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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0267
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19a. Disziplinarordnung

te ein Rath vermög vor außgangner Mandaten und
je nach gelegenheit der sachen zustraffen nit umb-
gan26. Des wiß sich meniglich zu halten.
Zum dritten, damit aber niemants gedencken möge,
man wölle durch diß fürnemen der warheyt unnd
dem heyligen geist Rigel fürstossen, das wort Gottes
wider in der menschen gwalt und hend setzen unnd
also ein new Bapstum (wie man pflegt zu sagen)
uffrichten unnd niemants ferner hören, So haben
unsere Herrnn, Maister und Rath, fünff mann ver-
ordnet, zwen von einem Rath, drey von den XXI
Kirspel pflegern, die sollen zwen von den Predigern
zu inen berüffen, der gestalt, ob jemants frembds
oder heimsch vermeinen wolt, Es wer vhel ann der
leer, die man hie für die leer Christi haltet und pre-
diget, und begert also, seiner meynung grundt und
ursach mit Christlicher zucht für zetragen, das der
selb, zuvor und ehe er sollich sein meynung bey der
gemein fürgebe27, sich bey den fünff verordneten,
wie ob laut, anzeigen unnd daselbß seiner meynung
vernemmen liesse, die sollen und werden ein jeden
gütlich und früntlich |A 4r| und die Prediger dagegen
hören. Befinden dann die selben bey sollichem ett-
was, das der rede wert were, guts oder böses, das
sollen sie für unnsere herrn, Meister und Rath, brin-
gen, on wöllicher zulassung niemants hie offentli-
chen oder heimlich zu leren gestattet werden soll.
Were aber sach, das die verordneten jemants abwi-
sen und sein sach nit für unser Herren bringen wol-
ten und einer sich des beschwert zusein achten wolt,
Alß dan so mag der selb für sich selbs ummh verhör
und zulassung seiner leer bey einem Rath ansuchen
und desselben bescheids erwarten.
Herauff, lieben freündt, damit alle leer bewert,
zuvor unnd ehe die under der gemein unnd einfälti-
gen auß gegossen, unnd nit also einem jeden, Christ-
liche leer, darann unnser seelen heyl stat, frevenlich
zuverwerffen unnd newe leer inzufüren und also die
einfältigen zu verwerren, gestattet werde, So lassen
h Fehlt in B.
26 Vermeiden.
27 Vortrage, vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 732.
28 Widersetzen.

unser Herren, Meister unnd Rath, euch abermals
erinnern, ermanen, gebieten unnd wöllen auch, wa
sich jemants hie inn diser statt Straßburg vernemen
ließ, ein andere leer, dann hie offentlich gelert würt,
einzufüren, das kein burger dem oder den selben ei-
niche gehör, fürschub, Raum oder platz geben wöll,
sonder den oder die vermane, das sie sich nach jetz-
gemelter ordnung zu den gesatztenn fünff geordne-
ten verhörern verfügen und ir meynung zuvor mit
den selben handlen wöllen. Wolten sie sich aber des-
sen wideren28 und nit destweniger ir fürgefaßte mey-
nung wider die leer Christi, so hie offentlich gelert
würt, außgiessen29, das dann ein jeder burger, der
ein sollichs erfart oder innen würt, das den fünff ver-
ordneten oder einem auß innen bey sein burger-
pflichten anzeigen solle, |A 4v| damit sie nach dem
selben schicken, Christlicher gebür nach früntlich,
auß dem wort Gottes und wie es die notturfft er-
vorderen will, mit ime handlen mögen, auff das, was
von jemants guts möcht angezeigt werden, ange-
nummen und gefürdert und, was verfürisch, abge-
wisen und die einfältigen darfür bewart und also die
schädlichen Secten unnd trennungen verhütet wer-
den30.
Zum vierten, wiewol dise und der gleichen Secten
sachen gar nit eins, doch der merentheil in dem
gleich stimmen und iren anfang damit machen, das
sie den kindertauff als unchristlich und das er ein
greüwel vor Gott sey verwerffen, Wölches sie aber
mit keiner Göttlichen schrifften darthun mögen,
Damit dann solchen verfürungen dester weniger
stat und Rum gegeben werdt, So wöllen und gebie-
ten unser Herrn, Meister und Rath, allen ihren Bur-
gern, Inwonern und hindersassen, das nun hinfüro
meniglich in diser Statt Straßburg seine kinder uber
die gewonlich zeit der kindtbett, das ist sechs wo-
chen, nit ungetaufft lasse. Ehe mag es ein jeder wol
tauffen lassen. Ob auch eynich Burger oder hinder-
saß were, der seine kinder, so uber die sechs wochen

29 Verbreiten, s. FWb 2, Sp. 1067f.
30 Die Passage von Zum dritten, damit aber niemants bis
Secten unnd trennungen verhütet werden entspricht weit-
gehend dem zweiten und dritten Abschnitt von Teil 1 der
Kirchenordnung von 1534 (Nr. 17, S. 232f.).

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