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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0188
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Straßburg

Gotesr volget. Und schame mich warlich für Gott, so
mir etwas unschaffens6 in meyn gedancken infallet.
Auch hab ich ein lust unnd wolgefal- |a 3v| len, zu
gedencken und zu thun, was recht und gut ists für
den augen Gottes, meinst vatters, des almechtigen,
wölcher sölichs zu gegen sycht und es im gefallen
lasset.
Frag: Dise scham udes bösenu unnd lieb zu dem gu-
ten sollen dein hieter sein, liebs kint, und dich von
lastern beschirmen und zum guten fürdern. Darumb
gedenck alweg, Gott sichts, so wirstu gewarsam7
wandlen. Aber woher weistu, das ein almechtiger
Gott ist?
Ant.: Ich befinde sollichs im hertzen und in teglicher
erfarung, Dann alle ding seind wandelbar, und vil
beschicht teglich, des ursach wir nit wissenv. Auch
ist es in der geschrifftt angezeigt: 1. Mosy 1 [1]: Am
anfang beschuff Gott hymel unnd erdtrich, und Jo-
han. 1 [1.3]: Im anfang was das wort und das wort
was bey Gott etc. Durch es sein alle ding gemacht.
Frag: Wolan, warumb sagstu: Ich glaub, als für dich
selbs allein, wir seind doch alle für gleubig gehalten?
Ant.: Das ich mich uff nyemant verlasse, sonder
waiß, das der gerecht in seym eignen glaubenn
lebt8. Des erinner ich mich unnd sag also von hert-
zen: Ich glaubw.
Frag: Lebt der gerecht unnd ist selig durch seyn ei-
gen glau- |a 4r| ben, so bistu schon selig und bedarffst
Christi niendert zu. Dann es würt genug seyn, das
du glaubst in Got vatter, den allmechtigen, den
schöpffer hymels unnd erdtrichs.

r Erg. B: in mir.
s B: ist als.
t Erg. B: geliebten.
u-u A 2, B: für dem argen.
v Erg. B: und muß doch ursach haben bey dem brunnen
und ursprung und vatter der liechter [Jak 1,17], von dan-
nen alle gute ding herkommen.
w Erg. B: Eyn ander wirt wol auch für sich bekennen.
x B: dise rede.
y-y B: geistlichen.
z Erg. B: welche liebe unser gerechtigkeyt ist, sucht nit

Ant.: Ich bedarff seyn. Dann on Christo bin ich on
Got als alle heyden seyn, Eph. 2 [12]. Und ich kan
an Gott nit worhafftig glauben dan alein durch
Christum.
Frag: Gib diß ursach.
Ant.: On Christo mag Got erkent werden, Rom. 2
[14], Aber nit als meyn vatter, sonder als mein gru-
samer richter oder als der sich unser handlung nit
belade.
Frag: Wo her soll ich dasx verston?
Ant.: Ich weiß, das ich Gott lieb haben sol über alle
ding unnd den nechsten als mich selbs, Mat. 22
[37.39]. Dann die lieb uß reinem hertzen, gutem ge-
wissen und ungefelschtem glauben ist des gesetz
end, 1. Timo. 1 [5]
Frag: So achtestu nichts der gebot Gotes?
Ant.: Ich achte ir seer, dann Christus ist nitt kom-
men das gesatz hin zunemen9, ebenn das altt ist uns
auch, aber uff neüwe weyß geben, deßhalb es ein
neüw gesatz genant würt, und ist doch nur das altt.
Alein hat das altt gesatz anhangen vil zeytlichs und
mancherley eüsserlich geperden, aber das neüw ist
gar |a 4v| ygeystlich undy von zeytlichen umstenden
und ceremonien abgesündert und ist im hertzen, das
es ernüwert, und ist nit in den elementen der welt.
Darumb so ferr10 die gebot glaub und lieb erfordern,
so seynt sy nit allein gebotten im buchstabenn, son-
der der Geyst in uns neigt uns darzu. Und werden
sampt in disem wort verfaßt: Hab den nechsten lieb
als dich selbs11. Und wer sein nechsten lieb hat, der
hatt das gesatz erfülletz12. Nun, zu erklerenn, das

sich selbs, sonder Christum unnd sein nechsten zu bawen
in Gott, zum preyß und härlicheyt Gottes.

6 Häßliches, Unverständiges, s. Grimm, DWb 24,
Sp. 828.
7 Vorsichtig, wachsam, s. FWb 6, Sp. 1861.
8 Vgl. Hab 2,4; Röm 1,17; Gal 3,11; Hebr 10,38.
9 Vgl. Mt 5,17.
10 Weil.
11 3Mos 19,18; Mk 12,31par.
12 Vgl. Gal 5,14.

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