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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0480
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Straßburg

fur uns selbs seyen, das wir doch rechte bueß thun
und unser hertz in |296r| warem glauben an deinen
lieben sun auffrichten, seine gnade und h. geist ent-
pfahen, das wir ferner in unserem gantzen leben dich
in im erkennen, loben, ehren und danckbar seyen.
Und dieweil dein lieber sun, unser heyland Chri-
stus, solchs gnadenwerck in uns zuverrichten auch
sein allerheiligest nachtmal hat gestifftet, do er mit
brott und wein seinen waren leib und blut und allen
seinen tewern verdienst uns ubergibt und applicirt,
ja sich uns vereinigt und einleibet, so heilige, lieber
vatter, unser seel und leib und gib, das wir solche
sein gemeinschaft wirdig und heilsam entpfahen, da-
mit wir, deiner ewigen güte und lieb gegen uns fer-
ner in starckem glauben dester mehr vertrostet, in
dein gute art schlahen22, liebreich werden und in
dem newen leben, das dir gefelt, reichlich gesterckt
werden. Das bitten wir dich durch Jesum Christum,
auch mit denen worten, die er uns selbs gelert, das
wir sprechen: Unser Vatter23 etc.
An solchem unserem gebett sollen wir gar nit zweiff-
len, dan das es gewiß in Christo erhoret, so wirt es
uns alles werden, wie wir gebetten haben24. Derhal-
ben, so horet nun auch mit gleubigem hertzen die
wort von der einsatzung und stifftung deß H. abent-
mals Christi, wie solche die h. apostel und |296v|
evangelisten also melden25:
In der nacht, do der her Jesus etc., wie im Ca-
tech[ismus]26.
Auff dise wort spricht der pfarher:
Hie horet ir lieben christen eures seligmachers stiff-
tung, die er selbs in der nacht, do er so gethon, was
er den seinigen gibt und biß an jungsten tag geben

f-f Korr. aus: Der leib des Herrn.
Korr. aus: blut Christi.
22 Zu den Wendungen in eine Art schlagen bzw. aus der art
schlagen vgl. Grimm, DWb 15, Sp. 412 und Röhrich,
Lexikon 1, S. 70.
23 Mt 6,9-13.
24 Vgl. Mt 7,7; Mk 11,24.
25 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
26 Vgl. BSLK, S. 520.

wil, auch was uns darbei zuthun gebure27. Disem
unserm heilandt last uns glauben und gehorsam
leisten. Derhalben, welche er mit seinem geist und
wort dohin gebracht hat, das sie wirdig, wie in der
vorbereitung gehort, hieher gehn konnen, die kom-
men im namen deß herren herzu. Gott wircke alles
guts zu seinen ehren und zu unserem ewigen heil in
uns allen, Amen.
Darauff geht das gesang: Gott sei etc.28, an und ent-
pfahens beide diener am ersten, darnach andre. Und
spricht der erst diener zu einem yden:
Der herr spricht: Nemet, esset. fDas ist mein leibf,
der fur euch gegeben wirt. Thut solchs zu meiner
gedechtnus.
Der ander diener sagt:
Trincket. Das gist das newe testamentg im blut Chri-
sti, fur eure sund vergossen.
Etwa spricht man auch:
Der leib Christi, fur euch geben, erhalt euch ins ewig
leben. Das blüt Christi, fur euer sund vergossen,
macht euch deß himels erbgenossen29.
Nach dem nun die communio verricht, dancket der
1. diener oder pfarher Gott mit disen worten: |297r|
Almechtiger Gott, himlischer vatter, wir sagen dir
von hertzen miteinander ewigs lob, ehr und danck,
das du uns arme sunder so hoch begnadest und zu
deinem lieben son, unserem herren Jesu Christo, ge-
zogen hast, denselben nun nicht allein fur uns in
todt, sondern in auch zu einer speis und auffent-
halt30 ins ewig leben gegeben und allerding gar ge-
schencket und eingeleibet hast. Verleihe du, getre-
wer Gott und vatter, reichlich dein gnade und geist
uber uns alle, das wir solche gemeinschafft, so wir an

27 Das Grundgerüst des Satzes bilden: Hie horet ir lieben
christen eures seligmachers stifftung [...], was er den seini-
gen gibt und biß an jungsten tag geben wil, [...].
28 Vgl. Wackernagel 3, Nr. 11, S. 10; AWA 4, Nr. 4,
S. 163f.; Straßburger Gesangbuch (1541), S. XXIII-
XXVI.
29 Der Reim ließ sich anderweitig nicht nachweisen. Zu deß
himels erbgenossen vgl. Eph 2,19 und 3,6.
30 Unterhalt, Nahrung, s. FWb 2, Sp. 380.

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