Schriften 1, S. 231f.: und brau-
chen zum nachtmal des herren kein besonder kleid dann nur

pfarrher im gewonen35 chorrock, den sye auß gewon-
heit noch gebrauchen, dweil niemans auff die selbig
cleydung etwas vertrawens gesetzt oder für etwas
sunders gehalten36, Und geet für den altar tisch, so
sye gegen dem volck, damit jeder man alle wort ver-
nemen möge, haben lassen auffrichten37, unnd fahet
an des herren nachtmal mit nochgenden worten un-
geverlich, Dann sye es verlengern oder kürtzen, wie
es jedes gelegenheit und zeyt erfordert38:

ein Chorrock [die Alba], wie auch zur predig des worts, [...]
dieweyl nie besonders drauff gehalten, wie auch nit gewihet
worden [...].
37 Vgl. ebd., S. 241: Mer haben wir in etlichen unsern kirchen
[...] tisch lassen zurichten, das, so man das nachtmal [...]
haltet, der diener das angesicht gegen dem volck wendet.
38 Zum Ablauf des Gottesdienstes vgl. auch den Abschnitt
„Welcher massen, das nachtmal nun gehalten würt“
ebd., S. 246f.

155
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften