Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0214
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

bedrachten eyn dapffere übungv sein, darum du für-
ter die sprachen hebreisch, kriechisch und latein ler-
nen solt.
Ant.: Es ist mir zu vil. Latein wil ich mit der zeit
lernen. Auch sagt mein vatter, das ich kein pfaff
werden sol.
Frag: Liebs kind, du magst, so vil von nöten ist, im
hebreischen und kriechischen neben dem lateyn
|e 3v| wol lernen. Es fürderen die sprachen einander
und machen ein gesunden verstand, so magstu den-
nocht wol ein weltman sein, ob du schon göttliche
sprachen wol lernestw. Zu dem so hastu erst gesagt,
wie die warheyt ist, ein Christ sey gar Gott ergeben,
darumb weistu nit, was dein Herr auß dir machen
wil. Wolte er, das du im predig ampt vilen nütz we-
rest, so soltu nit unwillig sein und dich hie zwischen
in allen niitzen dingen üben neben der hand arbeit.
Was dann in für gut ansihet, das soltu gehorsamlich
annemen.
Ant.: Ich wil mich des fürter befleissen, dann ich
weiß, das ich zur ehren Gotes alles mein leben an-
richten solle.
Frag: Wolan, zu beschluß wisse, das du schuldig
bist, deinen eltern als Gott, dem Herren, selbs von

v Erg. B: unnd worhafftig Gots forcht im hertzen.
w Erg. B: dan die welt stöt nymmer besser, wann so sie
durch gottselige haubter regiert würt.
x Erg. B: Der geleyt unsere weg noch seiner Ehren.
y In B schließt sich Bl. f 1v-7v noch ein Register an (Hie
nach volgt das Register, die fürnemsten puncten in di-
sem Buch des Kinderß berichts behend zu finden [...]).
Auf Bl. f 7v: Gedruckt zu Straßburg bey Wolff KSpphl.
Anno MDXXIX.

hertzen zu gehorsamen. Briche dein selbs willen, ge-
falle dir nicht selbs, acht alle welt besser und weiser
dann dich, lobe dich selbs nit. Loben aber dich an-
dere, so lob du Got, das er etwas löblichs durch dich
gethon hat, sey früntlich und under dienstbar187 ge-
gen allen menschen. Sei weniger wort188; was du re-
den wilt, das bedenck zuvor, ob es war und ob es
besserlich sey, und geschweig des ar- |e 4r| gen, rede
aber das besser. Fröwe dich, wo es recht unnd wol
zugeet, aber von bösen sachen hab ein mißfallen.
Sey fridsam und mach fryd, wo du kanst; über-
sihe189 jederman; nit sey rachsam, sonder befylhe
Gott alle ding. Folge dem radt deiner elter, der gfet-
ter und götlin190 unnd sunst erber, bider191 leut. Hör
gern und fleissig das Gotts wort und ergib dich also
an Christum, der für dich am creütz gestorben ist,
sunst würstu von im streng gerycht werden. Fleuch
böse geselschafft vor allen dingen und hör nit zu, wo
leichtfertig leut von grober unkeuscheyt, von aber-
gleubigen dingen oder sunst unförmig192 reden. Was
weyter von nöten, das würt dich Gott wol leren, so
er dich endlich erwelet hatx. Amen.
Anno MDXXVIIy

187 Dienstwillig, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1525.
188 Wortreich, s. Grimm, DWb 30, Sp. 1538.
189 Vergib.
190 Paten und Patinnen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1,
S. 155 und 247.
191 Braver, tüchtiger.
192 Unschicklich, s. Grimm, DWb 24, Sp. 575.

198
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften