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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0536
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Straßburg

gefochten unnd ohnmolestirt7 lasse, aller reden,
schrifften und alles dessen, so zuo zanck, hader, un-
willen oder auffrhuor ursach geben mag, bey Leibs
und Lebens straff sich enthalte, dargegen Burgerli-
chen fridlichen wandels und wesens, wie einem Chri-
sten gebürt, gegen meniglich sich befleisse und
schuldigen gehorsams inn allem erzeige.
Und dieweil dergleichen auffrhürische reden zuo trei-
ben, zedell oder schrifften anzuoschlagen oder für die
Heuser zuo legen Burgerlicher rhuo und einigkeit,
auch fürnemlich Burgerlichen pflichten zuo wider
und inn allen Rechten höchlich verbotten, Auch von
Gott, dem Allmächtigen, solche Auffrhürer niemah-
len ungestrafft gebliben8, So lassen unsere Herren
obgemelt ewer jeden auch seines geschwornen Bur-
ger eydts erinnern, wa einer einen wüßt, der solche
Schmach schrifften oder zedell gedichtet, geschri-
ben, angeschlagen oder auff die gassen geworffen
oder rhat, that, hülff oder fürschub darzuo gethon,
das er den selben dem Regierenden Herrn Ammei-
ster9 anzeigen, darbey dessen vertröstet10 und ihm
damit zuogesagt sein soll, das nicht allein sein, des
Anzeigers, namen verschwigen bleiben und im zu
keiner gefahr oder verwiß nimmermehr gereichen,
sonder im darzu Ein hundert Thaler zuo vereh-
rung11 gegeben werden soll, Demnach ein jeder desto
geflissener inn dem sich zuoverhalten und damit zuo

7 Unbelästigt, unbeeinträchtigt, s. DRW 9, Sp. 825f. (s.v.
molestieren).
8 Vgl. 4Mos 16.
9 Das Amt des Ammeisters bekleidete 1581 Michael
Liechtensteiger, vgl. Hatt, Liste, S. 236. Zu ihm s.
S. 499.

erkennen zuogeben, das er als ein ehrlicher Burger
dem, was zuo widerwillen, zwitracht und Auffrhuor
dienen mag, so vil an ihm, begere zuobegegnen und
vorzuokommen.
Wie dann auch unsere Herren die, so solche Auff-
rhürische gemüter wissentlich verschweigen und
uber dise erinnerung nicht anzeigen, für eben die
halten und achten, die aller Burgerlichen pflicht
vergessen, lust unnd gefallen ab den dingen haben,
darauß nichts dann zerrüttung gemeinen Fridens
und rhuo zuo gewarten12, Da doch unsern Herren als
einer Christlichen Oberkeit inn dem billich zuo ver-
trawen, wie es auch bißher im werck gespürt und
befunden worden, das sie an ihrem von Gott haben-
den Ampt trewer Vätterlicher fürsorg unnd allem
dem, so zuo befürderung der Ehren Gottes, fort-
pflantzung reiner Evangelischer Lehr und erhaltung
Fridens, rhuo und einigkeit inn diser Statt fürsten-
dig13, nichts werden erwinden14 lassen. Dessen sich
ein jeder ehrlicher Mann billich benügen lassen, das
selb seines vermögens befürdern und alles, dem sel-
ben zuo wider, zuofürkommen oder zuoverhütten geflis-
sen und begirig sein soll.
Actum et Decretum Sambstags, den XXII. Aprilis,
Anno LXXXI.

10 Versprochen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2009.
11 Als Geschenk, Honorar.
12 Erwarten, FWb 6, Sp. 1868f.
13 Förderlich, s. Grimm, DWb 4, Sp. 852.
14 Fehlen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1066.

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