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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0461
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

Es sollen aber die pfarhern, denen dise kirchen
ordnung zugebrauchen bevolhen, außerhalb des su-
perattendenten unnd der verord- |276| neten visita-
torn oder des järlichen synodirath hierin nichts ei-
gens gefallens und guttbedenckens, furnemlich in
den hauptpuncten, on ehehafft und notwendig ur-
sach verendernn. Dan wiewol die gaben des h. geist
mancherley sind und zu mehrer mal dem geringsten
höhere gaben den dem fürtrefflichsten auß Gottes
gnad mit geteylt werden, jedoch, dieweil sant Pau-
lus sagt, die geister der propheten seyen den pro-
pheten underthan, und Gott sey nit eyn Gott der
unordnung, sonder des fridens526, das alles ordenlich
unnd züchtiglich zugehe, so würd sich kein gotts-
fürchtiger, verstendiger kirchen diener beschweren,
seiner ordenlichen presidenten unnd mitdiener Chri-
sti rath zupflegen unnd dem selbigen gepürlich zu
volgen. Der weltlichen oberkeit satzungen, so zu er-
haltung usserlichen fridens, gemeiner burgerlicher
policey und erbarkeyt verordnet seind, werden vom
h. geist mit dem titel Gottes ordnung gezieret und
daneben bevolhen, sie nicht allein umb der straff,
sunder auch umb gewißens willen zu halten527. Wie

solt es sich dann gebüren, das solche kirchen ord-
nung, so nicht auß eignem erdachtem gutbedun-
cken, vergebung der sünden durch das volnbracht
werck zu verdienen, sonnder uß vermög Gottes
worts, dar-| 277| durch das h. evangelium Christi or-
denlich zupredigen und die heilige sacrament nütz-
lich außzuteilen fürgenommen unnd auffgericht, solt
frevenlich und mutwilliglich verkeret und verendert
werden? Dan hiemit je allein dahin gesehen würd,
das der recht glaub in unsern hern Jesum Christum
als in unseren einigen heylandt, von welches wegen
wir allein vor Gott gerecht erkent, auch die christ-
lich lieb, so je einer gegen dem anderen zu uben ver-
pflicht ist, gepflantzt und täglich in uns gemehret
werde.
Das helffe uns der almechtig, barmhertzig Gott
durch seinen lieben son Jesum Christum sampt der
krafft des h. geists, Amen.
Gott allein die ehr.
Geschriben den 21. Julii anno 1553

526 1Kor 14,32-33.
527 Vgl. Röm 13,5.

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