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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0242
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Straßburg

zugegen zu sein, raht unnd hilff mit zutheilenn, |158|
auff das gemeine auffbaugung christlicher gemein
jeder zeit durch sie getreuwlich gefürdert werde.
Sie sollen auch mit den predigern sichi berahtschla-
gen, was jeder zeit nach gelegenheit gemeiner kir-
chen oder eines jeden kirchspils unnd der unnder-
thanen sambt und sonders zur besserung derselben,
fürnemlich in den predigen unnd andern kirchen
ubungen, oder was jauch zu der selsorgej unnd recht-
schaffene weidung der schäfflin Christi nach inhalt
der schrifft erfordert zudreiben, für zunemmen unnd
zu handlen seye.
Dieweil aber versehenlich8, das der |159| mehrertheyl
hendel gemeink unnd vast wenig besonders kirchspil
belangen unnd gedachte kirchspil pfleger nit mögen
in allenl fürfallenden sachen alle mal versamlet wer-
den, sollen sie in ierer ersten versamlung etlich auß
inen selbst außschießen9 unnd verordnen, an welli-
che gemeine kirchen sachen täglich mögen bracht
werden, welche dann fürther in ierer aller nammen
zuhandlen oder an sie, die ein unnd zwentzig kirch-
spil pfleger alle, gelangen zu lassen, wie gestalt der
sachen erfordern würt, vollenn befelch und gewalt
haben sollen. |160|
Das solliche erwölte unnd außgeschossene alle Qua-
tember oder vierthel jahrs auffs wenigst ein mal sich
in die versamlung der pfahrherr unnd helffer verfü-
gen unnd bey inen gestalt unnd gelegenheit gemei-
ner kirchen unnd aller kirchspil erlehren10, auch
sambtlich berahtschlagen, waß sie, die diener im
wort Gottes, zu auffbauwung sich besonders befleis-

i Fehlt in Disziplinarordnung 1535 und KO 1598.
j-j B, Disziplinarordnung 1535, KO 1598: das ampt der
seelsorg.
k B: gemeine kirche.
l Erg. in B, Disziplinarordnung 1535, KO 1598: gemey-
nen.
m B, Disziplinarordnung 1535, KO 1598: Auch.
n Disziplinarordnung 1535, KO 1598: Kirchspilpflegern.
o-o Fehlt in B.
p B: kirchspilpflegern.

sen sollen. Nuhnm mögen dieselbigen oder jeder be-
sonders jedes tags, so die pfahrherren mit ieren ver-
wandten versamlet unnd gemeiner kirchen anligen
bedencken, sich zu inen verfügen, iers jeden gelegen-
heit nach, |161| das inen die pfahrherren auch sollen
gefallen lassenn. Dargegen so mögen die pfarherr
gemelte verordneten zu ierer versamlung zu kom-
men ansuchen, das sie willich unnd unbeschwert
thun sollen, uff das ein freundtlicheit, guter ver-
standt unnd wolmeinung zwischen den kirchspil
pflegern unnd den dienern im wortt Gottes gefür-
dert unnd erhalten und das nöttige geschefft jeder
zeit mögen gehandlet und füglich volstreckt werden.
So auch jemandts von den predigern unnd ieren
helffern rechenschafft ires glaubens, lehrens oder le-
bens |162| begehren, soll solliches vor sollichenn kir-
chenpflegernn beschehen, sambt oder besonders, wie
es jeder zeit gelegenheit zudreyt. So auch helffer
oder sigristen ämbter verledigt11, sollen andere an
ier statt durch die pfarrer unnd kirchspil pfleger
unnd anders nicht angenommen werden, oauß-
gescheiden Sanct Aurelien pfahr, die deß articuls
halb bey ierem altenn herkommen bleiben sol-
leno12.
So aber sachen fürfüelen, die den verordneten pfle-
gernp zu schwehr unnd sie fehrer zu rahtbeschlagen
von nöten beduncken wolt, sol-|163| lenn sie sollichs
jeder zeit einem raht anzeigen unnd iers weiteren
bescheidts erwarten.
Decretum et actum Montags, den 30. Octobris,
anno MDXXXI.

8 Mit Gewißheit oder Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.
9 Auswählen, s. FWb 2, Sp. 1297f.
10 In Erfahrung bringen, s. FWb 9, Sp. 994f.
11 Zu verledigen = frei werden s. Grimm, DWb 25, Sp. 756.
12 Die im Nordwesten Straßburgs gelegene Kirchengemein-
de St. Aurelien war bis 1531 die Gemeinde Martin Bu-
cers. Möglicherweise wurden hier die Ämter durch die
Gemeindeversammlung direkt besetzt.

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