38. Kirchenordnung von Johannes Marbach
Spreche der diener uber das kinndtlin allein:
Der allmechtig, ewig Gott unnd vatter unnsers her-
ren Jhesu Christi, der dich nun wider geborn hatt
durchs wasser unnd denn heiligenn geyst143 unnd
hatt dir alle deine sundt vergebenn, der stercke dich
mit seiner gnadt zum ewigen lebenn, Amen144.
Unnd demnach inn gemein: Der herr sey mit euch.
Laßt uns bettenn: |83|
Almechtiger Gott, himlischer vatter, wir sagen dir
ewigs lob unnd danck, daß du deiner heiligen gemein
diß (diese) kinndtlin gegeben unnd verliehen hast,
das es (sie) dir durch den heiligen tauff widergebo-
ren, deinem liebenn sunn, unserem einigen heilandt,
eingeleibet unnd nun dein kindt unnd erb worden ist
(sindt). Gib, lieber getrewer vatter, das wir uns alle
dieser deiner so grossen gnade in allem unnserm le-
ben danckbar beweisen, dieses nun dein kindt (diese
nun deine kindlin) in allem deinem gefallen trewlich
uffziehenn, auch sampt diesem kindt (disen kinden)
unns selbs immer mehr absterbenn unnd im leben
deines sons, unnsers lieben herren Jhesu Christi,
täglich zunemmen, das du durch uns alle zeit ge-
priesen unnd der nechst gebessert werde, durch unn-
seren herrenn Jesum Christum, Amen. |84|
Zum beschluß sagt der diener weiter:
Der herre gebe, daß seine heiligen engell, die sein
anngesicht sehenn ihm himel145, diß (diese) kinndt-
lin vor allem argen zu allem guten bewaren unnd
furderen, Amen.
Volget darauff der segenn:
Die benedeiung Gotts, des vatters, Gotts, deß suns,
unnd Gotts, des heiligen geysts, seye mit unns allen
zu allen zeiten, Amen.
Gehet hin ihm frieden unnd laßt euch die armen
in ewrem almusen umbs herrenn Christi willen trew-
lich befolhenn sein. |85|
[IV.] Vonn der kinnder firmung146
Unnder andern ursachen, derenhalb die widerteuffer
den kinder tauff verwerffen, ist auch dise, das durch
auffkommen des kinder tauffs die zucht und disci-
plin in der kirchen sol verfallen sein, auch die selbig
an147 widerabschaffung solches kindertauffs nim-
mermehr werde könden recht angerichtt148 werden.
Dan dieweil jedermanm in der jugentt getaufft wurt
und aber der glaub nit jedermans ding ist, wie dan
vil sind beruffen, aber wenig erwelet149, so wurt das
frey willig ergeben in die gehorsame und straff der
kirchen auffgehaben und kan zwischen freywilligen,
rechten und waren christen und falschen nammen-
christen kein underscheyd gemacht und gehalten
werden. Ja, solche, ob sy schon in offentlichen sün-
den unnd bennigen lastern ligen, könden sie doch
nit, wie ettwan in der kirchen breuchlich gewesen,
außgeschlossen werden, macht, das jederman des
entpfangnen tauffs halben ein christ heyssen und
sein will. Wo aber der tauff gespartt150 |86| und ver-
zogen wurde biß zu eines jeden menschen verstend-
lichen alter und dan alein die getaufft würden, die
zuvor die bekantnuß ires glaubens gethon und sich
frey willig in die zucht und straff der kirchen erge-
ben hetten, auf solche köndt man hernach ein auff-
sehen haben und die, wo sy in sündt und laster fie-
len, nach der lehr Christi straffen und warnen etc.
Aber es ist des lieben kinder tauffs schuld nit, dem
sie inn solchem gewalt und unrecht thun, sonder die
schuld ist, das im papstumb und bey uns vermein-
m Gestr.: hie.
143 Vgl. Joh 3,5.
144 Das Gebet entstammt dem „Taufbüchein“ im Kleinen
Katechismus, s. BSLK, S. 541.
145 Vgl. Mt 18,10.
146 Die folgenden Abschnitte „Von der kinder firmung“ und
„Forma, wie die confirmation mit den kindern in dem
kirchspil zu sant Clauß gehalten wurdt“ sind auch über-
liefert in AMS 1 AST 80, Nr. 67 und daraus abgedruckt
in Hubert, Liturgische Ordnungen, S. 134-139.
147 Ohne.
148 Erreicht, s. FWb 1, Sp. 1373 (Nr. 13).
149 Mt 22,14.
150 Zurückgehalten, unterlassen.
395
Spreche der diener uber das kinndtlin allein:
Der allmechtig, ewig Gott unnd vatter unnsers her-
ren Jhesu Christi, der dich nun wider geborn hatt
durchs wasser unnd denn heiligenn geyst143 unnd
hatt dir alle deine sundt vergebenn, der stercke dich
mit seiner gnadt zum ewigen lebenn, Amen144.
Unnd demnach inn gemein: Der herr sey mit euch.
Laßt uns bettenn: |83|
Almechtiger Gott, himlischer vatter, wir sagen dir
ewigs lob unnd danck, daß du deiner heiligen gemein
diß (diese) kinndtlin gegeben unnd verliehen hast,
das es (sie) dir durch den heiligen tauff widergebo-
ren, deinem liebenn sunn, unserem einigen heilandt,
eingeleibet unnd nun dein kindt unnd erb worden ist
(sindt). Gib, lieber getrewer vatter, das wir uns alle
dieser deiner so grossen gnade in allem unnserm le-
ben danckbar beweisen, dieses nun dein kindt (diese
nun deine kindlin) in allem deinem gefallen trewlich
uffziehenn, auch sampt diesem kindt (disen kinden)
unns selbs immer mehr absterbenn unnd im leben
deines sons, unnsers lieben herren Jhesu Christi,
täglich zunemmen, das du durch uns alle zeit ge-
priesen unnd der nechst gebessert werde, durch unn-
seren herrenn Jesum Christum, Amen. |84|
Zum beschluß sagt der diener weiter:
Der herre gebe, daß seine heiligen engell, die sein
anngesicht sehenn ihm himel145, diß (diese) kinndt-
lin vor allem argen zu allem guten bewaren unnd
furderen, Amen.
Volget darauff der segenn:
Die benedeiung Gotts, des vatters, Gotts, deß suns,
unnd Gotts, des heiligen geysts, seye mit unns allen
zu allen zeiten, Amen.
Gehet hin ihm frieden unnd laßt euch die armen
in ewrem almusen umbs herrenn Christi willen trew-
lich befolhenn sein. |85|
[IV.] Vonn der kinnder firmung146
Unnder andern ursachen, derenhalb die widerteuffer
den kinder tauff verwerffen, ist auch dise, das durch
auffkommen des kinder tauffs die zucht und disci-
plin in der kirchen sol verfallen sein, auch die selbig
an147 widerabschaffung solches kindertauffs nim-
mermehr werde könden recht angerichtt148 werden.
Dan dieweil jedermanm in der jugentt getaufft wurt
und aber der glaub nit jedermans ding ist, wie dan
vil sind beruffen, aber wenig erwelet149, so wurt das
frey willig ergeben in die gehorsame und straff der
kirchen auffgehaben und kan zwischen freywilligen,
rechten und waren christen und falschen nammen-
christen kein underscheyd gemacht und gehalten
werden. Ja, solche, ob sy schon in offentlichen sün-
den unnd bennigen lastern ligen, könden sie doch
nit, wie ettwan in der kirchen breuchlich gewesen,
außgeschlossen werden, macht, das jederman des
entpfangnen tauffs halben ein christ heyssen und
sein will. Wo aber der tauff gespartt150 |86| und ver-
zogen wurde biß zu eines jeden menschen verstend-
lichen alter und dan alein die getaufft würden, die
zuvor die bekantnuß ires glaubens gethon und sich
frey willig in die zucht und straff der kirchen erge-
ben hetten, auf solche köndt man hernach ein auff-
sehen haben und die, wo sy in sündt und laster fie-
len, nach der lehr Christi straffen und warnen etc.
Aber es ist des lieben kinder tauffs schuld nit, dem
sie inn solchem gewalt und unrecht thun, sonder die
schuld ist, das im papstumb und bey uns vermein-
m Gestr.: hie.
143 Vgl. Joh 3,5.
144 Das Gebet entstammt dem „Taufbüchein“ im Kleinen
Katechismus, s. BSLK, S. 541.
145 Vgl. Mt 18,10.
146 Die folgenden Abschnitte „Von der kinder firmung“ und
„Forma, wie die confirmation mit den kindern in dem
kirchspil zu sant Clauß gehalten wurdt“ sind auch über-
liefert in AMS 1 AST 80, Nr. 67 und daraus abgedruckt
in Hubert, Liturgische Ordnungen, S. 134-139.
147 Ohne.
148 Erreicht, s. FWb 1, Sp. 1373 (Nr. 13).
149 Mt 22,14.
150 Zurückgehalten, unterlassen.
395