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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0296
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Straßburg

allen überwinden wir weit umb des willen, der unns
|Ee 4r| geliebet hat. Denn ich bin gewis, das weder
tod noch leben, weder Engel noch Fürstenthumb
noch gewalt, weder gegenwertiges noch zukünffti-
ges, weder hohes noch tieffes noch keine andere
Creatur mag uns scheiden von der liebe Gottes, die
inn Christo Jesu ist, unserem Herrenx.
Item etwan, das wir haben II. Corint. V am anfang
[1-5], wie volget:
Wir wissen aber, so unser ihrdisch haus diser hütten
zubrochen würt, das wir einen baw haben, von Got
erbawet, ein haus, nicht mit henden gemacht, das
ewig ist im himel. Unnd über dem selbigen sehnen
wir uns auch nach unser behausung, die vom him-
mel ist, und uns verlanget, das wir damit
yüberkleidet undy nicht blos erfunden werden. Denn
dieweil wir in der hütten sind, sehnen wir uns und
sind beschweret, seitemal wir wolten lieber nicht
entkleidet, sondern überkleidet werden, auff das das
sterbliche werde verschlungen von dem leben. Der
unns aber zu |Ee 4v| dem selbigen bereitet, das ist
Got, der uns das pfand, den geist, gegeben hat.
Nach solcher ermanung und tröstung, die man al-
weg nach gelegenheit der krancken kürtzet oder len-
geret, fraget man den krancken, ob er etwas beson-
ders anligen habe, des halb er besonders raths oder
trosts dürffe. Wo im dan etwas angelegen, höret in
der Diener allein, rathet und tröstet in aus dem wort
Gotes, nach dem er ihn findet beschweret sein.
Uff das ermanet der Diener die, so bei dem krancken
zugegen sind, zum gebet. Und nach dem ein jedes
bei im selb in der stille gebetten hatt, summiert er
das gebet mit einer Collect auff dise meinung116:
Der Herr sei mit euch. Lasset uns bitten:

y-y B: uberkleidet werden, so doch, wo wir bekleidet und.
z-z Fehlt in B.

116 In diesem Sinne.
117 5Mos 32,39.

Almechtiger, gütiger Got und vatter, der du uns al-
lein schlegst und heilest117, todtest und machest le-
bendig, fürst zur hellen und wider heraus118 und
richtest aber dis alles zalso anz, das es deinen kindern
zu irem ewigen heil dienen mus, Wir bitten dich,
o vater der |Ee 5r| barmhertzigkeit und Gott alles
trostes119, gib disem deinem sun (diser deiner doch-
ter) das gruntlich zu erkennen, damit er (sie) sich
von gantzem hertzen zu dir kere und dise deine vät-
terliche zucht zu warer besserung uffneme. Verleihe,
das er (sie) hertzlich und mit sattem glauben fasse,
das dein sun, unser Herr Jesus, für unser sünd ge-
storben und umb unsere gerechtigkeit willen wider
von den todten ufferwecket ist und wille auch uns,
alle seine glider, durch das leiden und sterben von
sünden zur gerechtigkeit, von allem ungemach zu
der seligen ruwe, vom todt zum ewigen leben ein-
füren. Wende auch deine augen von seinen (irer)
sünden, bis vernüget120 an diser ruten und nime hin
oder miltere doch dise sein (ire) kranckheit und
schmertzen, uff das er (sie) dich darumb und umb
alle dein so reiche guthaten in deiner heiligen Ge-
meind loben und preisen möge und hinfurt alles sein
(ir) leben also anstellen, das dein nam durch in (sie)
imer geheiliget, dein reich erweiteret und alles nach
deinem guten willen |Ee 5v| geschehe mit allem lust
auff erden wie im himmel121, Durch unsern etc.
Wa die kranckheit gefehrlich, das man sich des ster-
bens versihet122, oder das gefahr ist, bildet der Die-
ner dem krancken desto geflißner ein die genug-
thuung Christi für unser sünd und die ufferstentnüs,
liset etwann und erkläret, so vil der kranck mit
frucht vernemen kan von dem, des wir im XV. Ca-
pitel der ersten zun Corintheren [20-27] von der
aufferstendtnüs, wie folget:
Nun aber ist Christus aufferstanden von den
todten unnd der erstling worden under den, die da
schlaffen, Seitemal durch einen menschen der todt

118 1Sam 2,6.
119 2Kor 1,3.
120 Laß dir genügen (bis = sei).
121 Vgl. Mt 6,9-10.
122 Sich auf den Tod gefaßt macht.

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