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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0265
19a. Disziplinarordnung
gelion Rein und lauter zepredigen, Auch allerley
mißbreüch, dem selben zewider, abzestellen, wie
dann beschehen, Darauß gevolgt, das ein Ersamer
Rath uff anvordern Rö[mischer] Käy[serlicher]
M[ajestät], unnsers Allergnedigisten Herren11, uff
dem Reichstag zu Augspurg ir M [ajestät] im ver-
schinen dreyssigisten jare ein schrifftlichen bericht
und bekantnus der leer und glaubens, wie die alhie
vermög Götlicher geschrifft gepredigt werden, auff
das kürtzest und in einer summa begriffen, durch ire
gesanten ubergeben haben12, wölche dann nachmals
inn offentlichem truck alhie außgangen13.
Nach dem sich auch dotzumal die löff also ansehen
liessen, Als ob man uns und andere von bekannter
Evangelischer leer mit gewalt wolt abtreiben14, ha-
ben sich unser Herrnn, mit vorwissen und bewilli-
gung Schöffel und Amman, mit ettlichen Chur-
fürsten, Fürsten, Graven und Stetten, So mit uns
des glaubens halben einhellig, inn Christliche ver-
stentnus und einigung begeben, Alles darumm, da-
mit man dester fridlicher bey erkannter warheit und
Evangelischer leer bleiben möcht15.
11 Siehe das Ausschreiben des Kaisers sowie dessen Wei-
sung bei der Eröffnung des Reichstags, jeder Stand solle
sein gutbeduncken, Opinion unnd Meinung der [...] irrung
unnd zwispalt, auch mißbreuch halben [...]zu Teutsch unnd
latein inn schrifft stellen unnd uberanntworten (Förste-
mann, Urkundenbuch 1, S. 8 und S. 309).
12 Zur Entstehung der Confessio Tetrapolitana vgl. die
Einleitung in Bucer, Deutsche Schriften 3, S. 15-24.
Das Bekenntnis war von den Gesandten der vier Städte
am 9. Juli 1530 in Augsburg nicht dem Kaiser, sondern
dem Vizekanzler Balthasar Merklin übergeben worden
(s. dazu den Bericht der Straßburger Vertreter Jakob
Sturm und Matthys Pfarrer in Politische Correspon-
denz 1, Nr. 758, S. 469-471).
13 Die deutsche Fassung der Confessio Tetrapolitana wurde
im August 1531 gedruckt. Ihr Titel lautet: Bekandtnuß
der vier Frey unn Reichstätt, Straßburg, Costantz,
Memmingen und Lindaw, in deren sie Keys. Maiestat
uff dem Reichstag zu Augspurg, imm XXX. Jar gehal-
ten, ihres glaubens und fürhabens, der Religion halb re-
chenschafft gethan haben. Schriftliche Beschirmung und
verthedigung der selbigen Bekantnuß gegen der Confu-
tation und Widerlegung, so den gesandten der vier Stät-
Wiewol nun bemelte unnsere Herrn verhofft, es sol-
te meniglich16 der selben leer nach zuleben (sovil
Gott gnad verlihen hett) sich beflissen haben, auß
wölchem dann erweiterung der ehren Gottes, gehor-
sam gegen der oberkeit, me- |A 2v| rung brüderlicher
liebe und Burgerlicher einikeit (Wie es dann, so man
dem heyligen Evangelio glaubt und mit ernst nach-
trachtet, gewißlich geschehen müsse) gevolgt haben,
So hat sich doch nit zu cleiner verhinderung dessel-
ben leider zugetragen, das sich vilerley irrige Secten,
unnotwendig zänck unnd streytige meynungen des
glaubens halb in diser statt erhaben, Durch welche
vil von der erkannten warheit wider abgefallen, die
leer und predig des heyligen Evangelii und die ver-
künder deßselben verachtet, Unnd also vil schäd-
licher trennungen und sünderungen zu nit cleiner
ergernus und anstoß viler Christglaubiger und ver-
störung burgerlichs fridens unnd einigkeyt erwach-
sen.
Wölchem unrath und ubeln vorzusein, Hat ein Er-
samer Rath erstlich allerley Mandaten und gebott
außgeen lassen, sollich verfürer, so der merertheil
ten uff bemeldtem Reichstage offenlich fürgelesen unnd
hie getrewlich einbracht ist, Straßburg: Johannes
Schweintzer 1531 (VD 16, B 1524; Bucer-Bibliographie,
Nr. 45). Einen Monat später erschien die lateinische
Fassung der Tetrapolitana; sie trägt den Titel: Confessio
religionis Christianae sacratissimo imperatori Carolo V.
Caesari Augusto in Comitiis Augustae Anno MDXXX.
per Legatos Civitatum Argentorati, Constantiae, Mem-
mingae et Lindaviae exhibita, Straßburg: Georg Ulrich
Andlau 1531 (VD 16, B 1526; Bucer-Bibliographie,
Nr. 46).
14 Auf dem Augsburger Reichstag war das Wormser Edikt
wieder in Kraft gesetzt worden; damit drohte den evan-
gelischen Ständen die Exekution wegen Landfriedens-
bruchs.
15 Straßburg trat dem Ende Dezember 1530 in Schmalkal-
den geschaffenen Bündnis evangelischer Fürsten und
Städte am 1. Februar 1531 bei (s. das Schreiben des Ra-
tes an Kurfürst Johann von Sachsen in Politische Cor-
respondenz 2, Nr. 8, S. 6). Zu den Verhandlungen in
Schmalkalden vgl. auch den Bericht Jakob Sturms
ebd. 1, Nr. 861, S. 566-569.
16 Jedermann.
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gelion Rein und lauter zepredigen, Auch allerley
mißbreüch, dem selben zewider, abzestellen, wie
dann beschehen, Darauß gevolgt, das ein Ersamer
Rath uff anvordern Rö[mischer] Käy[serlicher]
M[ajestät], unnsers Allergnedigisten Herren11, uff
dem Reichstag zu Augspurg ir M [ajestät] im ver-
schinen dreyssigisten jare ein schrifftlichen bericht
und bekantnus der leer und glaubens, wie die alhie
vermög Götlicher geschrifft gepredigt werden, auff
das kürtzest und in einer summa begriffen, durch ire
gesanten ubergeben haben12, wölche dann nachmals
inn offentlichem truck alhie außgangen13.
Nach dem sich auch dotzumal die löff also ansehen
liessen, Als ob man uns und andere von bekannter
Evangelischer leer mit gewalt wolt abtreiben14, ha-
ben sich unser Herrnn, mit vorwissen und bewilli-
gung Schöffel und Amman, mit ettlichen Chur-
fürsten, Fürsten, Graven und Stetten, So mit uns
des glaubens halben einhellig, inn Christliche ver-
stentnus und einigung begeben, Alles darumm, da-
mit man dester fridlicher bey erkannter warheit und
Evangelischer leer bleiben möcht15.
11 Siehe das Ausschreiben des Kaisers sowie dessen Wei-
sung bei der Eröffnung des Reichstags, jeder Stand solle
sein gutbeduncken, Opinion unnd Meinung der [...] irrung
unnd zwispalt, auch mißbreuch halben [...]zu Teutsch unnd
latein inn schrifft stellen unnd uberanntworten (Förste-
mann, Urkundenbuch 1, S. 8 und S. 309).
12 Zur Entstehung der Confessio Tetrapolitana vgl. die
Einleitung in Bucer, Deutsche Schriften 3, S. 15-24.
Das Bekenntnis war von den Gesandten der vier Städte
am 9. Juli 1530 in Augsburg nicht dem Kaiser, sondern
dem Vizekanzler Balthasar Merklin übergeben worden
(s. dazu den Bericht der Straßburger Vertreter Jakob
Sturm und Matthys Pfarrer in Politische Correspon-
denz 1, Nr. 758, S. 469-471).
13 Die deutsche Fassung der Confessio Tetrapolitana wurde
im August 1531 gedruckt. Ihr Titel lautet: Bekandtnuß
der vier Frey unn Reichstätt, Straßburg, Costantz,
Memmingen und Lindaw, in deren sie Keys. Maiestat
uff dem Reichstag zu Augspurg, imm XXX. Jar gehal-
ten, ihres glaubens und fürhabens, der Religion halb re-
chenschafft gethan haben. Schriftliche Beschirmung und
verthedigung der selbigen Bekantnuß gegen der Confu-
tation und Widerlegung, so den gesandten der vier Stät-
Wiewol nun bemelte unnsere Herrn verhofft, es sol-
te meniglich16 der selben leer nach zuleben (sovil
Gott gnad verlihen hett) sich beflissen haben, auß
wölchem dann erweiterung der ehren Gottes, gehor-
sam gegen der oberkeit, me- |A 2v| rung brüderlicher
liebe und Burgerlicher einikeit (Wie es dann, so man
dem heyligen Evangelio glaubt und mit ernst nach-
trachtet, gewißlich geschehen müsse) gevolgt haben,
So hat sich doch nit zu cleiner verhinderung dessel-
ben leider zugetragen, das sich vilerley irrige Secten,
unnotwendig zänck unnd streytige meynungen des
glaubens halb in diser statt erhaben, Durch welche
vil von der erkannten warheit wider abgefallen, die
leer und predig des heyligen Evangelii und die ver-
künder deßselben verachtet, Unnd also vil schäd-
licher trennungen und sünderungen zu nit cleiner
ergernus und anstoß viler Christglaubiger und ver-
störung burgerlichs fridens unnd einigkeyt erwach-
sen.
Wölchem unrath und ubeln vorzusein, Hat ein Er-
samer Rath erstlich allerley Mandaten und gebott
außgeen lassen, sollich verfürer, so der merertheil
ten uff bemeldtem Reichstage offenlich fürgelesen unnd
hie getrewlich einbracht ist, Straßburg: Johannes
Schweintzer 1531 (VD 16, B 1524; Bucer-Bibliographie,
Nr. 45). Einen Monat später erschien die lateinische
Fassung der Tetrapolitana; sie trägt den Titel: Confessio
religionis Christianae sacratissimo imperatori Carolo V.
Caesari Augusto in Comitiis Augustae Anno MDXXX.
per Legatos Civitatum Argentorati, Constantiae, Mem-
mingae et Lindaviae exhibita, Straßburg: Georg Ulrich
Andlau 1531 (VD 16, B 1526; Bucer-Bibliographie,
Nr. 46).
14 Auf dem Augsburger Reichstag war das Wormser Edikt
wieder in Kraft gesetzt worden; damit drohte den evan-
gelischen Ständen die Exekution wegen Landfriedens-
bruchs.
15 Straßburg trat dem Ende Dezember 1530 in Schmalkal-
den geschaffenen Bündnis evangelischer Fürsten und
Städte am 1. Februar 1531 bei (s. das Schreiben des Ra-
tes an Kurfürst Johann von Sachsen in Politische Cor-
respondenz 2, Nr. 8, S. 6). Zu den Verhandlungen in
Schmalkalden vgl. auch den Bericht Jakob Sturms
ebd. 1, Nr. 861, S. 566-569.
16 Jedermann.
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