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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0420
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Straßburg

wöllen wie annder leuth, vermeinen das werck an
ihm selber seye so köstlich unnd gutt, das Gott wol-
gefalle. Bleybenn derhalben und verharren in irer
sundt unnd lastern, nach dem sie daß nachtmal
empfangen haben, gleichwie sie zuvor gewesen wa-
ren ohn folgende besserung. Die ersten sollen durch
des gesetz predig erschreckt unnd zu der buoß unnd
nießung deß h. abentmals ernstlichen ermanet wer-
den, wie auch droben gemeldt ist. Den annderen
aber soll man den papistischen irthumb de opere
operato ußreden unnd verlegen204 mit vleissiger er-
zellung, wie die jenigenn sollen geschaffen sein, die
sich deß herren tisch wöllen teilhafftig machen, da-
mit sie nit unwurdig den herren Christum, inen sel-
ber mehr zum gericht den zur seligkheit, empfa-
henn205.
Darzu wurt nun furstendig206 unnd nutzlichen sein,
wan zun zeiten nach gethoner vermanung inn der
furbereitung, ehe unnd es mit dem gebett oder der
collect beschlossen wurdt, diese volgennde ar- |119|
ticul dem volck furgelesen wurden. Item uff die
hohe feste unnd zu den zeiten, wen gemeinigklich
grosse communion gehallten werden, das dan uff
den Sontag zuvor, wan ohn das das nachtmal dem
volck verkhundiget wurdt, gleich mit von der cant-
zel die articul verleßen wurdenn, also:
Lieben freundt, dieweil unnser Gott ein sollicher
Gott ist, dem khein gottloß wesenn gefellt unnd
nichts bößes fur ihm bleibt207, ist auch von nöten
unnd nutz, das wir wussenn, das zum nachtmal
Christi, das ist, zu seiner gemeinschafft, nach dem
wort Gottes nicht zugelaßen werden sollenn: Alle,
die ohn waren glauben unnd liebe leben, durch wel-

a Korr. aus: auff.
204 Widerlegen.
205 Vgl. 1Kor 11,29.
206 Förderlich, s. Grimm, DWb 4, Sp. 852.

che Gottes namme offentlich verlestert unnd die ge-
mein verergert wurdt, als da sinndt alle ungleubige
unnd offentliche abgöttische. Alle, die die verstorb-
nen heiligenn unnd engel oder anndere creaturen
annrüffen und annbetten, die bilder verehrenn. Alle
zeuberer, warsager, die vich unnd leuth sampt ann-
deren dingen segnen, unnd die solchen segen glauben
geben. |120| Alle gottesverachter, alle lesterer unnd
durchechter208 gottlichs worts unnd der heiligenn sa-
crament. Alle, die uff die ordennliche gottesfeiertag
außa mutwill die predig unnd anndere gottesversam-
lungen beharlich verlaßenn. Alle, die den elltern,
furgesetzen, oberkheiten unnd herren nicht nach
Gottes gebott gehorsame sinndt, inen fluchen, sie
unehren unnd schmehen, sich inen uffrurisch unnd
frevendtlich entgegensetzenn. Alle, die ihre kinder,
gesinndt unnd volck im herrenn nit versorgen unnd
uffzyehen noch mit vleiß unnd trew zur gottsseligk-
heit, zucht unnd gerechtigkheit annhallten. Alle
todt schleger, alle, die inn neidt unnd haß unnd be-
leidigung ihres nechsten verharrenn. Alle hurer, ehe-
brecher unnd volsauffer. Alle dieb, wucherer, reiber,
spieler unnd die unzimlichen gwin unnd gwerb trie-
ben. Alle, die mutwillig mussig gehn und anndere
leuth beschwerenn. Alle schender, falsche zungen,
lugner, meineidige, affterreder209 unnd die die war-
heit unnd |121| gerechtigkheit nit bekhennen unnd
bezeugenn, da sie das zuthun schuldig sinndt210.
Diese alle, so lang sie inn sollichen sunden blei-
benn unnd verharrenn unnd sich zubeßern im glau-
ben Christi nit warlich furhabenn, mögen zum hei-
ligen abenndtmal mitnichten zugelaßen werden,
sonnder sindt durch Gott unnd sein wort davon
ußgeschlossenn.

207 Vgl. Ps 5,5.
208 Verfolger, Unterdrücker, s. Grimm, DWb 2, Sp. 1580f.
209 Verleumder.
210 Vgl. zu dieser Aufzählung auch die Lasterkataloge in
1Kor 6,9-10; Gal 5,19-21; Eph 5,5; 1Tim 1,9-10.

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