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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0407
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

durch den selbigen deinen lieben son, unsern herren
Jhesum Christum, der uns also dich anzurueffen ge-
lehret hatt:
Unser vatter, der du bist in den himlen, geheili-
get werde dein namme. Dein reich komme, dein will
geschehe uff erden wie inn dem himmel. Unnser teg-
lich brodt gibe uns heut und vergib uns unser
schuld, als auch wir unseren schuldigern vergeben.
Und fure uns nicht inn versuchung, sonnder erlöse
uns von dem bösen. Dan dein ist das reich und
die krafft und die herrligkheit inn ewigkeit,
Amen128.
Auff dieß gebett sagt dann der diener weiter also:
Weil wir dan nun den herren gebetten haben und
das uff sein selbs genedige verheissung129, darumb
wir an seinem vetterlichen erhören nicht zweifflen
sollen, wöllen wir diß kind (diese kindlin) tauffen.
Damit aber in dem unser glaub das werck deß her-
ren in diesem hei-|68| ligen sacrament des tauffs so
vil tröstlicher ansehe, erkenne unnd uffnemme, wöl-
len wir auch hören unsers herren Jhesu Christi red
selber von den kindlin, die man im zubringet, wie er
den selbigen seinen segen zum ewigen leben und wa-
rer gemeinschafft des göttlichen reichs verspricht
und selbs mit theilet. Also lesen wir Marci am 10.
cappittel [13-16]:
In der zeit brachten sie kindlin zu Jhesu, das er
sie anruerte. Die junger aber furen die an, die sie
trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Laßet die kindlein zu mir kommen
und wehrens innen nit, dan solcher ist das reich Got-
tes. Warlich, ich sage euch: Wer das reich Gottes nit
empfahet als ein kindlin, der wurt nit hinein khom-
men. Und er umbfienge sie unnd leget die hennde uff
sie unnd segnete sie.
Nach gelesnem evangelio sagt der diener weiter: |69|
Dis gebe unns der herr allen wol zufassen, das nie-
mandt in das reich Gottes vor Gott kommen mag, er
neme es dan an wie ein kindlin130, daß ist, empfahe
es auß lauter schenck unnd gabe deß herren, on alles
128 Mt 6,9-13.
129 Vgl. Mt 7,7 und Lk 11,9.
130 Vgl. Mk 10,15.

zuthun seiner eignen krefften, unnd das unser herr
Jesus auch unnsern kindern wölle seinen segen mit-
theilen. Der wölle nun mitten under uns seinn und
alles außrichten. Es ist sein tauff; wir seindt allein
seine diener und werckzeug, durch die er sein ge-
heimnuß wille ußspenden.
Volget die bekantnuß unsers heiligen christlichen
glaubens:
So bekennet nun mit mir die artickell unnsers hei-
ligen, allgemeinenn christlichen glaubens, daruff
dieß kindlin solle getaufft werden, die also lautendt:
Ich glaub inn Gott vattern, den allmechtigen,
schöpffer himels und der erden, unnd inn Jhesum
Christum, seinen einigen |70| sun, unnsern herren,
der empfangen ist von dem heiligen geyst, geboren
uß Maria, der jungkfrawen, gelitten unnder Pontio
Pilato, gecreutziget, gestorben unnd begraben, ab-
gestigen zu den hellen, am dritten tag erstannden ist
von den todten, uffgestigen zu den himlen, sitzet zu
der gerechten Gottes, deß allmechtigen vatters,
dannen er kunfftig ist zurichten lebendige unnd die
todten. Ich glaub inn den heiligen geist, ein heilige
christliche kirch, gemeinsame der heiligen, ablaß der
sunden, urstende131 des fleischs unnd das ewig leben,
Amen132.
Nach gesprochnem glauben sagt dan der diener wei-
ter:
Nun zu gemeinschafft dieses glaubens wöllen wir
dieses (diese) kindt tauffen. Also wöllet es (sie) dann
ir alle als ein glied (glider) Christi, unsers herren,
unnd unnser mitglidt (unsere mitglider) erkhennenn
unnd hallten und ein jedes, soviel es immer durch
den herren vermage, darzu helffen, das diß (diese)
kindlin dem herren uffgezogen werde (werden).
Doch wöllet ihr, die ihr euch hapt darzu besonnders
er- |71| betten laßen und darumb gevattern unnd
götteln133 genennet werden, euch deß kindlins (die-
ser kindlin) mit sonnderem vleyß annemmen und,
damit man deßen von euch ein grundtlichs wissen
131 Auferstehung.
132 Siehe BSLK, S. 21.
133 Paten und Patinnen (s. oben Anm. 95).

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