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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0395
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

und durch die tauff teilhafftig bist. Wer also das
wort für sich nimpt unnd nit nach seinen gedancken,
sonnder nach dem wort von Gottes willen urteylet,
der würdt Gott für ein gnedigen Gott mussen hal-
ten, der, wie Paulus sagt, will, das alle menschen
sollen selig werdenn44.
Zum andren, bedencke auch das, das nit allein die
verheyssung der gnade und des ewigen lebens in ge-
meyn geredt unnd universales sindt, die keinen |22|
menschen außschliessen, sonnder da steet auch ne-
ben der verheyssung ein gemeiner unwiderrüfflicher
befelch Gottes, der alle menschen fasset und heyst,
das sie an Christum glauben, durch in vergebung
der sünden und ewigs leben hoffen sollen. Solchem
befelch soltu, ich und alle menschen folgen. Denn
eben darumb hat Got das evangelion in aller welt zu
predigen befolhen45 und geheyssen, wir sollen seinen
son hören46.
Nu, da stehet der befelh Gottes: Du mensch,
nimb meinen son Jesum Christum an, glaub, das ich
umb seint willen dir deine sünde vergeben und dich
zum kind und erben hab angenommen47. Denn dar-
umb bistu getaufft, das du solches glaubens solt ge-
wiß sein etc. Solcher befelch, sag ich, stehet da. Wie
kan den der teuffel unsere hertzen also begauck-
len48, das wir an vergebung der sünden und unser
seligkeit zweiveln, so nit allein Christus solchs uns
allen erworben, sonder auch Gott |23| zu solchem
glauben mit eim außgetruckten befelch uns verbun-
den hat? Darumb wirdt ers ye nit arg mit uns mei-
nen; er wirdt uns die seligkeyt gern gönnen, sinte-
mal ers anders nit haben will, denn das wir sollen
glauben.
Ja, sprichstu, ich kan aber nit glauben oder ich
glaube zu gar schwerlich. Wolan, da gehört ein an-
der rath zu, denn das du darumb verzweifeln oder
dich dafür halten woltest, als werest nit erwelet.
Betten soltu, wie Christus lehret, Luc. 11 [2-4.9-10],
das Gott durch seinen heiligen geist dein hertz er-
leuchten und den glauben in dir mehren und fester
44 1Tim 2,4.
45 Vgl. Mt 28,19.
46 Vgl. Mk 9,7par.
47 Vgl. Röm 8,17.

wölle machen. Und ist gewiß war: Bitestu mit hert-
zen, so wil Gott dich umb Christi willen erhören.
Denn zu solchem werck hilfft er hertzlich gern, sin-
temal nit allein unser seligkeit dadurch gefürdert,
sonnder auch sein nam gepreyset wirdt.
Auff diese weys sol man von Gott und seinem
rath und willen gedencken, das man ja die augen nit
lasse von seiner verheissung und befelh, welchen er
neben der verheyssung geben |24| hat. So wirdt Gott
ein lieblicher, freindtlicher Gott, da man nit für flie-
hen, von ihm weglauffen, in saur ansehen, ubels
vonn ihm gedencken wirdt, sonder man wird ihn
hertzlich lieb gewinnen, sich alles guttes zu ihm ver-
sehen unnd in allen nötten hilff bey ihm suchen, als
der zuhelffen hertzlich geneygt und durch Christum
schon trewlich geholffen.
Zum dritten. Wir haben ein Spruch, Joh. 14 [6.9], da
Christus spricht: Ich bin der weg, die warheyt und
das leben. Item: Wer mich sihet, der sihet meinen
vatter. Dise unnd andere dergleichen sprüche lehren
uns: Wenn wir Gottes wüllen eigentlich wöllen
wißen, das wir solchs bey dem herren Christo und
seim wort und sonst nirgends sollen suchen. Denn so
du von Gott ausser49 Christo wilt gedencken, so
wirdt dir alsbald dein hertz ein falschen Got für-
malen, der nur etlichen leuten hold sey, den sündern
aber sey er feynd unnd wölle ir nit. Aber du, nimm
Christum für dich. Sihe, was er thue, womit er umb-
gehe, und höre, was er predige. Er stirbt am creutz.
Warumb? Umb der welt sünden willen. Er steet wi-
der auff von todten. Warumb? Umb unser gerechtig-
keyt willen, das |25| er uns auch will gerecht ma-
chen50. So nu das der son Gottes thut und thuts auß
bevelh seines vatters, was meindstu wol, das der
vatter für ein hertz gegen die sünder habe? Die
gantze welt mit all irem gut würd dir nit so lieb sein,
das du dein kind woltest würgen lassen. Gott aber
lest seinen son würgen umb der sünder willen. Dar-
umb spricht Paulus seer fein, Roma. 5 [8-9]: Gott
preyset sein lieb gegen uns in dem, das Christus für
48 Täuschen, verführen, s. FWb 3, Sp. 541.
49 Ohne, unter Umgehung von, s. FWb 2, Sp. 1368f.
50 Vgl. Röm 4,25.

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