39. Stellungnahme der Straßburger Geistlichen
sein schädliche scha[l]ckheit und boßheit geweret
werde. Dan, wer so verrucht ist, das er im seinen
Gott und sein heilige wort nit laßt sein sund und
boßheit wehren, dem solle es die oberkeit mit dem
schwert, das sie von Gott entpfangen hat, wehren.
Das am end im letsten § von den dörffern ge-
meldet wurt, fol. 220, sihet uns fur gut an, das esp
auch in den dörffern wie in der statt, wie erst ge-
meldet ist, gehalten werde, damit ein underscheid
under der zucht Christi und seiner kirchen und der
oberkeit straff vermöge gotlichs worts erkennet und
gehalten werde. |236r|
Cap. XX: Von der begrebnuß, fol. 271.
Mit der begrebnuß gefelt es uns, das es also ge-
halten werde, wie die Agenda vermage. Ist auch also
bißher, so vil uns wissend, anders nit gehalten wor-
den.
Der beschluß der Agendae.
Diser beschluß ist uns gefellig und angenäm in
allen dingen.
p Korr. aus: man.
q Gestr.: unsern.
34 Matthys Pfarrer, * 1489 in Straßburg, † 19. Januar 1568
ebendort, war über viereinhalb Jahrzehnte Oberherr der
Zunft der Weinsticher. Insgesamt sieben Mal bekleidete
er als Ammeister das höchste Amt der Reichsstadt
(1527, 1533, 1539, 1545, 1551, 1557 und 1563). Von 1523
bis 1525 gehörte er zunächst dem Kollegium der XV an,
dann bis zu seinem Tod demjenigen der XIII. Pfarrer,
der mit einer Tochter des Straßburger Stadtschreibers
und Humanisten Sebastian Brant verheiratet war,
wandte sich nach Rott bereits im Frühjahr 1523 der Re-
formation zu und gehörte in der Folge zu ihren Förde-
rern innerhalb des Magistrats. Neben Jakob Sturm war
Pfarrer wohl das bedeutendste Mitglied in der städti-
schen Führung während der ersten Hälfte des 16. Jh. Er
nahm u.a. an den Reichstagen in Speyer 1526 und 1529
und am Augsburger Reichstag 1530 teil und vertrat die
Stadt auf mehreren Versammlungen der protestanti-
schen Stände (so 1529 in Schmalkalden). Vgl. Ficker /
Winckelmann, Handschriftenproben 1, Nr. 5;
Hatt, Liste, S. 512 und 624; Brady, Ruling Class,
Nr. LXXIII.
35 Johannes Lenglin, aus Ravensburg, versah 1536-1561
das Pfarramt an St. Wilhelm in Straßburg. Als Nachfol-
ger von Paul Volz übernahm er die Aufgabe der Predig-
ten im Frauenkloster St. Nicolaus in Undis; seine Tätig-
Also haben e[uer] g[naden] unsern einhelligen ver-
stand, willen und meinung der Agenden halben uffs
kurtzest und einfeltigst angezeigt. Der almechtig,
gütig Gott, unser hymlischer vatter, gebe gnad
durch seinen eingebornen lieben sonq Jesum Chri-
stum, unsern hern und einigen heyland, sampt dem
heiligen geist, das es alles zu furderung seins reichs
und seiner ehren und unserer aller besserung und
heil recht verstanden, demütigklich angenomen,
fleissig und bstendig in christlicher lieb und einig-
keit geübet werde, Amen.
An[no] Do[mini] MDLVII., den 26. Augusti. Dem
hern ammeister h. Matthys Pfarrern34 uberantwurt.
|236r|
Johannes Lenglinus35, pastor ecclesiae Christi apud
d[omum] Wilhelmum, subscripsit.
Antonius Reuchlinus36, pastor ecclesiae Christi apud
Praedicatores, subscripsit.
Melchior Speccerus37 subscripsit.
keit führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem
Konvent und 1549 zu seiner Ablösung (s. auch Nr. 40).
Eine Zeitlang war Lenglin Sekretär Martin Bucers.
Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 3128; Leonard, Nails,
S.100-102.
36 Anton Reuchlin, * in Isny, dort Schüler des Hebraisten
Paul Fagius, studierte in Tübingen und Wittenberg.
1542 wurde er Helfer in Leonberg, dann 1545 Pfarrer in
Grötzingen, 1546 in Deckenpfronn, 1547 in Markgrönin-
gen, 1549 in Waldenbuch und 1551 in Magstadt.
1552-1557 war er Helfer an der Neuen Kirche in Straß-
burg. Von 1554 bis zu seinem Tod 1558 versah er neben
dem Diakonat auch die Lektur für Hebräisch am Gym-
nasium in Straßburg. Anton Reuchlin veröffentlichte
eine Reihe von hebraistischen Lehrwerken. Vgl. Bopp,
Geistliche, Nr. 434; Stefan rhein, Familie Reuchlin.
Ein genealogischer Ausflug in die Zeit des Humanismus
und der Reformation, in: Ettlinger Hefte 29 (1995),
S. 63-71.
37 Melchior Specker (Speccer), Dr. theol., * in Isny, † 13.
November 1569, war 1546-1550 Pfarrer in Reitweiler,
1548-1556 in der Ruprechtsau und 1557-1569 an St.
Thomas in Straßburg. Ab 1557 besaß er eine Professur
am Gymnasium, zunächst für Logik, dann für Theologie.
1568 wurde er zum Visitator der Akademie gewählt. Vgl.
Bopp, Geistliche, Nr. 4966; Schindling, Hochschule,
S. 128.
451
sein schädliche scha[l]ckheit und boßheit geweret
werde. Dan, wer so verrucht ist, das er im seinen
Gott und sein heilige wort nit laßt sein sund und
boßheit wehren, dem solle es die oberkeit mit dem
schwert, das sie von Gott entpfangen hat, wehren.
Das am end im letsten § von den dörffern ge-
meldet wurt, fol. 220, sihet uns fur gut an, das esp
auch in den dörffern wie in der statt, wie erst ge-
meldet ist, gehalten werde, damit ein underscheid
under der zucht Christi und seiner kirchen und der
oberkeit straff vermöge gotlichs worts erkennet und
gehalten werde. |236r|
Cap. XX: Von der begrebnuß, fol. 271.
Mit der begrebnuß gefelt es uns, das es also ge-
halten werde, wie die Agenda vermage. Ist auch also
bißher, so vil uns wissend, anders nit gehalten wor-
den.
Der beschluß der Agendae.
Diser beschluß ist uns gefellig und angenäm in
allen dingen.
p Korr. aus: man.
q Gestr.: unsern.
34 Matthys Pfarrer, * 1489 in Straßburg, † 19. Januar 1568
ebendort, war über viereinhalb Jahrzehnte Oberherr der
Zunft der Weinsticher. Insgesamt sieben Mal bekleidete
er als Ammeister das höchste Amt der Reichsstadt
(1527, 1533, 1539, 1545, 1551, 1557 und 1563). Von 1523
bis 1525 gehörte er zunächst dem Kollegium der XV an,
dann bis zu seinem Tod demjenigen der XIII. Pfarrer,
der mit einer Tochter des Straßburger Stadtschreibers
und Humanisten Sebastian Brant verheiratet war,
wandte sich nach Rott bereits im Frühjahr 1523 der Re-
formation zu und gehörte in der Folge zu ihren Förde-
rern innerhalb des Magistrats. Neben Jakob Sturm war
Pfarrer wohl das bedeutendste Mitglied in der städti-
schen Führung während der ersten Hälfte des 16. Jh. Er
nahm u.a. an den Reichstagen in Speyer 1526 und 1529
und am Augsburger Reichstag 1530 teil und vertrat die
Stadt auf mehreren Versammlungen der protestanti-
schen Stände (so 1529 in Schmalkalden). Vgl. Ficker /
Winckelmann, Handschriftenproben 1, Nr. 5;
Hatt, Liste, S. 512 und 624; Brady, Ruling Class,
Nr. LXXIII.
35 Johannes Lenglin, aus Ravensburg, versah 1536-1561
das Pfarramt an St. Wilhelm in Straßburg. Als Nachfol-
ger von Paul Volz übernahm er die Aufgabe der Predig-
ten im Frauenkloster St. Nicolaus in Undis; seine Tätig-
Also haben e[uer] g[naden] unsern einhelligen ver-
stand, willen und meinung der Agenden halben uffs
kurtzest und einfeltigst angezeigt. Der almechtig,
gütig Gott, unser hymlischer vatter, gebe gnad
durch seinen eingebornen lieben sonq Jesum Chri-
stum, unsern hern und einigen heyland, sampt dem
heiligen geist, das es alles zu furderung seins reichs
und seiner ehren und unserer aller besserung und
heil recht verstanden, demütigklich angenomen,
fleissig und bstendig in christlicher lieb und einig-
keit geübet werde, Amen.
An[no] Do[mini] MDLVII., den 26. Augusti. Dem
hern ammeister h. Matthys Pfarrern34 uberantwurt.
|236r|
Johannes Lenglinus35, pastor ecclesiae Christi apud
d[omum] Wilhelmum, subscripsit.
Antonius Reuchlinus36, pastor ecclesiae Christi apud
Praedicatores, subscripsit.
Melchior Speccerus37 subscripsit.
keit führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem
Konvent und 1549 zu seiner Ablösung (s. auch Nr. 40).
Eine Zeitlang war Lenglin Sekretär Martin Bucers.
Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 3128; Leonard, Nails,
S.100-102.
36 Anton Reuchlin, * in Isny, dort Schüler des Hebraisten
Paul Fagius, studierte in Tübingen und Wittenberg.
1542 wurde er Helfer in Leonberg, dann 1545 Pfarrer in
Grötzingen, 1546 in Deckenpfronn, 1547 in Markgrönin-
gen, 1549 in Waldenbuch und 1551 in Magstadt.
1552-1557 war er Helfer an der Neuen Kirche in Straß-
burg. Von 1554 bis zu seinem Tod 1558 versah er neben
dem Diakonat auch die Lektur für Hebräisch am Gym-
nasium in Straßburg. Anton Reuchlin veröffentlichte
eine Reihe von hebraistischen Lehrwerken. Vgl. Bopp,
Geistliche, Nr. 434; Stefan rhein, Familie Reuchlin.
Ein genealogischer Ausflug in die Zeit des Humanismus
und der Reformation, in: Ettlinger Hefte 29 (1995),
S. 63-71.
37 Melchior Specker (Speccer), Dr. theol., * in Isny, † 13.
November 1569, war 1546-1550 Pfarrer in Reitweiler,
1548-1556 in der Ruprechtsau und 1557-1569 an St.
Thomas in Straßburg. Ab 1557 besaß er eine Professur
am Gymnasium, zunächst für Logik, dann für Theologie.
1568 wurde er zum Visitator der Akademie gewählt. Vgl.
Bopp, Geistliche, Nr. 4966; Schindling, Hochschule,
S. 128.
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