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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0409
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

auch es (sie) allezeit ernstlichen zu einem erbarenn
christlichen leben unnd wanndel vermanen unnd an-
hallten. Daß wöllet ihr doch, so viel euch Gott
gnadt verleihet, gern thun?
Antwort: Ja. Das verleyhe uns unser lieber herre
Gott und erfulle mit seinen gnaden, das wir nicht
vermögenn. |75|
Uff diß begeret der diener im das kindlin nach orde-
nung darzugebenn. Das nimpt er dan inn seine
henndt, enntblösset es und, als er gefragt, wie es
heissen solle, nennet er es mit seinem nammen, be-
geußt es zum dritten mal135 mit wasser unnd sagt:
N., ich tauffe dich in dem nammen Gottes, des vat-
ters unnd des sonns und des heiligen geistes, Amen.
Daruff, in dem er, der kirchendiener, dem gevattern
das kindtlin uberanntwort, spricht er weiter:
Der allmechtig, ewig Gott unnd vatter unnsers her-
ren Jhesu Christi, der dich nun widergeboren hatt
durchs wasser und den heiligen geist136 unnd hat dir
alle deine sund vergeben, der stercke dich mit seiner
gnadt zum ewigen lebenn, Amen137.
Darauff heißt der diener die gantze gemein mit im
betten unnd dancksagen unnd spricht:
Der herr sey mit euch. Laßt unß betten: |76|
Almechtiger Gott, himlischer vatter, wir sagen dir
ewigs lob unnd danck, das du deiner heiligen gemein
diß (diese) kindlin gegeben unnd verliehenn hast,
das es (sie) dir durch den heiligen tauff widergebo-
ren, deinem lieben son, unserem einigen heilanndt,
eingeleibet unnd nun dein kindt unnd erbe worden
ist (sindt). Gib, lieber getrewer vatter, das wir uns
alle dieser deiner so grosser genadt in allem unnserm
leben danckbar beweisen, dieses nun dein kindt (die-
se nun deine kinder) zu allem deinem gefallen treu-
lich uffziehen, auch sampt diesem kindt (diesen kin-
dern) uns selbs immermehr absterben unnd im leben
deines sons, unnsers lieben herren Jhesu Christi,
135 Dreimal.
136 Vgl. Joh 3,5.
137 Das Gebet entstammt dem „Taufbüchein“ im Kleinen
Katechismus, s. BSLK, S. 541.

täglich zunemmen, das du durch uns alle zeit ge-
prißen unnd der nechst gebessert werde, durch unn-
sern herren Jhesum Christum, Amen.
Zum beschluß sagt der diener weyter:
Der herre gebe, das seine heiligen engel, die sein
anngesicht sehen im himel138, diß (diese) kindlin vor
allem argen zu allem guten bewaren unnd furderen,
Amen. |77|
Volget daruff der segen:
Die benedeiung Gottes, des vatters, Gotts, des sons,
unnd Gotts, deß heiligen geysts, sei mit uns allen zu
allen zeiten, Amen.
Gehet hin im frieden unnd laßt euch die armen
in ewerem almusen umbs herren Christi willen
treuwlich bevolhen sein.
Wan nun das kindlin getaufft unnd alle handlung
mit der dancksagung unnd segen ist beschlossen, so
solle der pfarrher des kindts vatter und gevattern
uffhallten unnd inn ihrer gegenwertigkheit in ein
besonnder darzu gemacht kirchenbuch des kindlins
nammen, seine eltern, gevattern unnd gettel, so es
uß der tauffe gehabenn, unnd uff was tag sollches
geschehenn, uffschreiben unnd sie dan weiter allso
ansprechenn:
Dieweil nun, lieben freundt, diß kindtlin dem herren
Christo unnd seiner lieben kirchen durch den heili-
gen tauffe ist eingeleibet worden und zu einem kindt
unnd erben Gottes unnd der ewigen seligkheit ist
uffgenommen, so wollt ir euch auch daßelbig zum
treuwlichsten |78| laßen bevolhen sein und verhelf-
fen, das es dem herren bey euch daheim wol uffer-
zogen unnd geleret werde die h. Zehen Gebott, die
articul unnsers Christlichen Glaubens, das h. Vatter
unser unnd vermanet, zu hallten alles annders, was
uns dan der herr zuhallten befolhen hatt139. Daran
sollen ja ir, der vatter sampt ewren gevattern, die
138 Vgl. Mt 18,10.
139 Vgl. Mt 28,20.

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