Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0200
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

Ant.: Ich wils thun, wil Gott. Unnd sytemal ich im
fleisch lebe89, wil ich leipliche wort und Sacrament-
liche zeychen gebrauchen und doch darfür haben,
das alles unser eusserlich thun kein nütz sei on seins
geysts inwürckung in unsern hertzen.
Frag: Nun fürter. Was erinnerstu dich, so du be-
kenst, das Christus richten würt?k
Ant.: Das am jüngsten tag alle engel, menschen und
teüffel für sein gericht komen müssen, in leiplich se-
hen lund hören, mich undl alle gleubigen zur selig-
keyt annemen und die widersecher zum ewigen feür
verstossen werden90. Zu dem so sol ich bitten mit
hitzigen gedenckenm, das mich zu dern zeyt Christus
seim vatter dar stellen wölle volkomen und on
mackel91, also das er mich vertrette, vertedige und
selbs außbutze92, dann mit meim thun ist es verlorn.
Auch bin ich in allen meim thun dester gelassener
und gewarsamer, so ich betrachte, das ich vor dem
strengen gericht sol erscheinen.
Frag: Sprich fürter im glauben.
Ant.: Ich glaub in den heyligen Geyst.
Frag: Was ist das gesagt? |c 2v|
Ant.: Das ist, ich weiß, das ich auß eignen krefften
nit mag erlangen die verheyssung und das leben
Christi, dan ich kan nit anders dann fleischlich ge-
sinnet sein, 1. Co. 3 [1.3]. Darum zühet mich und
ruffet mir der vater durch sein Geist, der mich in
Christo lebendig, heylig und geistlich machet93 und
alle ding leret, sytemal ich nicht weiß, wie und was
ich bitten solle94. Er bittet für mich, er erneüwert,
füret und treibt mich wider meins fleischs verstandt
und anmut. Er versichert mich der gnaden und ver-

k Erg. B: dann wir haben vil dar von geredt.
l-l B: und zugegen hören, das ich und.
m Erg. B: unnd sattem glauben.
n B: der selbigen.
B: das Gott der eynig Gott und mein Gott ist, Deute-
rono. VI [4], das er durch sein vätterlichenn rath, wol-
gefallen und ewigs wort.
p Erg. B: und krafft.
q Erg. B: und Christum als glyder under das haubt.
89 2Kor 10,3.

sigelt mich biß auff den tag unser erlösung95. Diser
artickel stellet ab alles falsch vertrawen uff mich
selbs und meine eigne werck, welche on geist und
böß allweg sein. Darum glaub ich in den heyligen
Geist und nit in mein eigen kreffte noch vermögen.
Frag: Was weistu von underscheyd und einigkeit der
drey personen, als man sy nennet, und einigem we-
sen des vatters, suns und heiligen geists?
Ant.: Got, sein wort und seyn Geyst seynd nur ein
Gott. Von deren underscheyd sollen wir nit fürwit-
zig96 fragen, Dann der maiestet erforscher würt von
der glory überfallen. Mir ist gnug, das ich weiß,
odas mein Gott der einig |c 3r| Gott ist, Deut. 6 [4],
das er durch seyn ewigs worto, das bey im war im
anfang, alles erschaffen hat97, das er durch seinen
geystp alles erhaltet, regiert und lebendig
macht98, Und das sein Geyst seyn krafft und gab in
uns ist, welche die gleubigen rüret, erwecket, treibt
und fürt wider blut und fleisch. Wer disem geist nit
glaubt und nit fülhet im hertzen, der hat nur ein
schwetzigen glauben, der auff der zungenn klynget,
aber keyn macht im hertzen hat. Also glaubt in den
heylingen Geyst, der weißt, das glaub und lieb ein
gab Gotes ist und ein übernatürliche art, dann blut
und fleisch versteet die ding nicht99, die den Geyst
Gottes angehören.
Ein heylig Christlich kirch. Frag: Was ist die heylig
Christlich kirch?
Ant.: Ein gemeyn und versamlung der gleubigen
und frummen menschen, so durch den heyligen
Geystq versamlet und teglich regiert würt, welche
des eusserlichen worts unnd des tauffs und Herrn
nachtmals als der zeychen sich gebrauchet. Unnd so

90 Vgl. Mt 25,31-46.
91 Vgl. Eph 5,27; Kol 1,22.
92 Reinige, s. FWb 2, Sp. 943f.
93 Vgl. Röm 8,11.
94 Röm 8,26.
95 Vgl. Eph 4,30.
96 Neugierig.
97 Vgl. Joh 1,1.3.
98 Vgl. Röm 8,11.
99 Vgl. Mt 16,17.

184
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften