Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0351
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
30. Synodaldekrete

§ 12 σZum siebenden, damit die kinder zu solcher
zeit mehr besserlich zum tauff bracht und alles desto
ordenlicher geschehen und gehalten werden möge,
sollen die prediger die leut auch durchs wort des
Herren trewlich und ernstlich anhalten, wann sie
kinder zum h. tauff under dem gemeinen ampt brin-
gen wöllen, das sie das durch ein person, zwo oder
drei auffs aller meyst thuen und die gevatteren und
andere freunde, so sie zu disem sacrament der wi-
dergeburt25 besonders erbetten (welchs dann die
schrifft auch von alten heiligen beschehen sein zeu-
get), bitten, das sie sich zu rechter zeit inn die kirch,
da das kind solle geteuffet werden, zum anfang des
gantzen ampts verfügen und da bis zur zeit des
tauffs sampt der gantzen gemein Christi inn gotse-
liger andacht verharren und, so man den tauff geben
solle, hinbei zum disch des Herren tretten und das
kind helffen, dem Herren im tauff |766| auffopffe-
ren26, darbei stehen und ire besondere liebe und
freundschafft mit gebet und opffer beweisen und
dan, so der tauff empfangen und das ampt geendet
ist, das kindlin helffen heimgeleiten.
§ 13 τDann so man beim h. tauffe mit höchster an-
dacht und erheben des gemüts zu Christo, dem Her-
ren, ins himlisch thun erscheinen und den selbigen
empfahen solle, so mage sichs mit warem glauben ja
inn keinen weg vertragen, das man des orts einig
weltliche geprenge treibe, noch fil weniger, das man
durch solich geprenge das gemein gebet und Gottes
wort versaumen wolte, ja auch etlicher massen ver-
hinderen, als dann geschicht, wan man mit einem
langen gezötter27 inn die kirch einher zihet under der
zeit, so man prediget oder gemein gebet und Gottes
lob übet. Derhalben die prediger das volck mit dem
Gottes wort von solcher onweisen28 nemen und da-
hin weisen sollen, das, wer dem anderen aus christ-
licher liebe zum tauff under den zeiten der gemeinen

σ Ratio infantes afferendi ad baptisma.
τ Abtreiben des langen gezötters.
υ Materi der predig verkurtzen cum baptizandum.
φ In der stille lassen betten.

25 Vgl. Tit 3,5.
26 Vgl. Lk 2,22-24.

empter dienen wölle, sich inn der kirchen anfangs
der empter versamle und dann zur zeit des tauffs
herbei drette und demnach das kind heim geleiten
helffe. Also wird dem besseren recht ausgewar-
tet29 und das geringer doch auch nicht nachgelassen.
§ 14 υWann dann der h. tauffe den kindern auff sol-
che zeit des gemeinen ampts begeret worden, so sol-
len die pfarrer die materi der predig, so sie vorha-
ben, etwas kürtzen und vom h. tauffe erinnerung
thun, also das solich erinnerung mit der anderen
predig die stund erst fülle. Weil auch die erinnerung
des h. tauffs inn sich hat die gantz christlich lere, so
mögen die prediger dem volck nichts nutzlichers ein-
treiben dann eben die geheimnüs des h. tauffs und
aus der selbigen die leut imer besser berichten von
der sünden, von warer erkantnüs und rewe der sün-
den, von der erlösung durch den tod und auff-
erstendtnüs Christi, von der gaben des h. geists und
des newen lebens, von der gemeinschafft und zucht
der kirchen, vonn welchen stücken die |767| leute
zwar30, das man sie offt und vil erinnere und ver-
mane, wie das leider ann irem leben zu fil eigentlich
gesehen wirt, hoch bedörffen.
§15 Wann dann die erinnerung von dem h. tauffe
uff das ende der predig beschehen und die predig
damit beschlossen, so solle auch das gebet fur die
kinder und die sie bringen under dem anderen ge-
meinen gebet geschehen, wie die formen solichs
gebets inn gemeiner kirchenordnung fürgeschriben
sind31.
§16 φWa dann das h. abentmal nit zu halten sein
wirt, so solle der pfarrer, nach dem das volck auch
inn der stille bei sich selb gebetten, auff das gemein
gebet, von im vorgesprochen, das evangelion von
kindlin32 auch uff der cantzlen fürlesen und darauff

27 Gefolge, s. Grimm, DWb 7, Sp. 7207f.
28 Unsitte, Torheit.
29 Mit Ernst nachgegangen, s. FWb 2, Sp. 1507f.
30 Wahrlich.
31 Nr. 23, S. 267f.
32 Mk 10,13-16par.

335
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften