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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0261
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17. Kirchenordnung

III Schilling pfen. verbieten, das zur zeit der predig
niemand sich ann der gassen, uff den kirchhoven,
under den lauben, in würtsheüseren oder anderswo
finden lassen, Noch vil weniger bey peen X Schilling
pfenig zeche, spyle, dantze oder andere leichtighey-
ten94 treibe. Gleicher straff der zehen Schilling solle
auch daruff gesetzet sein, wa mann zu solcher zeyt
der predig gericht oder gemeyn hielte95.
Zum vierden, demnach uff dem land ein grosser
unnd den armen leüten ein beschwerlicher miß-
brauch ist mit den kirchweihenen unnd meßtagen,
uff welche die Armen leüt das ir mit hauffen ver-
schwenden geübet werden, das es bei den Heyden
nit erlitten were, dadurch das jung und frembd
volck höchlich verergeret96 würt, Soliche Heyd-
|D 1r| nische, ja vihische mißbreuch sollen abgestel-
let und in allen flecken mit namen97 verpotten wer-
den, das niemand uberal, weder fremd noch hey-
misch, gestattet werde, under den zeiten, so man uff
soliche tag predigt, zu thantzen, zechen oder ander
üppikeyt zu treiben. Und so man mitler zeit freünt-
lich zeren oder auch jungem volck ein thantz erlau-
ben würde, so sollen alweg etliche besonder dapffere

94 Leichtfertigkeiten, Unbedachtheiten, s. FWb 9, Sp. 802.
95 Zu diesem Abschnitt vgl. auch Nr. 21, S. 259f.
96 Verdorben.
97 Ausdrücklich.
98 Vgl dazu den dritten Abschnitt „Von zu trincken“ der
„Constitution und Satzung“ (= Nr. 10).

menner verordnet werden, die alwegen darbey seien
und ein ernstlich einsehen haben, das in dem zechen
eins Ersamen Rahts Constitution und ordnung nit
ubertretten98 und imm thantzen keyn unzucht, wie
dann das jung landvolck etwann gar zu vil unver-
schammet99 ist, begangen und zu rechter zeit auch
uffgehöret werde, damit sie nit biß in die mitnacht
und lenger dantzen und dabey alle unzücht treiben
unnd dann erst bei nacht heym ziehen. Ob auch
Schuldheyß und gericht darinn fahrlessig sein wür-
den, die selbigen solle man darumb straffen100.
Zum fünfften, der H. Sacramenten halben ist be-
dacht, das, so vil möglich, der tauff wie alhie in der
Stat uff die Sontag und das H. Abentmal zu vier
wochen eynist gehalten würde oder uffs lengist zu
acht wochen, nach einer jeden kirchen gelegen-
heyt101.
Zum sechsten, So sollen die Visitatoren bevelch ha-
benn, wa sie noch ergerliche bilder, die zu offenlicher
abgötterey und aberglauben gebrauchet werden, inn
kirchen uff dem land funden, die selbigen ab zu
schaffen102.

99 Schamlos.
100 Zu diesem Abschnitt vgl. auch Nr. 21, S. 260.
101 Siehe dazu den oben unter [3.] „Von den h. Sacramenten“
überschriebenen Abschnitt.
102 Vgl. dazu Nr. 5 in diesem Band.

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