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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0443
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

Unser anfang sey im nammen des herrenn, der
himmell und erdenn gemacht hat.
Lieben freundt, dieweyl wir im nammen des her-
renn versamlett seindt, sein h. wortt zu hörenn, da-
mit dann solchs mit frucht und nutz geschehe, so
erhebenn ewere hertzenn und gemüter zu Gott und
betten mit mir also:
Almechtiger, ewiger Gott, vatter unsers heylannds
Jesu Christi, seytemall |214| unser heil darann stöht,
das wir deines heyligenn worts rechtenn verstandt
haben, so verleuhe372 uns allenn, das unsere hertzen,
gefreyett von weltlichenn geschefftenn, mit allem
fleyß und glaubenn dein heyligs wort hörenn unnd
fassenn, damit wir deinen gnedigenn willenn recht
erkennen, lieben und im mit allem ernst gele-
benn373, dir zu lob und ehrenn, und das es reyche
unnd diene zu unserem ewigen heyll, durch Jesum
Christum, unsern herrenn, Amen. Unser vatter, der
du bist374 etc.
Oder also:
O almechtiger, eingeborner son Gottes, Jesu Chri-
ste, wir danckenn dir, das du auß großer liebe ge-
genn der armen menschlichenn creatur fur uns
gebetten hast und hast menschliche natur an dich
genommen, damit nit die menschenn gantz in ewig-
keyt verwurffenn wurden, |215| sonder durch dich
widerumb von sündenn errettett und zu ewiger ge-
rechtigkeytt und ewigem lebenn gebracht wurdenn.
Und hast den großen unußprechlichenn zorn der
gottlichenn maiestatt wider unsere sünd von uns
schwachenn menschenn auf dich gewandt in allem
deinem gehorsam leydenn und sterbenn. Und bist
widerumb vom doth erstannden und bleybest mitler
und fürbitter fur uns und samlest dir ein ewige kir-
chenn durch dein evangelion und heyligenn geyst,
und bist Emanuell, das ist, Gott mit uns375, gibest
ewige seligkeyt allenn, die zu dir bekert werdenn
und glaubenn, das inen Gott umb deines leydens
und deiner furbitt willenn gnedig seye, und wylt
x Korr. aus: das.
372 Verleihe.
373 Gehorchen, s. FWb 6, Sp. 719.
374 Mt 6,9-13.

gwißlich dyse arme schwache menschenn in deiner
kirchen bewarenn. Wir bitten dich mit hertzlichem
seuffzenn, du wöllest |216| uns gnedig sein und alle
unsere sünd vergebenn und deinen ewigen vatter fur
uns bittenn und uns deinen heyligen geyst gebenn,
uns regieren unnd uns bewarenn wider deine feynn-
de, nemlich wider die gottslesterliche, lugenhafftige,
unreine deuffell. Auch woltestu, almechtiger Gottes-
son Jesu Christe, der du am creutz gestorbenn bist
und am dritten tag widerumb lebendig aufferstann-
denn und bist gerecht, warhafftig, keusch und
barmhertzig, dir fur und fur under uns ein ewige
kirchen samlen und dyse land und herschafft be-
warenn und uns friden und selige regiment gebenn,
auch uns und unsere weyber und arme kindlin heut
und alweg gnediglich regieren und behuten, der du
lebst mit dem ewigen vatter und dem h. geyst etc.
Nach gethonem gebett verlisett er das gewonlich
|217| sontaglich evangelium und erklerett sollch auf
ein halbe stund ungeferlich und dan beschlusett er
mit der vermanung zu betten fur allerley stennde.
Dieweyl aber in solchex frugebett auff die Sontag
das mehrertheyl eehaltenn376, knecht und megt
kommen, die underweylenn377 in dem cathechißmo
ubell underricht sindt, und wol etliche solten befun-
den werdenn, die nachmals ire Zehen Gebott oder
auch die artickell des christenlichenn Glaubens
nicht sprechenn köndenn, so wurd es nutz und gutt
sein, das nach geschehner vermanung zum gebett
die sechs stuckh des kindercathechißmi nach ord-
nung fein verstendlich und gemach dem gegenwer-
tigenn volck furgesprochenn werdenn, also:
Geliebten im herren, wir wöllen den almechtigenn
Gott, denn vatter aller barm-|218| hertzigkeit, durch
Jesum Christum, unsern liebenn herrenn, anruffenn
und bittenn umb fruchtbar gedeyenn des h. evan-
geliums, das er rechtgeschaffne arbeyter in seine
erndte sendenn wölle378, auch beyde diener und zu-
hörer des worts gnediglichenn erleuchtenn zur hey-
375 Mt 1,23 sowie Jes 7,14.
376 Gesinde, Dienerschaft, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss.
Mundart, S. 74.
377 Zuweilen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1891f.
378 Vgl. Mt 9,38; Lk 10,2.

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