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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0457
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

umb sein leben kummen sey, auff das für gleichenn
lohn sich kein christ, sonderlich aber kein prediger
entsetze. Item das fest von den englen auff den 18.
oder 19. Sontag nach Trinitatis, auff das die Chri-

sten des schutzes der lieben engel sich trösten und
Gott darumb bitten lernen. Und wasi dern derglei-
chen fürnemer und nutzer historien mer sindt.

[XIX.] Von den kirchenpflegern und irem ampt

Auß der Apostel geschicht ist zu sehen, das in der
ersten christlichen kirchen neben den aposteln, so
das |265| evangelium verkündigt haben, etliche von
der gemein dazu erwellet und verordnet sind, die da
ein sonderlich auffsehen haben solten, damit al-
lentalben recht haußgehalten, niemands nicht gott-
selig nach seinem beruff zu leben versaumpt490 und
also gute ordnung in der kirchen als im hauß Gottes
gehaltenn würde, die sie seniores und presbyteros
genennt haben491. Dan dieweil es alles in der kirchen
nach der lehr des h. Pauli soll ordenlich und zierlich
zughen492, ist es unmüglich allein den predigern on
hilff und rath anderen, die besonders darzu verord-
net, die gantze haußhaltung der kirchen, wie sichs
gebürt, zu verrichten.
Zu dem so soll und muß etlicher maßen gleich wie
im alten testament also auch in der kirchen des ne-
wen testaments gericht, das ist, etlicher sachen or-
denliche und nach dem h. gotteswort erkantnis, ge-
schehen unnd gehalten werdenn. Derenhalben der
herr Christus, Matth. 18 [15-18], die unbußfertigen
und hartneckigen heist der kirchenn anzeigen, das
sie von deren gestrafft und zu warer bekerung ver-
manet werden. Die kirche aber versthet der herre
nicht die gantze gemein, wie die das wort zuhören
zusamen kompt, sonder die jenigen, so ordenlicher
weiß von solcher versamlung darzu erwölet und ge-
ben sind, in namen unnd von wegen |266| der kirchen
allerley fürgefalne kirchen sachen zu verhandlen,
damit unordnung, zweispaltung und ergernus in der
i Korr. aus: das.
490 Vernachlässigt, benachteiligt.
491 Vgl. Apg 14,28.
492 1Kor 14,40.
493 Abschied nehmen, s. Grimm, DWb 12, Sp. 805.
494 Tauglichsten (zur Form deuglich s. Grimm, DWb 21,
Sp. 200).

kirchen verhütten werde und künfftigem schaden
bey gutter zeit kinde rath geschehen. Also Actorum
am 20. cap. [17-38], do der h. Paulus sich mit der
kirchen zu Epheso letzen493 wolt und, wie sie es nach
seinem abscheid halten sollten, befelch geben,
schickt er nach den eltesten der gemeinen etc. Und
sind solche dem nach fleißig und mit großem ernst
in den wolgeordneten kirchen alweg gewelt worden.
Damit dann alles dester ordenlicher auch in unsern
kirchen zugange in stat und land, so sollen einem
jeden kirchspil seine besondere, neben dem pfarher
und kirchendiener, elteste, die man kirchen pfleger
nempt, verordnet und geben werden, als uff dem
land in der järlichen visitation, wan man on das von
wegen der gantzen gemein den pfarher, den schult-
heisen und die gerichts personen verhört, laßt man
sie zugleich mitanzeigen und ernennen zwo oder
drey personen, die sie under der gantzen gemein zu
solchem handel am allerdeuglichsten494 zusein erken-
nen495. In der statt aber werden einem jeden kirch-
spil drey kirchen pfleger zugeben, die erstliche durch
gemeine stim und walh desselbigen kirchspils er-
|267| koßen496 und demnoch von einem ersamen rath,
so sie anderst darzu deuchtig geachtet, bestetigt
werden497.
Deren nu ampt und befelch ist, das sie mit und ne-
ben den kirchen dienern fürs erst verhelffen unnd
verschaffen sollen, damit uff die Sontag und wan
sonst die gemein, Gottes wort zu hören und die h.
495 Vgl. dazu Nr. 55 in diesem Band.
496 Gewählt.
497 Vgl. die hiervon abweichende Bestimmung in der Ord-
nung der Kirchenpfleger von 1531 (Nr. 14) und die aus-
führliche Stellungnahme der Geistlichen zu diesem
Punkt in Nr. 39.

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