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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0359
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30. Synodaldekrete

gerissen, verwerffen und den rechten gebrauch sol-
cher gedechtnüssen leren. Und sollen solche histo-
rien alweg auff den nehisten vor- oder nachgehnden
Sonnetag oder auff den selbigen tag, darauff die fest
fallen, inn der predig dem volck fürgehalten wer-
den91.

§ 54 Wa aber auff dem land solche gedechtnüssen
noch ire feire den gantzen oder halben tag haben, da
solle man sie christlich behalten. Die oberkeit solle
auch getrewlich ermanet werden, ob den gebotten,
des Sonnetags halben ausgangen, mit ernst zu hal-
ten92. Der meßtagen halben auff dem land solle vor-
gegebne ordnung getrewlich gehalten werden93.

[11.] Von der begrebnis

§ 55 Ist imm synodo bedacht und von u[nsern] h[er-
ren] erkennet, das man davon das volck allemal
ermanen solle, christliche lieb und ernst inn beste-
tigung94 der abgestorbenen zu beweisen, das des orts
wol alles onzeitigs95 klagen, pracht und onkosten
vermitten, alles das aber christlich geübet werde,
das darzu dienen mage, das die leut durch die lei-
chen irer sünden und sterblicheit recht und besser-
lich erinneret, der glaube der aufferstendtnüs ge-
stercket und der eifer den sünden unnd dem gantzen
irdischen leben als mehr abzusterben und inn aller
gerechtigkeit zu dem himlischen leben zu wachsen
und |782| zu zunemen. Wa dann Got ihnen, den ver-
storbenen, etwas guter exempel christlichs lebens
verluhen96, die selbigen solle man mit christlicher
dapfferkeit, zu erwecken gotselige nachfolge, den ge-

91 Vgl. Nr. 29, S. 326.
92 Über die Einhaltung der zum Sonntag erlassenen Man-
date [...] zu wachen.
93 Vgl. Nr. 17, S. 245.
94 Bei der Beerdigung, s. FWb 3, Sp. 1989.

genwurtigen fürtragen, inn dem man doch fleissig
verhüten solle fleischliche zuneigung und dienst
durch onzeitigs und onbesserlichs loben der abge-
storbenen.
§ 56 Auff dem land, da die begrebnüssen97 und woh-
nungen der pfarrer bei den kirchen sind, ist bedacht
und erkant von u[nsern] h[erren], das man zu den
begrebnüssen ein glocke leute und der pfarrer auff
die begrebnüs das volck inn der kirchen des, so sie
da bedencken sollen, erinnere, vermane und gebet
halte. Solche vermanungen aber und anleitung des
gebets sollen der massen geschehen, das dis niemand
zu tadlen habe, als ob man wider gepett für die
todten anrichten wolte.

95 Unpassendes.
96 Verliehen.
97 Hier: Friedhöfe, s. FWb 3, Sp. 647f. Zu den Straßburger
Friedhöfen, die außerhalb der Mauern lagen, vgl. Nr. 7
in diesem Band.

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