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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0175
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3. Die frühen Agenden

lichs eüch, so selig werden, die krafft Gottes ist, wie
der verdamten weltt ein thorheit und den frummen
schein heylgen ein ergernüß67. Nemen an Christum,
das liecht der welt, und wandeln fürter nit mer in
der finsternüß68, das ist, nach der art blut und
fleischs, welches voller zanck, hader und zwitracht
ist. Dann wo ir eüch annemen und mit ewer nies-
sung oder gegenwertikeit falschlich fürgeben den
glauben an Christum und die liebe gegen ewrens
nechsten und dannocht in verdruß stünden gegen
ewren mitbrüdern, so wissent, das ir Gott, dem
heylgen geist, liegen, das ir gleißner69 sein und das ir
bey des herrn nachtmal unwirdiglich sein oder selbs
niessen eüch zum urteyl unnd zur verdamnüß70. Bit-
ten |C 2v| also Got, das er uns den verborgnen Adam
in uns entdecke und sein heyl erzeyge, so er durch
Christum Jesum gemacht hat.
Gleich auff soliche wort läse er der Evangelischen
und fürnemlich Pauli wort vom nachtmal71, Also:
Der herr Jesus, in der nacht, da er verraten ward,
nam er das brot unnd, als er gedancket hat, brach
ers und gab es seinen jungern und sprach: Nemet
hin und essent. Diß ist mein leyb, der für eüch hin-
geben würt. Sollichs thut zu meiner gedechtnüß.
Deßgleichen auch den kelch, noch dem sy zu obent
gessen hatten, und sprach: Diß ist der kelch, das
New Testament in meinem blut, das für eüch und
für vil zur ablösung der sünd vergossen württ. Ne-
met hin und trinckt daraus alle. Solichs thut, so offt
ir trinckt, zu meiner gedechtnüß.
Fürter auff disse wortt spricht der pfarherr also:
Ir, so mit mir wöllen des herren nachtmal entpfahen
und so sich angezeygt72 haben, kommen nun her.
Und Gott wölle eüch geschickt machen und verley-
hen, sein tode |C 3r| in rechtem glauben zu beden-
cken und mit warer danckbarkeit zu verkünden73,
Amen.

h- h Mit Noten.
67 Vgl. 1Kor 1,18.23-24.
68 Vgl. Joh 8,12 und 12,46.
69 Heuchler.
70 Vgl. 1Kor 11,27-29.

Hie mit teylt er des herren brot und den kelch auß
und sagt zuvor disse wort: Gedencken, glauben und
verkünden, das Christus, der herr, für eüch gestor-
ben ist.
Auff das singt die kirch: Gott sei gelobet etc.:
hGot sy gelobet und gebenedeiet, / der uns selber hat
gespeiset / mit sinem fleische und mit sinem blute, /
das gib uns, herrgot, zu güte, / kyrieleyson. [...].h
Zu Martin Luthers „Gott sei gelobet und gebene-
deiet“ s. Nr. 3d, S. 139.
Noch disem gesang spricht er abermals ein gebett,
der vorgeenden ermanung gewonlich gleichförmig,
also:
Laßt uns bitten: Verleyhe uns hymlischer vatter,
das unser erlösung gedechtniß uns nimer von hert-
zen kumm und das wir im liecht der welt unnd
Christo wandeln, weit abgezogen von unser tummen
vernunfft und blinden willen, so eytel und schad-
hafftig74 finsterniß sein, Durch Christum Jesum, un-
sern herren, Amen.
Welichs oder ein anders mag gepraucht werden, so
etwan die predig zu viel eüsserlich ding berüret hat.
Beschluß
Sagen danck dem herren. |C 5v|
Der herr gesegne eüch und behüte eüch. Der herr
erleüchte sein angesicht über eüch und sey eüch ge-
nädig. Der herr erheb sein angesicht über eüch unnd
gebe eüch den friden, Amen75.
Geet hin, der geist des herren geleite eüch zum
ewigen leben, Amen.
Ende des herrn nachtmals

71 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
72 Gemeldet.
73 Vgl. 1Kor 11,26.
74 Verderbliche, s. Grimm, DWb 14, Sp. 1986.
75 4Mos 6,24-26.

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