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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0393
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

underrichts nicht wayß und doch auff solche und
dergleichen einrede antworten soll, der halte erstlich
fest an den sprüchen, da Christus und die schrifft
vom glauben so gewaltig redet: Wer glaubt und ge-
taufft wirdt, wirdt selig28. Wer an mich glaubet, der
wirdt den todt nicht sehen ewigklich29. Rom. 3 [28]:
Wir halten, das der mensch gerecht werde on des
gesetzes werck |14| durch den glauben. Item: Die ge-
rechtigkeit, die für Gott gilt, ist offenbaret on zu-
thun des gesetzes etc. Ich sage aber von solcher ge-
rechtikeit für Gott, die da kompt durch den glauben
an Jesum Christ zu allen und auff alle, die da glau-
ben30.
An solchen und dergleichen sprüchen soll er fest
halten und darnach die papisten antworten lassen,
wie sie es glosieren wöllen, das sie die werck neben
dem glauben zur gerechtigkeit dienstlich setzen, so
doch in solchen sprüchen von wercken nichts ge-
meldet ist. Denn das haben wir nie geleugnet, das
man nit gute werck thun solle, leugnen auch das
nicht, das gute werck Gott gefallen (wie hernach
volgen wirdt31) und Gott dieselben belonen werde
auch in jenem leben, wie Mathei am XXV. [31-46]
stehet. Das aber leugnen wir, das solche werck vol-
kommen sein und uns für Gott gerecht machen.
Denn da gehören allein die werck Christi zu. Wer
aber menschen werck dazu will setzen, der glei-
chet32 solche menschen werck und verdienst den
wercken unnd verdienst Christi. Das ist |15| ye ein
unleidliche gottslesterung. Bei solcher antwort mö-
gen es die ungeübten pfarrhern bleiben lassen. Denn
es soll, Gott lob, kein papist so gelehrt immer sein,
der es könne umbstossen. Wie man aber uff ein ye-
den spruch in sonderheyt antworten sol, ist hie zu-
lang, und man findets fein in Locis communibus
d. Philippi Melanchthonis et in praefatione Com-
mentarii ad Romanos33.

28 Mk 16,16.
29 Joh 8,51.
30 Röm 3,21-22.
31 Siehe unten S. 380f.
32 Stellt gleich, s. Grimm, DWb 7, Sp. 8038.
33 Vgl. dazu den Abschnitt „De bonis operibus“ in den

Das ist nun die lehr unsers christenlichen glaubens,
wie man sol zu eim christen werden unnd zu verge-
bung der sünden kommen, nemlich durch buß unnd
den glauben an Christum. Die buß thut nit mehr,
denn das wir uns vor Gott unser sünd halb demü-
tigen. Der glaub aber bittet umb gnad und tröstet
sich Gottes barmhertzigkeyt durch Christum.
Undt hie findet sich auch das überauß nöttig christ-
lich werck, das gebett, zu welchem diß zwey stuck
gehören: Das man bitte im namen Christi unnd
glaube, das Gott umb seines sons willen uns erhörn
und das geben |16| werd, das zu seel unnd leyb uns
nützet und gut ist, wie wir den herliche verhaissung
haben: Was ir den vatter in meinem namen bittet,
das wirdt er euch geben34. Da erfordert es nit allein
die ehr unsers lieben herren Christi unnd sein be-
felch, sonnder auch unnser notturfft und wolfart,
das man jederman trewlich warne für der papisten
abgötterey, die da ist in anrüffung der heyligen.
Denn Christus heyst uns nicht im namen Mariae,
Petri, Pauli, sonnder in seinem namen betten35. Wer
aber die heiligen anrüffet, der müsset36 in durch sol-
ches anrüffen die gewalt zu, die allein Gott gehöret.
Denn Gott ists allein, der unser hertzen erkennen,
unser stimm hören und in allen nöten helffen kan,
wölchs die heiligen nit können, denn sie sind nit al-
mechtig; sie sindt nit unser schöpffer, sonnder ein
creatur Gottes wie wir. Darumb, wer sie ehren will,
der rüffe sie nit an, denn damit wirdt Gott geuneh-
ret, sonder er rume und preyß iren glau- |17| ben
unnd gute werck, das ist, die gnade, die Gott an inen
gethon hat, unnd bitte Gott, das er im solche gnad
des glaubens unnd der liebe auch geben wölle. Sol-
ches heysset die heyligen der massen eren, das Gott
in seynen heyligen geehret würdt und nit die heili-
gen ausser und one Gott.
Auff solche lehr sollen weytter folgen der undericht
von eim christlichen leben oder guten werckenn.
„Loci communes“ und das „Argumentum in epistolam
Pauli ad Romanos“ im Kommentar zum Römerbrief.
34 Joh 16,23.
35 Vgl. Joh 14,13-14.
36 Mißt.

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