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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0438
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Straßburg

und er ist seines leybes heylanndt. Aber wie nun die
gemeinn ist Christo underthon, also auch die weyber
iren mennern in allen dingen. |191|
Zum vierdtenn, so hören auch das creutz, so Gott,
der almechtig, uff dysen stannd zu einer wolverdien-
ten straff unserer sünden gelegt hatt.
Also sprach Gott zum weyb im ersten buch
Moysi am dritten capittell [16-19]:
Ich will dir vil schmertzen schaffenn, wen du
schwanger würst. Du solt mit schmertzenn kinder
geberen, und dein will soll deinem man underworf-
fen sein, und er soll dein herr sein. Und zum man
sprach Gott: Dieweil du hast gehorchett der stimm
deines weybes und geßenn von dem baum, davon
ich dir gebote und sprach: Du solt nit darvon es-
senn343, verflucht sey der acker umb deinet willen.
Mit kummer soltu dich daruff nehren dein leben-
lang, dorn und disteln soll er dir tragenn, und solt
das krautt auff dem velde essen. Im schweiß deines
angesichts soltu dein brott essen, biß |192| das du
widerumb zu erden würst, davon du genommen bist.
Dan du bist erd unnd zu erden soltu wider werdenn.
Zum funfftenn aber und zum letstenn soll das ewer
trost sein, das ir wissenn und glauben, wie diser ewer
stannd vor Gott angeneme, auch reichlich von im
gesegnett unnd gebenedeyett ist.
Dan also stöht geschriben im ersten buch Mosi
am erstenn capittell [27-28.31]:
Gott schuff den menschenn im zum bilde, ja, zum
bild Gottes schuff er inn. Er schuff sie ein menlein
unnd frewlin. Unnd Gott segnett sey und sprach zu
innen: Seydt fruchtbar und mehrett euch und füllett
die erdenn und macht sie euch underthon und her-
schett uber visch im meere und uber vogel under
dem himmell und uber alles thier, das auff erden
kreuchtt. Unnd Gott sahe an alles, was er gemacht
hatt, unnd sihe, es war alles sehr gutt. |193|
Darumb spricht auch Salomon im 18. capittel der
Sprüch [22] von dem weyb:
Wer ein ehefrawenn findett, der findett ettwas guts

343 1Mos 2,17.

unnd wurt wolgefallenn von dem herren schöpffenn.
Von dem man aber sagtt der heylige David im
128. Psalm, psalmus 128 [1-6]:
Wol dem, der den herrenn forchtett unnd auff seinen
wegenn gahtt. Du würst dich neren deiner hannde
arbeytt. Wol dir, du hasts gutt. Dein weyb wurt sein
wie ein fruchtbar weinstockh umb dein hauß her-
umb, deine kinder wie die ölzweyge umb dein disch
her.
Sihe, also wurt gesegnett der man, der den her-
renn furchtett. Der herr wurt dich segnen auß Zion,
das du sehest das glück Jerusalem dein lebenlang
unnd sehest deiner kinder kinder. Fride uber Ißrael.
|194|
Nach verlesung diser fünff stuck thutt der diener
dise kurtze vermanung:
Solcher stuck, wie jetz erzelett, wölt ir, lieben an-
gehndenn eheleut, allezeytt ingedenck sein, züchtig,
erbar und gottselig mit einander leben, denn her-
renn mit ewern gebett getruwlich anruffenn, einan-
der in allem behülfflich unnd räthlich sein unnd, so
euch Gott, der herr, segnen und kinder geben wurde,
so soltt ir sey in der forchtt Gottes aufziehenn, zu
nutzlicher arbeytt anhalten und mit besonnderm
fleyß und ernst daran sein, das sey daheim bey euch
unnd in der kirchenn das heylig gotteswortt hören
und lernen. So ir nun das thun werdentt, so wurt der
herr auch mit seynen gnadenn bey euch sein unnd
das creutz ewers stands miltern und tragen helffenn.
Das aber solchs geschehe, in sonders aber, |195|
das Gott, der almechtig, disen newen und angahn-
denn eheleutenn sein gnad und heylgenn geyst ver-
leihe, damit sie in disem seinem stand nach seinem
gnedigenn willen und wolgefallen zum lob und preyß
seines heyligen nammens, zur auffbawung und er-
weiterung seiner heyligen christlichen kirchenn und
auch zu irer selbs seelen heyl und seligkeitt bey ein-
ander leben und wonen mögen, so wöllen wir inn
darumb ernstlich anrueffenn unnd in dem nammen
seines lieben sons, unsers heylannd Jhesu Christi,
von hertzen miteinander betten ein heylig Vatter
unser344.

344 Mt 6,9-13.

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