Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0532
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

Under der communion singt man entweder: Jesus
Christus, unser heyland, Johan Hussen lied30, oder:
Gott sey gelobet und gebenedeyet31, oder wens gros-
se communion sind: O herre Gott, begnade
mich32, oder sonst ein gesang de tempore. |249v|
Darnach segnet der kirchendiener das volck also:
Der herre segne euch und behuete euch. Der herr
erleuchte sein angesichte uber euch und sey euch
gnedig. Der herr erhebe sein angesicht auff euch und
gebe euch den frieden33.
Die benedeyung Gott, des vatter und des sohns
und deß heyligen geistes, sey mit euch allen, Amen.
Gehet hin in friede.
[3.] Von der mittags und abend predigt
In der mittags predigt singet man vor und nach.
Und pfleget der mittags prediger allwegen34 ein ge-
wisses buch entweder auß dem Newen oder Alten
Testament nach erkantnuß des kirchen convents zu
erkleren. In der abend predigt aber pflegen die pfa-
rer nach ihrer ordnung die sontaglichen episteln
oder (so ein aposteltag oder sonst ein festag mit ein-
fallet) die verordnete lection zu erkleren. Auch sin-
get man vor und nach der predigt.
[4.] Vom catechismo
Nach der mittags predigt halt man im Münster
gleich bald35 den catechismum mit der jugent, in
den andern pfarren aber umb ein uhr winters und
summers zeit, do man allein singet und bettet und
lest die kinder den catechismum recitiren. Die auß-
legung des catechismi haltet man des jars vier-
mal36, dan alle viertel jar werden auff einen |250r|
m-m Erg.
n Gestr.: das, so auff den aposteltag geordnet ist.

30 Wackernagel 3, Nr. 10, S. 9f.; AWA 4, Nr. 6, S. 168-
170; Straßburger Gesangbuch (1541), S. XXVI-
XXVIII: Johannes Hussen lied vom Abentmal, gebessert
D. Mart. Luther.
31 Wackernagel 3, Nr. 11, S. 10; AWA 4, Nr. 4, S. 163f.;
Straßburger Gesangbuch (1541), S. XXIII-XXVI.
32 Wackernagel 3, Nr. 120, S. 90f.; Straßburger Ge-
sangbuch (1541), S. CXXIX-CXXXII.

Sontag allezeit 3 stuck des catechismi erkleret, als in
der ampt predigt eins, in der mittags predigt das
ander, in der abend predigt das dritte etc., conse-
quenter die nach volgenden viertel jar. Und wen der
catechismus auß ist, fahet man allwegen wieder for-
nen ahn.
[5.] Vom bettag
Alle vier wochen haltet man einen großen bettag, do
man fur mittage eine fruepredigt und eine ampt pre-
digt haltet, wie auff einen Sontag37. Nach gehaltener
predigt mag ein jeglicher wieder an sein arbeit ge-
hen. Und pflegen wir in solchen bettags predigten
die Psalmen einander nach zu erkleren.
Auff die Aposteltage, wen sie in der wochen fal-
len, predigt man zu acht uhren im Münster das
evangelium, mdas auff solchen tag geordnet istm.
Fallen sie aber auff den Sontag, so predigt mans an
stadt des sontaglichen evangeliin.
[6.] Von der vorbereytung auff die Sonabend
Ehe man aber das nachtmal halt auff den Sontag,
pflegt man auff den Sonabend zuvor eine vorberey-
tung zu halten, welchs der pfarrer den vorgehenden
Sontag zuvor anzeigt und das volck mit vleiß zu
komen vermanet. In solcher vor- |250vI bereytung
erkleren die kirchendiener entweder verba institu-
tionis caenae Domini, bißweylen weytleufftig, biß-
weylen kurtz, oder nemen sonst ettliche dicta, dar-
innen beneficia Christi begriffen sind. Bißweylen
wird auch sextum caput Johannis erkleret38.
Nach vollendter predigt spricht der kirchendiener
das vorgehend gebett39:
33 4Mos 6,24-26.
34 Jeweils, s. FWb 1, Sp. 803f.
35 Alsbald, sogleich, s. Grimm, DWb 7, Sp. 8024f.
36 Die sogenannten Katechismuspredigten. Vgl. dazu auch
Nr. 61, S. 590.
37 Vgl. oben S. 513.
38 Vermutlich Joh 6,22-59 (die Brotrede).
39 Vgl. oben S. 515.

516
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften